Dezentrale Heimspeicher und netzdienliche Batteriespeicher im Forschungsfokus

Antwort der Bundesregierung: Batteriekosten für Elektromobilität

Die Kosten von Antriebsbatterien könnten sich bis 2030 auf etwa 100 €/kWh halbieren. Dies erklärt die Bundesregierung – so der parlamentseigene Pressedienst heute im bundestag – in ihrer Antwort (19/11833) auf eine Kleine Anfrage (19/10954) der FDP-Fraktion unter Verweis auf einen „Lernkurvenansatz“ bei der gegenwärtigen Entwicklung von Batteriekosten und -nachfrage. Sie legt außerdem dar, dass aus rein technischer Sicht Fahrzeuge in Deutschland bereits heute mit einer entsprechend großen sogenannten Traktionsbatterie (Foto) ausgestattet werden könnten. Allerdings erhöhten sich die Anschaffungskosten erheblich mit der Reichweite. „Um Elektrofahrzeuge kostengünstiger für den Langstreckenbetrieb zu ertüchtigen, bedarf es neuer Batteriekonzepte, die aktuell Gegenstand der Forschung sind“, heißt es in der Antwort weiter. Aufgelistet werden darüber hinaus derzeit unterstützte Forschungsprojekte. (hib/PEZ)

E-Mobilität – Renault Twizy – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Im Wortlaut: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Mario Brandenburg (Südpfalz), Katja Suding, Dr. Jens Brandenburg (Rhein-Neckar), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/10954 – Bemühungen der Bundesregierung im Bereich „Batterietechnologie“

V o r b e m e r k u n g   d e r   F r a g e s t e l l e r

Die Batterietechnologie stellt für Industrie, Medizin, Klimaschutz und Mobilität eine Schlüsseltechnologie in unserer Zeit dar. Speichertechnologien werden für Kleinstanwendungen, wie zum Beispiel Knopfzellen, bis hin zu großen stationären Systemen für die Energieerzeugung benötigt. Nicht nur Elektroautos sind auf leistungsfähige Batterien angewiesen, um eine angemessene Reichweite zu erreichen, auch Strom aus erneuerbaren Energien wie Sonne oder Wind benötigen stationäre Energiespeicher (www.iav.com/forschungsprojekte/embatt-rein-elektrisch-1000-kilometer-weit-fahren#projekte und https://www.fraunhofer.de/de/forschung/aktuelles-aus-der-forschung/aeltere-artikel/batterieforschung.html). Obwohl Deutschland in der Automobilbranche zu den Top drei Produzenten weltweit gehört, wird keine Batteriezelle der heutigen E-Autos in Deutschland produziert. Den weltweiten Spitzenplatz unter den Batteriezellenherstellern hat das chinesische Unternehmen CATL inne. Und dies, obwohl die Bundesregierung und die deutsche Industrie bereits mehrere hunderte Millionen Euro investiert haben. Deutschland schneidet in Punkto Wettbewerbsfähigkeit trotz verschiedener Regierungsprogramme (Elektromobilität, Hightech-Strategie, Batterieforum etc.) im internationalen Vergleich aus Sicht der Fragesteller schlecht ab.

Vor allem zukünftige Entwicklungen aus den Bereichen Automobil, Energie und Medizin, die politische Bereiche wie das Verkehrs- oder das Gesundheitssystem tangieren, beruhen final auf der Reichweitenerhöhung der Batterien. Energiespeichersysteme und deren Technik befinden sich im Umbruch. Deshalb ist es notwendig, Forschungsergebnisse marktreif zu machen. Dabei stellt Silizium einen Lösungsansatz dar, da es zu den häufigsten Elementen der Erde zählt. Bereits mehrere Universitäten erforschen Siliziumanoden, die eine zehnfache Ladekapazität und einen Ladevorgang von nur wenigen Minuten aufweisen. Damit könnten Batterien im medizintechnischen Bereich wie zum Beispiel Hörgeräte nicht nur miniaturisiert werden, auch der Ladevorgang könnte drastisch verkürzt werden (www.heise.de/newsticker/meldung/Neuer-Silizium-Akku-verzehnfacht- die-moegliche-Energiedichte-4036489.html).

Aus Sicht der Fragesteller sollten Entwicklungschancen der Batterietechnologien genutzt und die Reichweitenerhöhung stärker gefördert werden, denn verschiedenste Branchenentwicklungen stehen in Abhängigkeit dieser Schlüsseltechnologie. Deutschlands Bemühungen müssen sich auf Batterien der nächsten Generation konzentrieren. Dazu gehören vor allem Post-Lithium-Technologien, um bei den Entwicklungen in Asien mithalten zu können. Der Batteriemarkt ist gewaltig und wird von Experten im Jahr 2025 weltweit auf 250 Mrd. Euro geschätzt (edison.handelsblatt.com/erklaeren/wie-china-den-batterie-markt-dominiert/22870746.html). Deutschland kann nach Ansicht der Fragesteller mit effektiver Forschung und Entwicklung einen Spitzenplatz einnehmen.

  1. Wo sieht die Bundesregierung das Potential von Batterietechnologien in Bezug auf die Automobilbranche, die Medizintechnik und im Bereich der erneuerbaren Energien? Wo sieht die Bundesregierung Einschränkungen in diesen Bereichen?
    In ihrer Mitteilung zur Umsetzung des strategischen Aktionsplans für Batterien geht die Europäische Kommission davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien bis zum Jahr 2022 auf 400 GWh p. a. und bis 2040 auf 4.000 GWh p. a. steigen dürfte. Mit Bezug auf den Bereich der erneuerbaren Energien bzw. des Stromsystems sieht die Bundesregierung vor dem Hintergrund der derzeitigen Regulierung weiteres Potential für Batteriespeicher insbesondere in zwei Bereichen: Nutzung in Haushalten und der Industrie für einen verstärkten Eigenverbrauch sowie Erbringung von Systemdienstleistungen (z. B. Regelenergie, Redispatch) für das Stromsystem. Der weitere Ausbau wird insbesondere durch die Kosten der Batteriespeicher und den regulatorischen Rahmen bestimmt werden. Im Rahmen eines laufenden Forschungsvorhabens lässt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie derzeit Zubautrends, Ausbaupotenzial und Kostenentwicklung von Batteriespeichern untersuchen. Im Fokus stehen dabei dezentrale Heimspeicher und netzdienliche Batteriespeicher.
  2. Hat die Bundesregierung Informationen darüber, wann es aus technologischer Sicht möglich ist, das erste Elektroauto mit einer Reichweite von 1.000 km in Deutschland zu produzieren? Wie bewertet die Bundesregierung diese Batterietechnik hinsichtlich Effizienz?
    Aus rein technischer Sicht können Fahrzeuge bereits heute mit einer entsprechend großen Traktionsbatterie ausgestattet werden. Die Traktionsbatterie ist ein wesentlicher Kostenfaktor in einem Elektrofahrzeug. Eine Erhöhung der Reichweite ist mit einer erheblichen Steigerung der Anschaffungskosten von derzeit ca. 4.000 Euro pro 100 Kilometer verbunden. Entsprechend werden sich je nach Kundensegment Gleichgewichte zwischen Reichweite und Anschaffungskosten herausbilden. Es ist davon auszugehen, dass die Fahrzeughersteller ihr Produktportfolio entsprechend gestalten. Um Elektrofahrzeuge kostengünstiger für den Langstreckenbetrieb zu ertüchtigen, bedarf es neuer Batteriekonzepte, die aktuell Gegenstand der Forschung sind. Hinsichtlich der Effizienz vertritt die Bundesregierung die Meinung, dass batterieelektrische Fahrzeuge sowohl energetisch als auch bezogen auf die CO2-Emissionen einem Antrieb mit Verbrennungsmotor überlegen sind. Mit fortschreitender Dekarbonisierung der Stromversorgung wird dieser Effizienzvorteil zunehmend größer.
  3. Welche Kosten kalkuliert die Bundesregierung für einen zukunftsorientierten Produktionswandel der Automobilbranche in Deutschland?
    Bei einer Umstellung bzw. Anpassung der Produktion berücksichtigen Unternehmen verschiedene Kostenarten wie Arbeitskosten, Energiekosten, Beschaffungskosten, Investitionskosten und Innovationskosten. Aufgrund der komplexen, betrieblich differenzierten Kostenstruktur von Produktionsabläufen liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse zur Kostenstruktur und -höhe vor.
  4. Wie begründet die Bundesregierung die hohen Investitionen für Elektroautos mit Lithium-Ionen-Akkus?
    Die Automobilindustrie durchlebt derzeit einen tiefgreifenden Strukturwandel. Insbesondere die anspruchsvollen CO2-Flottenziele zwingen Autohersteller, alternative Antriebe zu entwickeln und attraktive Produkte anzubieten. Die batterieelektrische Mobilität leistet dabei einen ganz wesentlichen Beitrag, das in Paris von 200 Staaten beschlossene Ziel einzuhalten, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen. Daher investieren weltweit alle Hersteller erhebliche Mittel in die Zukunftstechnologie Elektromobilität. Die Bundesregierung geht das Thema technologieneutral an und unterstützt den Markthochlauf durch verschiedene Maßnahmen (Förderung von Forschung und Entwicklung, Umweltbonus, Ausbau der Ladeinfrastruktur, steuerliche Anreize u. a.). Weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Markthochlaufes sollen Gegenstand der Diskussionen im Kabinettausschuss Klimaschutz sein.
  5. Wie möchte die Bundesregierung die Kosten der Batteriesysteme senken? Wann sieht die Bundesregierung eine Chance, die Kilowattstunde preislich zu halbieren, und in welchem zeitlichen Rahmen?
    Ein entscheidender Faktor für die Kostenreduktion ist der Einsatz modernster Fertigungstechnologien in der großskaligen Batteriezell- und Batteriefertigung. Mit dem Important Project of Common European Interest (IPCEI) „Batteriezellfertigung“ wird daher auch der Aufbau einer industriellen Batteriezellfertigung in Europa unterstützt. Die Bundesregierung fördert in verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsprogrammen mit einer Vielzahl von Projekten die Weiterentwicklung der Batterietechnologie. Hierzu zählen Forschung u. a. zu Batteriematerialien, Prozess- und Produktionstechnologien sowie Recyclingprozessen und Wiederverwendung von Batterien. Mit diesem Innovationssystem von der Grundlagenforschung bis zur industriellen Anwendung verfolgt die Bundesregierung unter anderem das Ziel, die Kosten von Batteriesystemen aktueller und künftiger Technologiegenerationen zu senken. Wendet man den Lernkurvenansatz auf die gegenwärtige Entwicklung von Batteriekosten und -nachfrage an, so ist zu erwarten, dass die Kosten von Traktionsbatterien von heute ca. 200 Euro pro Kilowattstunde zwischen 2025 und 2030 auf 100 Euro pro Kilowattstunde sinken werden.
  6. Warum führt die Bundesregierung die Projekte der einzelnen Bundesministerien, die sich der Förderung von Batterietechnologie widmen, nicht in eine eigene „Batterietechnologien-Strategie“ zusammen? Welche Bundesministerien beschäftigen sich mit Batterietechnologien?
    Die Bundesregierung fördert Forschung und Entwicklung von Batterietechnologien im 7. Energieforschungsprogramm (BMWi, BMBF) und im Materialforschungsprogramm (BMBF). Die Förderung der Batterie als Querschnittsthema in mehreren Forschungsprogrammen erfolgt mit dem Ziel einer Themenstärkung, indem für alle Facetten des Themas die in den Forschungsprogrammen jeweils vorhandenen Methoden und Kompetenzen, getragen durch die verschiedenen Anwendungsperspektiven, bestmöglich genutzt werden können. Das Energieforschungsprogramm betrachtet die Batterie vorwiegend aus der Perspektive ihrer Anwendung im Energiesystem für die Mobilität und netzdienliche Leistungen; das Materialforschungsprogramm profitiert von einer breiten Basis von material- und fertigungswissenschaftlichem Wissen und hat die Förderung unterschiedlicher Batterietechnologien entlang der Wertschöpfungskette in einem „Dachkonzept Forschungsfabrik Batterie“ zusammengefasst. Beide Ressorts stehen in engem fachlichen Austausch auf Programmebene bis hin zur effizienten Abstimmung von Einzelvorhaben. Daneben fördert das BMU die Entwicklung umweltschonender Recyclingverfahren für Komponenten von Elektrofahrzeugen, insbesondere für Antriebsbatterien, seit vielen Jahren. Die einzelnen Projekte sind unter www.erneuerbar-mobil.de einsehbar.
  7. Wie viele Forschungsprojekte unterstützt die Bundesregierung im Bereich der Batterietechnologien (bitte Inhalt, Laufzeit, Fördervolumen, Industriepartner und das federführende Ressort aufführen)?
    Tabelle unter http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/118/1911833.pdf. S. 4-14.
    Die durch das BMU geförderten Projekte zur Entwicklung umweltschonender Recyclingverfahren für Antriebsbatterien sind einsehbar unter www.erneuerbarmobil.de. Die Anwendung von Batteriespeichern tritt in vielen weiteren geförderten Projekten auf. Eine Projektdatenbank zu öffentlich geförderten Projekten in Deutschland, die sich mit Batterien befassen, findet sich unter www.batterieforum-deutschland.de/ projektdatenbank/. Informationen zu den im Rahmen des Energieforschungsprogramms geförderten Projekten sind über die Informationsplattform EnArgus (www.enargus.de) verfügbar.
  8. Welchen Einfluss haben nach Ansicht der Bundesregierung die in der Antwort zu Frage 7 aufgezählten Projekte auf den technologischen sowie wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands? Welchen Plan und welches Ziel verfolgt die Bundesregierung dabei?
    Bei den Projekten handelt es sich um vorwettbewerbliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die bis zur Herstellung der Marktreife der geförderten technologischen Entwicklungen erhebliche und teils mehrjährige Folgearbeiten der Zuwendungsempfänger nach sich ziehen. Die Förderung kann die Zeiträume bis zur Breitenanwendung beschleunigen. Die Projekte geben bis zur Systemebene bedeutsame Hinweise zu Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten. Dies sind wichtige Voraussetzungen für einen zukünftigen technologischen Vorsprung und die Kosteneffizienz bei der Herstellung sowie dem Einsatz von Batterietechnologien.
  9. Wie hoch wertet die Bundesregierung den „Return-on-Investment“ im Rahmen der einzelnen Projekte und Investitionen der Bundesministerien zum aktuellen Stand ein?
    Da sich die Projektförderung in der vorwettbewerblichen Phase abspielt, an die sich bis zur Breitenanwendung typischerweise noch mehrjährige Entwicklungsarbeiten anschließen, kann ein „return on investment“ auf Ebene von Einzelprojekten nicht quantifiziert werden. Dennoch geht die Bundesregierung von einem positiven Zusammenhang zwischen Forschungsförderung und wirtschaftlicher Entwicklung aus. Die Transformation in Richtung der batterieelektrischen Mobilität wird die Wertschöpfungsketten in der Automobilindustrie tiefgreifend verändern. Ungefähr ein Drittel der Wertschöpfung eines Elektrofahrzeugs liegt in der Batterie. Das Ziel ist es, wettbewerbsfähige, innovative und umweltschonende Batteriezellen hier am Standort zu entwickeln, herzustellen und einzusetzen. Es geht dabei um Innovationsfähigkeit und technologische Souveränität auf einem zentralen Zukunftsfeld für unsere Wirtschaft sowie um den Aufbau innovativer, geschlossener Wertschöpfungsketten mit zahlreichen Arbeitsplätzen.
  10. Welchen Erfolg spricht sich die Bundesregierung im Bereich Batterietechnologien selbst zu (bitte ein Best-Practice Beispiel oder Leuchtturmprojekt anführen)? Welche Wirkung hat das Beispiel auf den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands?
    Bzgl. „IPCEI Batteriezellfertigung“ wird auf Antworten zu den Fragen 5 und 9 verwiesen. Die Batterieforschungslandschaft wurde in den letzten Jahren durch unterschiedliche Initiativen der Bundesregierung wieder aufgebaut. Hierzu zählen sowohl Aufbau und Stärkung einer diversifizierten Forschungsinfrastruktur wie auch die projektorientierte Förderung anwendungsnaher Projekte bis hin zur Demonstration. Exemplarisch für das eingesetzte Förderinstrumentarium sind folgende Leuchtturmprojekte zu nennen:
  • Die Anzahl und Ausstattung der Forschungseinrichtungen in Deutschland konnten deutlich erhöht werden. So wurden beispielsweise das Elektrolytlabor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zur Erforschung und Entwicklung neuer Elektrolyte für Batteriezellen aufgebaut. Am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung in Ulm wurde eine Forschungsproduktionslinie für große Batteriezellen installiert. Die Einrichtungen werden intensiv durch die Industrie für gemeinsame Forschungen genutzt. Die Initiativen zahlen auf die Mission der Hightech-Strategie der Bundesregierung „Batteriezellproduktion in Deutschland aufbauen“ ein.
  • In einer Folge „Li-Fem“, „Li-Nas“, „LiMo“ und „LiSta“ von Forschungsprojekten wurden über mehrere Jahre die Fertigung mit innovativen Hochenergie- Zellchemien und ressourceneffizienten Darstellungsprozessen für verschiedene Lithium-Ionen-Batteriezellen erforscht. Der deutsche Maschinenbau konnte davon profitieren, weil die Anlagen so konzipiert und weiter erforscht werden konnten, dass diese für eine spätere Großserienproduktion skalierbar sind. Am Ende des Projekts haben die beteiligten Unternehmen VARTA und VW die Anlagentechnik übernommen. VARTA hat seither zweistellige Millionenbeträge in die entwickelte Anlagentechnologie investiert und ist Weltmarktführer bei Li-Ion Knopfzellen.
  • In dem Verbundvorhaben „M5BAT“ („Modularer multi-Megawatt multi- Technologie Mittelspannungsbatteriespeicher“) wurde ein weltweit einzigartiger hybrider Batteriespeicher in einer Gesamtleistungsklasse von 5 MW über die modulare Verknüpfung verschiedener Batterietechnologien demonstriert. Dadurch konnten wirtschaftlich maßgebliche Prozesse wie die Bereitstellung von Regelleistung für den stabilen Netzbetrieb und die Entwicklung und Erprobung von Vermarktungsstrategien zukünftiger Produkte im Energiemarkt evaluiert werden. Dabei standen dafür wesentliche wirtschaftliche Erfolgsfaktoren wie effiziente Steuerung, redundante Sicherheit, erhöhte Lebensdauer und Kosteneinsparungspotenziale im Vordergrund.
  1. Mit welchen weiteren Maßnahmen plant die Bundesregierung weitere Forschungsprojekte, wie „ePadFab“ und „EMBATT2.0“ (Konsortium Thyssen- Krupp System Engineering GmbH, IAV GmbH und Fraunhofer IKTS), zu unterstützen? Gibt es Pilot- oder Leuchtturmprojekte dazu (www.iav.com/forschungsprojekte/embatt-rein-elektrisch-1000-kilometer-weit-fahren#projekte)?
    Die genannten Forschungsprojekte „ePadFab“ und „EMBATT2.0“, die sich mit dem Thema Bipolarbatterien für Fahrzeuge beschäftigen, finden aktuell ihre Fortsetzung im Forschungsvorhaben „embatt-goes-fab“ (vgl. www.embatt.de/projekte/ embatt-goes-fab.html). In diesem Vorhaben sollen die materialtechnischen und herstellungstechnischen Ergebnisse der beiden Vorläufervorhaben im Hinblick auf die Skalierung vom Labormaßstab hin zu großflächigen, applikationstauglichen Geometrien und Kapazitäten sowie deren Demonstration auf Versuchsanlagen weiterentwickelt werden. Der Projektzyklus zeigt deutlich das abgestimmte Vorgehen in der Forschungsförderung zum Thema Batterien. In „ePadFab“ förderte der Freistaat Sachsen das initiale Zellkonzept. Die Förderung der wissenschaftlichen Grundlagen hinsichtlich notwendiger Materialien zur Umsetzung des Zellkonzepts erfolgt durch das BMBF in EMBATT 2.0. In dessen Endphase startete das BMWi das Vorhaben „embatt-goes-fab“, das den ersten Schritt zur Industrialisierung der Technologie unterstützt. Die Bipolartechnologie ist grundsätzlich eine interessante Technologie vor allem für den mobilen Einsatz, weil sie besondere Vorteile bei der erreichbaren Energiedichte, beim Schnellladen und in Bezug auf die Herstellungskosten verspricht. Die Einsatzreife ist jedoch noch nicht gegeben. Das BMBF plant weitere Initiativen im Rahmen des Dachkonzeptes „Forschungsfabrik Batterie“. Ein Leuchtturmprojekt in diesem Kontext wird die neue Forschungsfertigung Batteriezelle werden.
  2. Welche Herstellungsprozesse für neuartige bzw. Post-Lithium-Ionen-Batterien strebt die Bundesregierung an? Welche Material- und Prozessentwicklungen schätzt die Bundesregierung am effektivsten und umweltfreundlichsten ein?
    Die Bundesregierung unterstützt die Erforschung und Umsetzung von Herstellungsprozessen für neuartige und Post-Lithium-Ionen-Batterien technologieoffen in unterschiedlichen Maßnahmen. Forschungsseitig werden diese auch im Rahmen des Dachkonzeptes „Forschungsfabrik Batterie“ adressiert. Mit Blick auf Material- und Prozessentwicklungen für neuartige Post-Lithium-Ionen-Batterien kann zur Effektivität und Umweltfreundlichkeit noch keine abschließende Bewertung vorgenommen werden, da sich diese Batterietypen noch im Forschungsstadium befinden.
  3. Wie möchte die Bundesregierung Forschungsprojekte in Deutschland unterstützen, damit die bipolare Anordnung der Elektronen auf Batterien im industriellen Maßstab zu übertragen ist? Gibt es Überlegungen dazu (bitte näher ausführen)?
    Die Bundesregierung fördert bereits Forschungsprojekte zu Bipolarbatterien mit dem Ziel der industriellen Umsetzung (siehe Antwort zu Frage 11). Die Bundesregierung unterstützt in ihren Programmen und Fördermaßnahmen auch zukünftig Forschungsaktivitäten zu unterschiedlichen Batteriematerial- und Zellkonzepten.
  4. Wie schätzt die Bundesregierung die Wirksamkeit und Anwendung der Entwicklung neuer Hochvolt-Aktivmaterialien, polymerer Ableitefolien, Polymerelektrolyte und bipolarer Zellelemente ein?
    Hochvolt-Aktivmaterialien haben das Potenzial, die Leistungsdichte von Batterien zu erhöhen. Polymere Ableiterfolien und Polymerelektrolyte befinden sich noch in einem grundlegenden Entwicklungsstadium. Die Herausforderung besteht darin, die notwendige elektrische Leitfähigkeit auch bei geringen Temperaturen sicherzustellen. Bipolare Batteriezellen bieten ein hohes Potenzial insbesondere hinsichtlich der Raumausnutzung in Fahrzeugen. Auf Grund ihrer Konzeption stellen sich jedoch noch offene Fragen, beispielsweise mit Blick auf die Fertigungstechnik oder den Austausch einzelner Batteriezellen in dieser Bipolarkonfiguration.
  5. Wie schätzt die Bundesregierung die Anwendung von Akkus auf Basis von Sol-Gel-Materialien mit Lithium-Metallanode hinsichtlich Effektivität, Serienreife und Reichweite ein? Welcher Bereich ist nach Auffassung der Bundesregierung für diese Technik erfolgversprechend?
    Batterien mit Lithium-Metallanode weisen je nach Technologie unterschiedliche Reifegrade und Energiedichten auf. Beispielsweise versprechen Festkörperbatterien mit Lithium-Metallanode eine höhere Energiedichte als gegenwärtige Lithium- Ionen-Batterien, sofern die noch zu klärenden Forschungsfragen gelöst werden. Sol-Gel-Verfahren werden im Vergleich zu beispielsweise Hochtemperaturverfahren als kostengünstigere Methode zur Herstellung von Nanopartikeln und Beschichtungen angesehen. Auf Basis von Sol-Gel-Verfahren hergestellte Batteriematerialien besitzen daher prinzipiell das Potenzial für eine kostengünstigere Herstellung im Vergleich zu alternativen energieintensiveren Verfahren. Gegenstand der Forschung ist, ob auf umweltschädliche organische Lösungsmittel verzichtet werden kann.
  6. Wie schätzt die Bundesregierung die Chance ein, Kathoden aus Schwefel herzustellen, um die Akku-Speicherkapazität weiter zu maximieren? Welcher Bereich ist nach Auffassung der Bundesregierung für diese Technik erfolgversprechend?
    Schwefel-Kathoden können theoretisch ein Vielfaches der spezifischen Kapazität aktuell verwendeter Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien besitzen. Wegen der noch begrenzten Lebensdauer und Schnellladefähigkeit gilt diese Technologielinie insgesamt nicht als marktreif. Anwendungspotenzial wird aktuell beispielsweise in der Luftfahrt oder in stationären Speichern gesehen.
  7. Wie genau stellt sich die Bundesregierung die Aufholjagd bezüglich der Batterieherstellung gegenüber China und den USA vor? In welchem Zeitraum strebt die Bundesregierung an, Deutschland durch die Ergebnisse aus Forschungs- und Entwicklungsprojekten in eine internationale Vorreiterrolle zu bringen? Strebt sie es überhaupt an? Wenn nein, warum nicht?
    Die Bundesregierung weist darauf hin, dass der Aufbau von Batteriefertigungskapazitäten das Ergebnis privatwirtschaftlicher Entscheidungen in einer freien Marktwirtschaft ist. Zugleich misst die Bundesregierung dem Aufbau einer deutschen und europäischen Batteriezellfertigung eine besondere Bedeutung zu. Die Bundesregierung unterstützt zusammen mit der EU KOM und den Europäischen Partnern den Aufbau einer wettbewerbsfähigen Batteriezellfertigung im Rahmen zweier Important Projects of Common European Interest („IPCEI“). Eines davon wird von Deutschland koordinierend geleitet. Das BMWi stellt hierfür 1 Mrd. Euro bereit. Auf die Antworten zu den Fragen 5 und 9 wird verwiesen.

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