FAZ und FAS sensationslüstern

Kostete Rekordsommer 2018 zehntausend das Leben?

Im Hitzesommer 2018 „könnten“ in Deutschland laut Experten Tausende von Menschen an verschiedenen Folgen der Hitze gestorben. Immerhin waren die Monate zwischen April und August die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen. Doch die Zuordnung, wie sie FAZ und FAS „exklusiv“ unter Berufung auf erste Zahlen des Statistischen Bundesamtes vornehmen („zeigen, dass in den besonders heißen Monaten Juli und August die Sterblichkeit hochschnellte – manche Fachleute sprechen von etwa zehntausend zusätzlichen Hitzetoten“), ist problematisch; denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kennt eine Menge möglicher Schädigungen durch Hitze und/oder Sonnenlicht: Hitzschlag und Sonnenstich, Hitzesynkope, Hitzekollaps und Hitzekrampf, schließlich Hitzeerschöpfung durch Salz- und Wasserverlust und noch andere Ursachen.

Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Statistisches Bundesamt kennt keinen „Hitzetoten“

Für die Ermittlung der Zahl der Hitzetoten eigne sich die Auswertung der auf Totenscheinen angegebenen Ursachen gar nicht, schreibt Wulf Rohwedder auf tagesschau.de: Dort stehe meist eine der Folgeursachen wie Herz- oder Kreislaufversagen. Zudem seien Hitze- und Sonnenschäden in den seltensten Fällen allein ursächlich für das Ableben. Rohwedder: „So kommt bei der Klassifizierung der Todesursachenermittlung des Statistischen Bundesamtes der Hitzetod gar nicht vor“. Daher gebe es „den“ Hitzetoten nicht. Studien zeigten lediglich einen signifikanten Anstieg der Todesfälle durch heiße Tage – allerdings könten diese die Zahlen nur indirekt schätzen. Auch seien die methodischen Ansätze bei verschiedenen Studien – zum Beispiel die Definition eines Hitzetages oder einer Hitzeperiode – unterschiedlich, sodass Vergleichbarkeit nicht gewährleistet sei.

Dennoch berichten die Frankfurter Allgemeinen Zeitungen unverdrossen unter Hinweis auf zuständige Behörden, dass die Sterblichkeit in den Sommermonaten hochgeschnellt sei, obwohl normalerweise im Juli und August relativ wenige Menschen sterben. Im August 2018 aber sei die Sterblichkeit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes  mit 8,14 Prozent der Jahressumme so hoch wie seit 2003 nicht mehr gewesen. Die zuständige Fachfrau bremst voreilige Interpreten dieser Daten. Das sei noch völlig unklar: „Dass im August 2018 mehr Menschen gestorben sind als in anderen Jahren, könnte auf die Hitze zurückzuführen sein. Direkt belegen können wir das aber nicht“. Und auch Jürgen Kropp vom vom PIK sagte, die bisherigen Daten seien „sicher nicht geeignet, Katastrophenszenarien abzuleiten“. Jeder der Gefragten griff zum Konjunktiv.“Zu geringe Datenbasis“.

Solarify sagt es mit anderen Worten – Sensationsheischende Zahlen – sonst gar nicht das Ding der Frankfurter – helfen nicht weiter. Zumal, wenn Dutzende Ursachen in Frage kommen.

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