NZZAS: „Neue AKW rechnen sich nicht“

Lesehinweis: Lösung Solarenergie und Gaskraft 

„In der Schweiz werden Forderungen nach neuen Kernkraftwerken laut. Doch die Technologie hat in ihrer heutigen Form wohl keine Chance. Als Lösung stehen Solarenergie und Gaskraft im Fokus“, schreibt Jürg Meier Es sei zwar noch nicht zweieinhalb Jahre her, dass das Volk Ja zur Energiestrategie 2050 und damit zu einem  Atomausstieg gesagt habe. Doch die Diskussion drehe wieder in die andere Richtung. So habe Gewerbeverbandspräsident Hans-Ulrich Bigler verlangt, ernsthaft über die Aufhebung des Kernkraftverbotes nachzudenken. Im Frühling hatten sich die Schweizer Liberalen in einer Umfrage sowohl für eine strengere Klimapolitik als auch auch für den „Bau von neuen Kernkraftwerken der neusten Technologie“ ausgesprochen.

AKW Cruas, Rhone mit spielendem Kind auf dem Kühlturm – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Meier: „Das deutsche Kernkraftwerk Isar – eines der effizientesten der Welt – produziert ähnlich viel Strom wie alle 6.100 Windräder, die im Windland Dänemark aufgestellt wurden. Kernkraftwerke liefern aber nicht nur enorm viel Energie. Sie laufen auch 24 Stunden, dieser Kraftwerkstyp speist besonders regelmäßig ins Netz ein.“ Angesichts all dieser Vorteile erstaune es nicht, dass der Siegeszug der Energieform einst unaufhaltsam erschienen sei: 1971 erwartete ein US-Nobelpreisträger, dass 2.000 AKW weltweit fast die gesamte Energie produzieren würden. Dazu sei es deshalb nicht gekommen, weil die Atomenergie nicht billiger, sondern teurer wurde: „Die Konstruktionsdauer neuer Kraftwerke stieg an, Baukosten wurden überzogen. In den späten 1980er und in den 1990er Jahren begannen auch noch die Preise für fossile Brennstoffe zu fallen, was den Bau von Kohle- und Erdgaskraftwerken viel attraktiver machte.“

Meier zitiert den UBS-Energieanalysten Carsten Schlufter – der ist zwar „der Kernenergie gegenüber neutral eingestellt, aber die Kosten neuer Atomkraftwerke in Europa sind so hoch, dass ein Neubau ökonomisch nicht sinnvoll ist.“ Die UBS hatte sich, so Meier, „bereits Anfang 2016 in einer Studie mit dem Wandel des Schweizer Energiesystems beschäftigt. Das Papier bezeichnete den Bau neuer Kernkraftwerke als ‚unwahrscheinlich‘. Diese Einschätzung hat sich nicht geändert.“

    • 450 Atomreaktoren laufen in 30 Ländern. Seit Beginn der Kernenergienutzung wurden weltweit insgesamt 181 Reaktoren stillgelegt.
    • 50 nukleare Reaktoren sind derzeit in 15 Ländern im Bau, die meisten davon in Asien. Umfassende Pläne bestehen aber auch in Russland.
    • 10,3 Prozent betrug im Jahr 2017 der Anteil der Kernenergie an der globalen Stromproduktion.
    • 30,1 Jahre betrug im Juli 2019 das Durchschnittsalter der Atomkraftwerke weltweit.

Derweil mischen neue Geschäftsmodelle der Solarindustrie den Markt auf, wie Nico Zachmann und Katrin Meier im Portal nau.ch melden. Diese versuchten, Investoren und Dachbesitzer einfacher zusammen zu bringen. Schweizer Start-ups wie „solarify“ wollen die Solarindustrie vorantreiben. Ihr großes Ziel: Menschen sollen auch ohne Eigenheim Solaranlagen besitzen können. Mit „Solar Sharing“ soll die Schweiz mehr Strom produzieren, als derzeit verbraucht wird.

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