Weltweit umfangreichster Open-Access-Transformationsvertrag

DEAL und Springer Nature vereinbaren Rahmen – MoU  unterzeichnet

Ein Konsortium mit dem Namen Projekt DEAL aus mehr als 700 deutschen Forschungseinrichtungen und Bibliotheken hat nach mehr als drei Jahren Verhandlungen am 22.08.2019 ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, in dem eine Vereinbarung mit dem Verlag Springer Nature angekündigt wird, die es den Autoren erleichtern soll, ihre Arbeiten unter Open-Access-Bedingungen (OA) zu veröffentlichen. Die Vereinbarung ist der bisher größte nationale OA-Deal, erlaubt es den Autoren aber nicht, OA in Nature oder Schwesterzeitschriften zu veröffentlichen.

Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Jene Titel haben nicht eine Option, in der Wissenschaftler eine Gebühr zahlen können, um ihr Papier frei zugänglich zu machen, also passten sie nicht in die Vereinbarung. Die Institutionen müssen weiterhin Abonnements für diese Zeitschriften erwerben, und die Beiträge deutscher Autoren in ihnen bleiben hinter einer Paywall. Nach der Absichtserklärung können entsprechende Autoren einer Mitgliedsinstitution von Project DEAL Open-Access-Papiere in rund 1.900 Springer Nature-Zeitschriften für 2.759 Euro pro Papier veröffentlichen. (Diese Zeitschriften sind „hybride“ Zeitschriften, die Open-Access- und Paywalled-Papers kombinieren.) Autoren erhalten außerdem 20% Rabatt auf die Gebühren für die Veröffentlichung in BioMed Central und SpringerOpen Open-Access-Zeitschriften. Die Mitgliedsinstitutionen haben vollen Online-Zugriff auf rund 2500 der hybriden und Open-Access-Zeitschriften von Springer Nature, einschließlich der Archive ab 1997. (Vorlauf siehe: solarify.eu/erster-nationaler-deal-elseviers)

Als Mitglied der das Projekt DEAL tragenden Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen hat die Max-Planck-Gesellschaft als eigens als von der Max Planck Digital Library operativ betriebene 100%ige Tochter der Gesellschaft die MPDL Services GmbH gegründet, um auf Seiten von Projekt DEAL gegenüber den Wissenschaftsverlagen als zeichnender Partner zu fungieren und die Umsetzung der Vereinbarungen auf Seiten der deutschen Institutionen zu unterstützen. Die Vereinbarung wird allen Einrichtungen von Projekt DEAL die Teilnahme ermöglichen und somit den Zugang zu Springer Nature-Inhalten für die gesamte deutsche Forschungslandschaft substanziell dauerhaft verbessern.

  • Im Rahmen des finalen Vertrages werden pro Jahr voraussichtlich mehr als 13.000 Artikel deutscher Wissenschaftler OA veröffentlicht werden. Diese Artikel werden somit ab Veröffentlichung weltweit frei verfügbar sein und die Sichtbarkeit und globale Nutzung der bei Springer Nature erscheinenden deutschen Forschungsergebnisse erhöhen.
  • Durch die einheitliche Regelung der Kosten und Serviceleistungen, die in dem Transformations-Vertrag festgelegt werden, können Forscher und Studenten sämtlicher Fachdisziplinen der Mitgliedseinrichtungen in fast dem gesamten Springer Nature-Zeitschriftenportfolio OA veröffentlichen – in insgesamt etwa 2.500 hybriden- und reinen OA-Zeitschriften. Zusätzlich erhalten sie Lesezugriff auf die gesamten Inhalte dieser Zeitschriften, inklusive der Backfile-Ausgaben zurück bis ins Jahr 1997.
  • Mit der Unterzeichnung des MoU bekräftigt Springer Nature seine führende Rolle beim Wechsel vom Subskriptionsmodell zu Open Access. Gleichzeitig erzielt Projekt DEAL einen großen Fortschritt zum erklärten Ziel, Autoren in Deutschland mehr OA-Publikationsmöglichkeiten zu bieten – frei zugänglich und nutzbar für Wissenschaftler weltweit und unter nachhaltiger Stabilisierung der Gesamtkosten der wissenschaftlichen Kommunikation.
  • MPDL Services, im Auftrag von Projekt DEAL, und Springer Nature haben am 22.08.2019 ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das den Rahmen für die umfassendste Open Access-Vereinbarung weltweit definiert. Die finale Vereinbarung soll noch in diesem Jahr besiegelt werden.

Das gemeinsame Engagement beider Parteien, sich für das Prinzip einer offenen Wissenschaft einzusetzen, hat diese Einigung möglich gemacht: die Vision von Projekt DEAL, Open Access umfassend für die deutsche Forschung zu ermöglichen sowie die Position von Springer Nature als größtem OA-Verlag mit ausgewiesenem Know-how für transformative Vereinbarungen. Im Rahmen des kommenden Vertrags werden deutsche Forscher voraussichtlich weit mehr als 13.000 OA-Artikel pro Jahr veröffentlichen, die frei zugänglich von Studenten, Wissenschaftlern und Forschern weltweit gelesen, geteilt und verwendet werden können.

Die zweiteilige transformative Vereinbarung beinhaltet eine „reine OA“-Komponente und eine „Publish and Read“-Komponente. Damit können berechtigte Autoren in den OA-Zeitschriften von Springer Nature, dem größten OA-Portfolio der Welt mit über 600 Titeln, und in den mehr als 1.900 Hybrid-Zeitschriften von Springer Nature OA veröffentlichen. Zusätzlich gewährt die Vereinbarung den teilnehmenden Institutionen dauerhaften Lesezugriff auf Inhalte in Springer-, Palgrave-, Adis- und Macmillan-Fachzeitschriften, die während der Vertragslaufzeit veröffentlicht werden.

Kernelemente des MoU:

  • Laufzeit des endgültigen Vertrags: 2020 bis 2022, mit der Option einer Verlängerung bis 2023.
  • Für 2020 basiert die „Publish and Read“ (PAR)-Komponente auf der OA-Publikation von mindestens 9.500 Artikeln und gewährt teilnehmenden Institutionen dauerhaften Zugriff auf 1.900 Zeitschriften der Portfolios von Springer, Palgrave, Adis und Macmillan. Für Zugriff und OA-Publikation in der PAR-Komponente wurde eine PAR-Gebühr von € 2.750 pro Artikel vereinbart.
  • Springer Nature wird allen Institutionen für die OA-Publikation in den BioMed Central und SpringerOpen Zeitschriften 20% Rabatt auf den Listenpreis anbieten; basierend auf dem Listenpreis von 2020 werden Erhöhungen der APC-Listenpreise nicht mehr als 3,5% pro Zeitschrift und Jahr betragen.
  • Nicht enthalten in der PAR-Komponente sind Nature und die Abonnementzeitschriften unter der Nature-Marke sowie reine Fachzeitschriften und Magazine, wie zum Beispiel ATZ und MTZ sowie Scientific American oder Spektrum der Wissenschaft.
  • Teilnehmenden Institutionen wird außerdem während der Vertragslaufzeit Zugang zu Backfile-Ausgaben der enthaltenen Zeitschriften zurück bis 1997 gewährt.
  • Springer Nature und Projekt DEAL arbeiten außerdem darauf hin, Lücken in Archivinhalten aller im MoU berücksichtigten Zeitschriften von Springer Nature zu schließen.

Daniel Ropers, Chief Executive Officer von Springer Nature: „Es ist uns eine große Freude, mit Projekt DEAL an der Transformation des wissenschaftlichen Publikationswesens in Deutschland zu arbeiten. Es hat drei Jahre gedauert, zu dieser Vereinbarung zu kommen, was ihrem Umfang und ihrer Komplexität geschuldet ist – aber wir wissen die Führungsrolle der deutschen Wissenschaftseinrichtungen sehr zu schätzen und haben am Ende partnerschaftlich zu einer richtungsweisenden Lösung gefunden. Die gemeinsame Überzeugung, das Engagement und die Offenheit beider Gesprächsparteien hat eine Einigung ermöglicht, die für beide Nachhaltigkeit bringt: Für die deutsche Wissenschaft, weil sie Forschern in Deutschland – ob an kleinen oder großen Einrichtungen, ob aus den Naturwissenschaften, angewandten oder Geisteswissenschaften, ob mit oder ohne Fördergelder – die OA-Publikation bei uns eröffnet. Und für Springer Nature, weil sie schnelleres Wachstum unterstützt und unserer Führungsrolle in der Open Access-Transformation als Partner der Wissenschaftsgemeinschaft zugute kommt.”

Prof. Dr. Horst Hippler, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Sprecher des Projektlenkungsausschusses und Verhandlungsführer von Projekt DEAL: „Wir freuen uns sehr, eine Einigung erreicht zu haben, die beide Kernziele von Projekt DEAL erfüllt: ein faires Preismodell und die Verschiebung in Richtung Open Access. Die lange Verlagsgeschichte von Springer Nature ist in der deutschen Wissenschaft hoch angesehen und mit dieser Vereinbarung erweist sich der Verlag als innovativer und offener Partner, bereit, die für Wissenschaft und Forschung besten Lösungen umzusetzen. Der entstehende Vertrag wird so wesentlich dazu beitragen, Forschung bezahlbar und nachhaltig zugänglich zu machen. Ich möchte den vielen Beteiligten an den Verhandlungen danken, sowie den hunderten wissenschaftlichen Einrichtungen – Universitäten, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen – die Projekt DEAL ihr Vertrauen geschenkt und das Mandat für die Verhandlungen übertragen haben. Ich danke auch der Max-Planck-Gesellschaft für ihre Unterstützung – vor allem, aber nicht nur – in den operativen und rechtlichen Aspekten auf dem Weg zur Realisierung des Vertrags.“

Prof. Dr. Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft: „Angesichts des Umfangs der deutschen Forschungspublikationen in Springer Nature-Zeitschriften ist diese Einigung ein wichtiger Meilenstein für die Befreiung der Wissenschaft von den Bezahlschranken des Subskriptionsmodells, die die Arbeit von Wissenschaftlern und Forschern in unserer digitalen Welt schon viel zu lange behindern. Eine kostenneutrale transformative Vereinbarung mit einem so bedeutenden Verlag wie Springer Nature setzt einen neuen Maßstab für die akademischen Einrichtungen und Forschungsinstitute in der Open Access 2020 Initiative, und zeigt, dass zurzeit im Subskriptionssystem gebundene institutionelle Budgets umgewidmet werden und mehr Offenheit in die wissenschaftlichen Zeitschriften bringen können, die für Forscher den natürlichen Lebensraum bilden – auf dem Weg zu einem vollständig offenen Informationsumfeld.”

Frank Vrancken Peeters, Chief Commercial Officer von Springer Nature: „Springer Nature schließt seit 2014 transformative Vereinbarungen. Seitdem haben wir deren Effekt auf Open Access in der Forschung beobachtet und wissen, dass Open Access-Artikel häufiger zitiert und heruntergeladen werden und größere Wirkung erzielen. Deshalb sind wir überzeugt, dass diese Vereinbarung die Bezeichnung ‘transformativ’ verdient, und dass diese Einigung für die in Deutschland geförderte Forschung größere Sichtbarkeit und vermehrte Nutzung bringen wird. Der Umfang der Vereinbarung bedeutet zudem einen erheblichen Fortschritt für Open Science weltweit.”

Projekt DEAL
Das Projekt DEAL wurde von der Allianz der deutschen Wissenschafts­organisationen ins Leben gerufen, die die überwiegende Mehrheit der wichtigsten Wissenschafts- und Forschungsorganisationen in Deutschland repräsentiert. Das Konsortium umfasst fast 700 überwiegend öffentlich finanzierte, akademische Einrichtungen in Deutschland, wie Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen sowie Staats- und Regionalbibliotheken. Im Rahmen des Projekts sollen nationale Lizenzvereinbarungen für das gesamte Portfolio an elektronischen Zeitschriften großer akademischer Verlage umgesetzt werden. Weitere Informationen unter www.projekt-deal.de

Springer Nature
Springer Nature fördert Wissenschaft durch die Veröffentlichung neuester Forschungsergebnisse und macht diese weltweit zugänglich. Die Verlagsgruppe unterstützt die Erschließung neuer Forschungsgebiete und nimmt eine Vorreiterrolle für Open Access ein. Dahinter steht die Motivation, Autoren, Wissenschaftlern, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen und Fachgesellschaften optimale Lösungen und Services anzubieten. Millionen von Nutzern aus Forschung und Bildung greifen täglich auf Bücher, wissenschaftliche Zeitschriften und Informationsangebote von Springer Nature zurück. Zu Springer Nature gehören renommierte Marken wie Springer, Nature Research, BMC, Palgrave Macmillan und Scientific American. Mit qualitativ hochwertigen Inhalten und einem breiten Spektrum an innovativen Plattformen, Produkten und Serviceangeboten ist Springer Nature außerdem ein führender Verlag für Bildungs- und Fachliteratur. Weitere Informationen stehen online auf springernature.com und @SpringerNature zur Verfügung.

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