Kosten ließen sich durch die zusätzliche Stromnachfrage der Fahrzeuge decken
Diese Kosten ließen sich durch die zusätzliche Stromnachfrage der Fahrzeuge decken und führten nicht zu steigenden Strompreisen. Bei einer Vollelektrifizierung des Fahrzeugbestandes auf heutigem Niveau, die mit 45 Millionen Elektrofahrzeugen im Jahr 2050 einhergehe, würden sich die jährlichen Netzausbaukosten auf bis zu 2,1 Milliarden Euro belaufen. Damit müsse zukünftig nicht mehr in Stromverteilnetze investiert werden als in der Vergangenheit. In diesen Kostenschätzungen enthalten seien bereits Ausgaben zur Modernisierung der Netze, die ohnehin anfallen würden.
Voraussetzung für den kostenoptimierten Ausbau der Verteilnetze sei, dass Lastspitzen beim Laden der Fahrzeuge abgemildert werden, so dass eine teure Überdimensionierung von Kabeln und Transformatoren vermieden werde. Das dafür nötige „gesteuerte Laden“ könne auf eine Weise erfolgen, die für die Fahrzeugnutzer so gut wie nicht spürbar sei. Dazu würden die Betreiber der Verteilnetze Prognosen über die voraussichtliche Belastung ihrer Netze vorab an Stromlieferanten geben, die daraufhin die Ladestationen für die Elektroautos so steuern könnten, dass es nicht zu Netzüberlastungen komme.
Vorstädte und das Land profitieren vom gesteuerten Laden
Im Gegenzug könnten die Nutzer der Elektroautos zu lastarmen Zeiten einen Rabatt auf die Netzentgelte für ihren Autostrom erhalten. Sollten sie dennoch zu Zeiten von Netzspitzen mit hoher Leistung laden wollen, so müssten sie mit einem Aufschlag auf die normalen Netzentgelte rechnen. Ohne ein derart gesteuertes Laden wäre der Netzausbau für eine große Zahl von Elektroautos nicht finanzierbar, da die Stromnetze dann auf die maximale Stromnachfrage hin ausgebaut werden müssten, die nur an wenigen Stunden im Jahr auftrete.
Die Studie arbeitet zudem Unterschiede bei den Netzausbaukosten zwischen städtischen, halbstädtischen und ländlichen Regionen heraus. Demnach würden insbesondere Vorstädte und das Land vom gesteuerten Laden profitieren, die jährlichen Netzausbaukosten könnten dadurch mehr als halbiert werden: Bei einem bundesweiten Bestand von 15 Millionen Elektroautos im Jahr 2030 würden sie dadurch beispielsweise von 99 auf 39 Euro pro Kopf und Jahr sinken.
Hochfeld: „Rasch die nötigen Schritte einleiten“
„Eine gute Regulierung vorausgesetzt, zahlen in Zukunft die Besitzer der Elektroautos den Ausbau der Stromnetze und nicht die Gesamtheit aller Stromverbraucher. Dafür ist gesteuertes Laden die Voraussetzung, denn damit fallen die nötigen Investitionen in Leitungen und Trafos nicht höher aus als in den vergangen Jahren“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „Dafür müssen nun rasch die nötigen Schritte eingeleitet werden. Hierbei geht es insbesondere um Standards für die Steuerung der Ladestationen, die dafür nötige Software und um Tools, mit denen sich die Belastung der Stromnetze sehr genau prognostizieren lässt.“
Die Studie „Verteilnetzausbau für die Energiewende – Elektromobilität im Fokus“ wurde im Auftrag von Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und RAP vom „Kompetenzzentrum Elektromobilität, Infrastruktur und Netze“ sowie den Beratungsunternehmen RE-xpertise und Navigant erstellt. Die Berechnungen umfassten dabei nicht nur die Markteinführung von Elektroautos, sondern auch den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die stärkere Verbreitung von Wärmepumpen. Die Studie umfasst rund 100 Seiten und enthält zahlreiche Tabellen und Abbildungen.
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