MCC-Studie verdichtet Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Klima-Szenarien
Der jüngste UN-Klimaaktionsgipfel in New York, in dem es um das Ziel der Treibhausgas-Neutralität ging, rückte das Thema der CO2-Entnahme zusehends in den Blick: Die zur Diskussion stehenden Zeitpfade seien nur realistisch, wenn die Menschheit zu viel produzierte Gase aus der Atmosphäre zurückhole. Inzwischen gibt es für das wichtigste Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) zahlreiche Szenarien, wie das laufen könnte. Eine neue Studie des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) hat diesen Teil der Forschungsliteratur erstmals systematisch ausgewertet und 138 wissenschaftliche Arbeiten zu 36 Kernaussagen verdichtet. Sie ist nun in der Fachzeitschrift Climatic Change veröffentlicht.
Die Studie zeige, wie wichtig CO2-Entnahmetechnologien für das Erreichen von Treibhausgas-Neutralität sind. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, seien sie unabdingbar. Beim 2-Grad-Ziel könne ambitionierter Klimaschutz die Abhängigkeit von diesen Technologien noch stark begrenzen. „Insgesamt wird deutlich, dass man in der Zukunft mit diversen Methoden zugleich CO2 aus der Atmosphäre entnehmen muss“, bilanziert Jan Minx, Leiter der Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung am MCC. „Nur mit einem Portfolio aus unterschiedlichen Technologien lässt sich das Entnahmevolumen zuverlässig und mit vertretbaren Risiken erreichen. Zu den Methoden gehören neben der Auf- und Wiederaufforstung unter anderem das maschinelle Ausfiltern aus der Luft, das Verteilen spezieller Mineralien auf Ackerböden sowie der Anbau spezieller Biomasse als Energieträger mit Abscheiden und Speichern des beim Verfeuern freigesetzten CO2.“
Nicht von CO2-Entnahme abhängig machen
Die vom MCC ausgewerteten Klimaszenarien würden sich auch maßgeblich durch unterschiedliche Annahmen zur allgemeinen Entwicklung unterscheiden: Wie ausgeprägt das Erfordernis der CO2-Entnahme sei, hänge nicht zuletzt von Bevölkerung, Wirtschaftsleistung, Urbanisierung und Bildung ab. „Das macht deutlich, dass wir das Klimaproblem nur über eine breiter gefasste Politik der Nachhaltigkeit in den Griff bekommen“, betont Minx. Dem Thema der Entnahme von atmosphärischem CO2 werde sich wohl auch der Weltklimarat IPCC in dem Mitte 2021 erwarteten Sechsten Sachstandsbericht widmen – und die Debatte befeuern, welche Investitionen dafür nötig seien. Minx ist als Koordinierender Leitautor an der Erstellung des Berichts beteiligt. „Wir brauchen die Entnahme von atmosphärischem CO2, aber sie ist auch mit Risiken verbunden. Deshalb sollte sich die Menschheit so wenig wie möglich von ihr abhängig machen. Und das geht nur durch ambitionierten Klimaschutz.“
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