Sinkende CO2-Emissionen – Deutlicher Anstieg der CO2-Emissionen
Verkehrte Welt: „Good News von der Klimafront“ titelte die eher nicht regierungsnahe taz am 31.10.2019. Der Grund: Geringere Auslastung der Kohlekraftwerke bei gleichzeitiger Zunahme von Wind und Erdgas. Doch zu früh gefreut: Tags darauf schrieb der keineswegs klimaextreme Focus: „Sinkende Diesel-Zulassungen führen zu deutlichem Anstieg bei CO2-Emissionen“. Während die taz Noch-BDEW-Geschäftsführer Stefan Kapferer jubeln ließ: „Ein solcher Rückgang der CO2-Emissionen ist beispiellos,“ zitierte der Focus Jato-Mann Felipe Muñoz: „Der positive Effekt von Dieselautos auf die Emissionen hat nachgelassen, da ihre Nachfrage im letzten Jahr dramatisch gesunken ist“.
Deutsche Kraftwerke stoßen derzeit zwar weniger Treibhausgase aus, das hat aber mit der Politik der Bundesregierung laut taz wenig zu tun. „Dennoch dürfte bei der Bundesregierung die Freude groß gewesen sein, als der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) seine Prognose über die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft präsentierte“:
Wenn sich der bisherigen Trend in den nächsten zwei Monaten fortsetzt, sinkt der Ausstoß im Vergleich zum Vorjahr demnach um beachtliche 15 Prozent, so die taz. Das Ziel, die Emissionen bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu verringern, erreiche die Branche damit voraussichtlich schon in diesem Jahr, so Kapferer. Entscheidender Grund für den Rückgang sei die geringere Auslastung der Kohlekraftwerke: Sie hätten in den ersten drei Quartalen nach Angaben der AG Energiebilanzen (siehe solarify.eu/ageb-wind-26-pv-15-energieverbrauch-erneut-ruecklaeufig) etwa 20 Prozent weniger Energie produziert als im Vorjahreszeitraum, während Erneuerbare Energien und Erdgas um jeweils 4 Prozent zulegten. Zudem ging der Verbrauch von Strom leicht und der Export von Strom deutlich zurück („weltweit vorbildlicher Wert“) .
Die Politik ist – so die taz – „für diesen Erfolg aber nur zum Teil verantwortlich“. Sie habe zwar dafür gesorgt, dass die Preise für CO2 im ETS zuletzt deutlich gestiegen seien, was Kohlekraftwerke weniger wirtschaftlich mache. Verstärkt wurde dieser Effekt aber durch zwei Faktoren: Den ungewöhnlich niedrigen Gaspreis und ein deutlich stärker wehender Wind. Fazit der taz: „Die Zahlen bedeuten, dass Deutschland sein Ziel, die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, voraussichtlich nicht so deutlich verfehlen wird wie bisher befürchtet.“
Focus: „Höchster Wert seit 2014“
Diesel-Fahrverbote wirken – jedoch anders als gedacht, schrieb der Focus am 01.11.2019: Europaweit seien Benziner auf dem Vormarsch. Das mache sich negativ bei den CO2-Emissionen bemerkbar. Diesel-Nachrüstungen verschlimmerten das Problem noch. Der Gesamtdurchschnitt der CO2-Emissionen sei im vergangenen Jahr um 2,4 g/km auf 120,5 g/km – höchster Wert seit 2014 – gestiegen. Die vom Automobil-Datenhaus Jato Dynamics über 23 europäische Märkte durchgeführte Analyse habe „eine direkte Korrelation zwischen sinkenden Diesel-Zulassungen und durchschnittlichen CO2-Emissionen“ ergeben. Die gesamten CO2-Emissionen seien zwar seit 2007 stetig zurück gegangen, habe sich zeitgleich mit dem Bekanntwerden des Dieselskandals und der einbrechenden Verkäufe jedoch 2016 verlangsamt, als sich der Rückgang von -4,1 g/km 2015 auf -1,4 g/km verringerte. Schluss-Parole des Focus: „Jetzt müssen viel mehr Elektroautos her“. Wobei das Blatt deren problematischen Fußabdruck nicht näher würdigen mag.
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