Wasserstoff soll „Schlüsselrohstoff“ werden
Die Bundesregierung will in den kommenden Jahren Wasserstoff entscheidend fördern. Noch vor Jahresende will sie eine „Wasserstoff-Strategie“ vorlegen – so zahlreiche Medien. Deutschland müsse in diesem Bereich „Nummer eins in der Welt“ werden, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier bei einer „Konferenz zur nationalen Wasserstoffstrategie“ in Berlin. Wasserstoff könne ohne CO2-Emissionen hergestellt werden, er sei der „Schlüsselrohstoff einer langfristig erfolgreichen Energiewende“.
Denn, so die Tagesschau auf ihrer Internetseite: „Beim Batterieantrieb hat sich Deutschland überholen lassen, bei der Wasserstofftechnologie will die Regierung schneller handeln: Vier Ministerien arbeiten an einem Strategiepapier mit ehrgeizigen Zielen.“
Ein Papier der vier Ministerien für Wirtschaft, Verkehr, Forschung und Entwicklung spricht davon, die Bundesregierung wolle Wasserstoff-Aktivitäten fördern und miteinander verzahnen. Bei vielen Prozessen könne in der Industrie CO2-frei erzeugter Wasserstoff eingesetzt werden.“ Im Verkehrsbereich ständen der Luftverkehr, die Schifffahrt sowie Schwerlastwagen im Fokus.
„Wir müssen bei Wasserstoff die Nummer 1 werden!“ Ganz hoch legte Altmaier die Latte in einem Gastbeitrag zum Potenzial von Wasserstofftechnologien für Energiewende und Wachstum in der FAZ, der auch auf der BMWi-Seite veröffentlicht wurde. „Energieeffizienz steigern und erneuerbare Energien konsequent ausbauen“, seien zwei zentrale Säulen der Energiewende. Um diese „langfristig zum Erfolg zu führen, brauchen wir zusätzliche CO2-freie Brennstoffe. Ich bin überzeugt: Ohne gasförmige Energieträger können wir die Energiewende nicht schaffen. Sie sind langfristig unverzichtbarer Bestandteil der Energiewende.“ Dem Erdgas sprach Altmaier nur eine „Brückenfunktion“ zu – langfristig verlange der Klimaschutz, dass der Gasbedarf durch CO2-freie oder CO2-neutrale gasförmige Energieträger ersetzt wird. Das sei grüner Wasserstoff – der werde ein „Schlüsselrohstoff“ werden. „Die Zeit für Wasserstoff und die dafür nötigen Technologien ist reif“, so Altmaier: „Sie bieten enorme industriepolitische Potenziale und können neue Arbeitsplätze schaffen. Deshalb müssen wir schon heute die Weichen dafür stellen, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt wird. Die Regierung werde daher mit einer „Wasserstoffstrategie“ als „starke Basis“ die notwendigen Rahmenbedingungen für Forschung und Investitionen festlegen. Als wichtigen Schritt dafür nannte der Minister die in der Realisierung befindlichen „Reallabore der Energiewende“, mit denen die Regierung Wasserstofftechnologien fördere. Dennoch werde Deutschland langfristig Energie importieren müssen, auch Wasserstoff. Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir daher internationale Partner. Die anstehende deutsche EU-Ratspräsidentschaft ist dafür eine gute Chance. Wir werden Absatzmärkte für deutsche und europäische Technologien entwickeln, Importpotenziale für nachhaltige Energieträger erschließen und Energiepartnerschaften nutzen, um mit interessierten Partnern Pilotprojekten voranzutreiben. Altmaier abschließend: „Wir haben in Deutschland eine gute Startposition. Es kommt jetzt darauf an, das industriepolitische Potenzial zu heben. Ich arbeite dafür, dass Deutschland bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt wird.“
Eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen – diese Zahl strebt die Große Koalition bis 2022 an. Bis 2030 sollen es sieben bis zehn Millionen E-Fahrzeuge sein. Auf dem „Autogipfel“ am Montag wurden dafür weitere Maßnahmen beschlossen – unter anderem höhere Prämien beim E-Auto-Kauf und weitere Ladepunkte.
Konkretes zur Wasserstoffförderung wurde jedoch nicht bekannt. Verkehrsminister Andreas Scheuer nimmt die Autoindustrie in der Pflicht: Nachdem schon „viele Studien und Pilotprojekte zu Wasserstoff und Brennstoffzelltechnologien gefördert worden“ seien, müsse „jetzt die Automobilindustrie bezahlbare Fahrzeuge auf den Markt bringen und den Menschen zeigen, dass die Technik zuverlässig funktioniert.“ Scheuer will In drei Jahren 60.000 wasserstoffbetriebene Autos in Deutschland fahren lassen. Noch sieht es mau aus: „Wir haben 600 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen auf der Straße, 86 Wasserstoffbusse, 30 Züge. Das sind geringe Zahlen.“ Damit sich das ändere, sei unter anderem eine gute Tank-Infrastruktur notwendig. „Wir werden im Frühjahr 2020 bereits 100 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland haben,“ prophezeite der Verkehrsminister. Bis 2021 sollten dann weitere 15 hinzukommen.