Workshop in Berlin mit WENRA
In Berlin trafen sich am 06.11.2019 im Umweltministerium Experten aus mehr als 20 Ländern, um über die regulatorischen Aspekte des Rückbaus von Atomkraftwerken zu diskutieren. Der Workshop findet im Rahmen der Western European Nuclear Regulators Association (WENRA) statt, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert. WENRA versteht sich als unabhängiges europäisches Netzwerk von Leitern atomrechtlicher Aufsichtsbehörden. Das Netzwerk setzt sich für höchstmögliche Standards der kerntechnischen Sicherheit in Europa ein. Der Workshop dient vor allem dem Erfahrungsaustausch. Daneben soll diskutiert werden, wie die Vorgehensweisen beim Rückbau in Europa harmonisiert werden könnten.
Bundesministerin Schulze sagte anlässlich des Workshops: „Bis zum letzten Betriebstag muss die Sicherheit der Atomkraftwerke gewährleistet sein. Selbstverständlich müssen die Betreiber der Atomkraftwerke die höchstmögliche Sicherheit aber auch in der Zeit des Nachbetriebs, der Stilllegung und des Abbaus sicherstellen. Der internationale Erfahrungsaustausch spielt dabei eine wichtige Rolle.“
Deutschland verfügt bereits über viel Erfahrung mit der Stilllegung und dem Abbau nuklearer Anlagen. Die ersten Forschungsanlagen und Prototypreaktoren wurden Ende der 60er-/ Anfang der 70er-Jahre außer Betrieb genommen. Seitdem wurden bereits drei Prototypreaktoren stillgelegt, abgebaut und deren Standorte aus der atom- und strahlenschutzrechtlichen Überwachung entlassen. Des Weiteren wurden 31 Forschungsreaktoren sowie neun Anlagen der nuklearen Ver- und Entsorgung erfolgreich stillgelegt und abgebaut. 25 Leistungsreaktoren befinden sich in Deutschland zurzeit in Stilllegung und müssen in den nächsten Jahren zurückgebaut werden.
Michael Bauchmüller in der Süddeutschen Zeitung vom 06.11.2019: „Knapp zwei Dutzend Atomanlagen im Land sind davon noch weit entfernt. 22 Reaktoren befinden sich derzeit im sogenannten „Rückbau“, durch den Atomausstieg kommen in den nächsten Jahren noch sieben große Kernkraftwerke hinzu. Es läuft das komplexeste und teuerste Verschrottungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik. Und buchstäblich ist das erst der Anfang vom Ende.“
Das BMU: „Auch wenn Deutschland aus der Atomenergie aussteigt, wollen wir in Zukunft am internationalen fachlichen Austausch aktiv teilnehmen. Denn dieser trägt erheblich zur Verbesserung der weltweiten nuklearen Sicherheit bei.“
Die Atomaussteiger aus Deutschland können laut Bauchmüller auf einige Erfahrung verweisen. Mit dem AKW Niederaichbach wurde in den 90er Jahren europaweit zum ersten Mal ein Reaktor bis zur grünen Wiese zurückgebaut. Auch in Kahl am Main, wo einst das erste kommerzielle Atomkraftwerk stand, war 2010 wieder ein Acker. Der Essener RWE-Konzern, der einst Kahl zur kahlen Wiese machte und nun in Gundremmingen und Biblis auf das Verschwinden einstiger Ertragsperlen hinarbeitet, sagt. „Die Hauptarbeit beim Rückbau vollzieht sich im Inneren der Anlagen“. Um die 15 Jahre dauere es, die Atomanlagen von der Strahlung zu befreien, erst danach könnten sie abgerissen werden. „Unser Ziel ist es, Mitte der 30er-Jahre mit dem Thema durch zu sein“, sagt ein RWE-Sprecher.
->Quellen: