Bis 2035 Infrastruktur für 150.000 Autos
„Schulterschluss der fünf norddeutschen Küstenländer für den Aufbau einer grünen Wasserstoff-Wirtschaft als Säule der Energie- und Verkehrswende“ so eine Medienmitteilung aus dem Kieler Wirtschaftsministerium: Bei ihrem Herbst-Treffen am 07.11.2019 in Lübeck verabredeten die für Wirtschaft und Verkehr zuständigen Minister von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen und Bremen, bis 2035 eine grüne Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. Zugleich forderten die Ressortchefs die Bundesregierung auf, ihren Vorstoß zu unterstützen und in die vom Bund für Ende des Jahres angekündigte nationale Wasserstoff-Strategie einfließen zu lassen.
Der Kieler Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) wies auf die einzigartigen Standortvorteile im Vergleich zu anderen Regionen hin, die man ausnutzen wolle. Zunächst wollen die Nordländer ausreichende Kapazitäten für die Elektrolyse ausbauen, um mit Strom aus Erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff zu produzieren: „Mit unserer Strategie zeigen wir einen Weg auf, wie die Wasserstoffpotenziale insbesondere im Bereich der Industrie und der Mobilität gehoben werden können. Gerade unsere windreichen Küstenländer sind hervorragend für dieses industriepolitische Projekt geeignet, mit dem gleichzeitig Klimaschutzziele realisiert werden können“.
Nach den Worten von Buchholz könnten theoretisch allein mit den 500 Megawatt bei Einsatz von grünem Strom aus Windparks an Land rund 151.000 Pkw mit grünem Wasserstoff versorgt werden. Bei einer Steigerung auf fünf Gigawatt wären das 1,5 Millionen Pkw, das entspricht der derzeitigen Zulassung aller Pkw in Schleswig-Holstein.
Wasserstoff-Tankstellen geplant
Darüber hinaus sei parallel zum derzeitigen Aufbau von E-Ladesäulen der Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes nötig. Hierfür erachten die Ressortchefs eine Größenordnung von rund 250 Tankstellen in Norddeutschland für nötig. Aktuell existieren in Norddeutschland 78. „Wir wollen keinen Wettbewerb zur E-Mobilität, sondern einfach alle Chancen nutzen, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren“, sagte Buchholz.In diesem Zusammenhang forderte Niedersachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) vom Bund eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Wasserstoff aus regenerativem Strom sei bislang teurer als konventionell erzeugter Wasserstoff. Er und seine Ministerkollegen forderten daher, die EEG-Umlage für regenerativ erzeugten Strom für die Wasserstoffproduktion zu streichen.
Im Einzelnen verwiesen die Minister und Senatoren auf folgende Standortvorteile des Nordens beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft:
- hohe Erzeugungskapazitäten für On– und Offshore-Windstrom mit weiterem Ausbaupotenzial,
- unterirdische Formationen zur Speicherung von Wasserstoff,
- Seehäfen, die künftig eine wesentliche Rolle bei Import und Verteilung von grünem Wasserstoff und synthetischen Energieträgern sowie bei der Nutzung von Wasserstoff und dem Export von Wasserstofftechnologien und -komponenten spielen werden,
- maritime Unternehmen und wissenschaftliche Expertise sowie
- Industriezweige mit erheblichen Erfahrungen im Umgang mit Wasserstoff.
- Zusätzliches Knowhow wird in den sechs norddeutschen „Reallaboren der Energiewende“ aufgebaut.