Sir David Attenborough: „Unser Planet steht auf dem Spiel“.

„Wir haben unseren Planeten mit Verachtung behandelt“

Der britische Tierfilmer und Naturforscher Sir David Attenborough, weltberühmt durch seine für die BBC produzierten, preisgekrönten Naturdokumentationen, wandte sich am 18.11.2019 auf der Internetseite der Universität von Cambridge in einem Appell an die Weltöffentlichkeit – der 93jährige sprach über die Klimakrise und seine Hoffnungen auf die Zukunft: „Wälder brennen, Gletscher schmelzen und eine Million Arten stirbt. Können wir Menschen den Planeten vor uns selbst retten?“ Attenborough: „Die Machthaber können den Wandel beeinflussen. Und wer über Wissen und Innovationsfähigkeit verfügt, kann eine Vielzahl von Problemen lösen.“

Sir David Attenborough: „Unser Planet ist gefährdet, aber noch können wir etwas dagegen tun“ – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

„Es mag wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen, aber wir müssen es immer wieder sagen: Unser Planet ist kostbar. Er liefert die Luft, die wir atmen, die Nahrung, die wir essen, das Wasser, das wir trinken. Sie müssen nur einen Spaziergang durch einen Wald machen und auf sein Blätterdach schauen, um die außergewöhnliche Schönheit und Komplexität der Ökosysteme zu sehen. Halten Sie in der Stille zwischen den Bäumen inne und betrachten Sie, was Sie umgibt: es ist atemberaubend. Aber anstatt diesen Planeten – unsere Heimat – zu schätzen, haben wir ihn allzu oft mit Verachtung behandelt. Heute sind wir in der Folge mit einer Katastrophe auf globaler Ebene konfrontiert.

Überall, wo wir hinschauen, sehen wir, wie bedroht Ökosysteme sind. Die eindrucksvollste Illustration des Klimawandels, die ich gesehen habe, ist in meinem Gedächtnis eingebrannt: das erste Mal, dass ich ein totes Korallenriff sah. Es war tatsächlich gebleicht. Wo es einst voller Arten war, war es wie ein Friedhof.

Vor einigen Jahrzehnten galt es als unvorstellbar, dass der Mensch das Klima unseres Planeten verändern könnte. Jetzt ist das unbestreitbar, und wir sprechen von der Gefahr irreparabler Schäden. Steigende Temperaturen bedeuten, dass Teile des Planeten unbewohnbar werden. Arten, die sich weniger gut an schnelle Veränderungen anpassen können, werden ausgelöscht. Hungersnot wird Migrationen erzwingen. Es wird große Umwälzungen an den natürlichen Grenzen geben, die zu sozialen Unruhen führen werden.

Wir müssen auf sie hören

Glücklicherweise sind wir heute besser als je zuvor über den Zustand der Welt unterrichtet. Wir haben eine weltweite Protestbewegung wachsen sehen, angeführt von jungen Menschen, die um ihre Zukunft und die Zukunft ihres Planeten fürchten. Wir müssen auf sie hören. Wir müssen reagieren. Wir müssen handeln – und zwar jetzt.

Wir haben schon einmal gesehen, was man tun kann. Als Wissenschaftler die Ursache für ein katastrophales Loch in der Ozonschicht fanden, handelte die Welt. Wir haben gesehen, wie weltweit führende Unternehmen wissenschaftliche Erkenntnisse gehört und Maßnahmen ergriffen haben. Die Klimakrise ist ein viel größeres Problem, aber wenn wir alle an einem Strang ziehen, glaube ich, dass wir sie lösen können. Was jeder von uns in den nächsten Jahren tut, wird bestimmen, was in den nächsten paar tausend Jahren passiert. Es gibt Hoffnung, wenn wir alle – jeder Einzelne von uns – unseren Teil der Verantwortung für das Leben auf der Erde übernehmen.

Ich glaube, „dass wir etwas dagegen tun können“

Die Machthaber können den Wandel beeinflussen. Und wer über Wissen und Innovationsfähigkeit verfügt, kann eine Vielzahl von Problemen lösen. Ich hatte die Ehre, seit der Gründung vor 12 Jahren Teil der Cambridge Conservation Initiative zu sein. Ich habe gesehen, was erreicht werden kann, wenn großes Talent mit großem Ehrgeiz vereint wird: Die Zusammenführung von Führungskräften aus Forschung, Praxis, Politik und Lehre bietet uns die größten Chancen, die notwendigen Lösungen zur Rettung unseres Planeten zu entwickeln.

Ebenso wichtig wird die neue Initiative Cambridge Zero sein. Durch die Kombination von Fachwissen, von Wissenschaft und Technologie über Recht und Politik bis hin zu künstlicher Intelligenz und Ingenieurwesen, wird Cambridge Zero dazu beitragen, eine Vision für eine klimaneutrale Zukunft zu entwickeln.

Es ist eine Quelle des Trostes für mich, dass die Menschen erkennen, dass ihre Welt auf dem Spiel steht, dass der Ozean nicht unendlich voll von Nahrung ist, dass der Boden nicht unendlich voll von Mineralien ist, dass das Leben auf der Erde nicht unempfindlich für die Schäden ist, die wir verursachen. Unser Planet steht auf dem Spiel. Der einzige Weg, etwas zu bewirken, ist, zu glauben, dass wir etwas dagegen tun können, und ich glaube wirklich, dass wir es können.“

Die Dokumentarfilme des Fernsehautoren Sir David Attenborough haben die Wunder der Natur auf unsere Bildschirme gebracht – von der Pracht des irdischen Lebens über die jenseitigen Unterwasserreiche bis hin zu den gefrorenen Enden der Erde -, aber sie zeigen auch zunehmend die Zerbrechlichkeit unseres Planeten angesichts der Zerstörung von Lebensräumen und des Klimawandels. Er ist Absolvent des Clare College und hat dem Campus der Cambridge Conservation Initiative – dem größten Cluster von Biodiversitäts-Schutzorganisationen der Welt – seinen Namen gegeben.

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