„Wirtschaftsministerium setzt auf klimaschädlichen blauen Wasserstoff aus Erdgas und bereitet möglicherweise neue Laufzeitverlängerung von AKW vor“
„Die Debatten um Wasserstoff als Energieträger der Zukunft reißen nicht ab“, stellt Energie-Experte Hans-Josef Fell in seinem Blog fest – und argwöhnt, die Unionsstrategen könnten heimlich auf den Ausstieg aus dem Atomausstieg hinarbeiten: „Während Forschungsministerin Karliczek die Lösung in grünem Wasserstoff, produziert mit Solarstrom aus der Sahara, sieht, setzt das Wirtschaftsministerium weiterhin auf blauen Wasserstoff aus klimaschädlichem Erdgas.“ Fell weiter: „Dies zeigten die Aussagen von Staatssekretär Bareiß auf dem parlamentarischen Abend über ‚die industriepolitischen Anforderungen an eine zukunftsorientierte Nationale Strategie Wasserstoff (NSW)‚, gemeinsam ausgerichtet vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV), dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und der Clean Energy Partnership (CEP) am 25. November in Berlin.“
Beim Thema „blauer Wasserstoff und Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien“ sei sich das Podium (Johann Saathoff, MdB, SPD, Werner Diwald, DWV, Jörg Starr, CEP/Audi, Andreas Rupieper von Linde und Calum McConnell, ITM, einig gewesen: Wasserstoff müsse auf Erneuerbaren Energien, also Wind- und Solarstrom, basieren. Erst nachdem die heimischen Möglichkeiten deutlich in Richtung 100% Erneuerbare Energien entwickelt worden seien, könnte Wasserstoff auch importiert werden. Dass das gut möglich sei, habe jüngst in Berlin die erfolgreiche Dii-Jahres-Konferenz gezeigt.
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Fell: „Dagegen will sich Bareiß alle Optionen offen halten und nennt auf dem parlamentarischen Abend explizit auch Wasserstoff auf Basis von importiertem Erdgas mit CO2-Abscheidung und -speicherung. Dabei ist Wasserstoff aus Erdgas auf Grund der hohen Methanemissionen bei Erdgasförderung und -transport höchst klimaschädlich, selbst mit der teuren und unrealistischen Option CCS. Bareiß beklagte sogar den Ausstieg aus der Atomkraft, da dieser in Baden-Württemberg angeblich zu 7 TWh Stromimporten aus Frankreich geführt haben soll. Bareiß ignoriert dabei die Realität, dass sich seit dem Merkel’schen Ausstiegsbeschluss der Nettostromimport aus Frankreich von 14 TWh in 2010 auf gut 8 TWh in 2018 deutlich verringert hat und, dass Deutschland im gesamten Stromhandel in 2018 mit allen Nachbarn im Gegenteil mit 46 TWh zuletzt einen sehr hohen Exportüberschuss erzielt hat. Dieser lag vor dem Atomausstiegsbeschluss 2010 mit 6 TWh noch um 40 TWh geringer. Von zunehmenden Importen durch den Atomausstieg kann also keine Rede sein. (Siehe Energy Charts des Fraunhofer ISE).
Solche Aussagen sind höchst bedenklich und besorgniserregend, in ähnlicher Art dienten sie bereits 2009 zur Vorbereitung der Laufzeitverlängerung der Atomkraft unter Kanzlerin Merkel. Der Abgeordnete Bareiß spielte damals als Energiepolitischer Sprecher eine wichtige unterstützende Rolle in der CDU-Bundestagsfraktion. Es ist höchste Wachsamkeit gefragt, denn möglicherweise bereitet das BMWi eine erneute Laufzeitverlängerung vor und Bareiß testet mit solchen Äußerungen die Stimmung dazu aus. Die gnadenlose Reduzierung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien in den letzten Jahren, aktuell insbesondere der Windkraft, ist jedenfalls eine klare, unterstützende Maßnahme bei der Vorbereitung einer neuen AKW-Laufzeitverlängerung um vermeintlich fehlende Strommengen zu decken.“
->Quelle: hans-josef-fell.de/wirtschaftsministerium-setzt-auch-auf-klimaschaedlichen-blauen-wasserstoff