Gastkommentar: Blockade-Republik Deutschland
„Die Transformation unserer Energiesysteme wäre ein gigantisches Investitions- und Konjunkturprogramm. Doch das Wirtschaftsministerium bremst sie mit unsinniger Bürokratie aus“ – das ist die These eines Gastkommentars von Klaus Mindrup und Eicke Weber am 17.12.2019 im Handelsblatt.
Die Transformation der Energiesysteme biete eine außerordentliche Chance: Sie werde „nach Beseitigung der augenblicklichen Hemmnisse ein gigantisches Investitions- und damit Konjunkturprogramm auslösen, mit vielen weiteren Innovationen und Arbeitsplätzen“. Für den dazu benötigten Ausbau erneuerbarer Energien habe sich ein 50:50-Mix aus Sonnen- und Windenergie als vorteilhaft erwiesen. Stromerzeugungskosten würden so sinken, zusätzliche Kosten für Speicherung von Strom und Wärme und für den stabilen Ausgleich des Netzes würden optimiert.
„Insgesamt wird das transformierte Energiesystem zu etwa denselben Kosten zu betreiben sein wie unser altes System. Wenn man die externen Umweltschäden des bisherigen Systems mit einbezieht, ist das transformierte deutlich kostengünstiger,“ so die Autoren wörtlich. Allerdings werde es erheblich teurer, wenn der Wandel nicht entschieden vorangetrieben werde, „weil falsche Analysen und darauf aufbauende Regulierungen zu unsinnigen Blockaden führen“. Eine solche falsche Schlussfolgerung sei es, dass wir in Deutschland nicht genug Erneuerbare Energien erzeugen könnten. „Das ist physikalischer Unsinn“, so das lakonische Verdikt Mindrups und Webers dazu. Denn das Potenzial der Erneuerbaren samt Umgebungswärme „reicht völlig aus, unseren gesamten Energieverbrauch zu decken“.
Blockieren, bürokratisieren, verteuern
Das Streben nach Autarkie sei aber gar nicht sinnvoll, weder volkswirtschaftlich noch geopolitisch, ebenso wenig, mit dem Schlagwort „efficiency first“ eine Politik gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien zu begründen. Die Schlussfolgerung von Mindrup/Weber: „Ein Optimum aus Einsparung, Erzeugung in Deutschland sowie Im- und Exporten wird den Weg zur Klimaneutralität zu niedrigen Kosten ermöglichen“.
Das notwendige auf physikalischen Prinzipien basierende Vorgehen (dezentrale, nutzungsnahe Bereitstellung durch Wind- und Sonnenstrom kombiniert mit intelligenten Speichern, Batteriesystemen, Pumpspeichern, thermischen Speichern und der Nutzung von Überschussstrom zur Erzeugung von Wasserstoff) stehe völlig im Widerspruch zur gegenwärtigen BMWi-Politik. Mindrup/Weber: „Dessen Motto heißt offenbar: blockieren, bürokratisieren und verteuern. Blockade-Republik Deutschland.“ Die Angst vor „zu viel Strom“ des Bundeswirtschaftsministeriums behindere die ortsnahe Selbsterzeugung intensiv. Deswegen dürfe die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, die Zwischenspeicherung in Batterien und die Umwandlung in Wasserstoff oder Wärme nicht mehr mit Umlage belastet werden. “ Am einfachsten wäre es, jetzt zügig das EU „Clean Energy Package“ in nationales Recht umzusetzen.“
Das Energiesystem müsse ganzheitlich gesehen werden, einschließlich der Sektorenkopplung zwischen Transport, Industrie und Kraftwerken. Mindrup und Weber schließen: „Diese große Aufgabe sollte nicht als Bürde gesehen werden, sondern als große, einmalige Chance. Wenn wir diese vor der Weltwirtschaft liegende Aufgabe mit Entschlossenheit und Kreativität angehen, wird sie von großen Nutzen sein für unsere Wirtschaft, Arbeitsplätze und letztendlich für die Zukunft unserer Kinder.“
->Quelle und kompletter Kommentar: handelsblatt.com/gastkommentar-blockade-republik-deutschland-das-wirtschaftsministerium-behindert-die-energiewende