Entwaldung führt zur Entwicklung von Savannen
Als man die Existenz der wesentlichen Wasserkreisläufe des Amazonas erkannte, wurde sofort ein neues Problem sichtbar, denn wenn das Land abgeholzt wird, fließt mehr als 50% des Regenwassers ab und kann nicht wiederverwendet werden. Wie viel Abholzung könnte der Wald – gleich den 48 kontinentalen US-Staaten – verkraften, bevor es nicht mehr genügend Feuchtigkeit für tropische Regenwälder gibt oder bevor große Teile der Landschaft in tropische Savanne umgewandelt werden?
Forscher sagen voraus, dass die Entwaldung zur Entwicklung von Savannen vor allem im östlichen und südlichen Amazonasgebiet führen wird, vielleicht sogar bis in die zentralen und südwestlichen Gebiete, weil diese Zonen von Natur aus nahe an der Mindestmenge an Niederschlag liegen, die für das Gedeihen des Regenwaldes erforderlich ist. Die Wälder würden auch in Savannenkonfigurationen gedrängt, da negative Synergien mit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung bestehen, die zu geringeren Niederschlägen und höheren Temperaturen führt, die mit einer extensiven Nutzung von Feuer einhergehen (siehe: pnas.org/content/113/39/10759).
Der Waldverlust wird zu einem schwindelerregenden Verlust an Biodiversität, Kohlenstoff und damit auch an menschlichem Wohlbefinden führen. Obwohl die Entwaldung überall im Amazonasgebiet den Wasserkreislauf verringert, ist das, was im brasilianischen Amazonasgebiet geschieht, besonders wichtig, da dieser Teil des Waldes besonders empfindlich auf die zunehmenden und kumulativen Auswirkungen des vegetativen Rückgangs durch das Absterben reagiert. Die derzeitige Entwaldung ist erheblich und beängstigend: 17% im gesamten Amazonasbecken und annähernd 20% im brasilianischen Amazonas.
Schon jetzt gibt es in der Natur unheilvolle Anzeichen dafür. Die Trockenzeiten im Amazonasgebiet sind bereits heißer und länger. Die Sterblichkeitsraten der Arten mit feuchtem Klima sind erhöht, während die Arten mit trockenem Klima sich als widerstandsfähig erweisen. Die zunehmende Häufigkeit beispielloser Dürreperioden in den Jahren 2005, 2010 und 2015/16 signalisiert, dass der Wendepunkt erreicht ist. Um es ganz offen zu sagen: Der Amazonas kann nicht nur die weitere Entwaldung nicht verkraften, sondern muss nun auch als Stützpunkt des Wasserkreislaufs wieder aufgebaut werden, wenn der Amazonas weiterhin als Schwungrad des kontinentalen Klimas für den Planeten und als wesentlicher Teil des globalen Kohlenstoffkreislaufs dienen soll, wie es seit Jahrtausenden der Fall ist.
Folgt: Sofortige, aktive und ehrgeizige Wiederaufforstung nötig