Jede zehnte Insekten- und Pflanzenart ausgestorben

Sorgen um seltene Tierarten in Schleswig-Holstein

Der Kiebitz, die Uferschnepfe oder der Austernfischer teilen das gleiche Schicksal: Sie sind in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht. Das geht aus dem „Jahresbericht für biologische Vielfalt – Jagd und Artenschutz“ hervor, den Umweltminister Jan-Philipp Albrecht (Grüne) am 18.12.2019 vorgestellt hat. So ist insgesamt die Zahl der Insekten, Tier- und Pflanzenarten in den vergangenen 15 Jahren um rund ein Viertel zurückgegangen. Weitere gut 40 Prozent sind bedroht. „Der Kampf gegen den Verlust der Artenvielfalt hat denselben Stellenwert wie der Kampf gegen den Klimawandel“, sagte Albrecht.

Küstenvögel finden durch den Tourismus keine Nistplätze am Wasser, viele Insektenarten sind mittlerweile ganz aus Schleswig-Holstein verschwunden. „Der Kampf gegen den Verlust der Artenvielfalt hat denselben Stellenwert wie der Kampf gegen den Klimawandel“, sagte Albrecht. Nach Einschätzung der Experten sind schon bis zu einem Fünftel der heimischen Insekten- und Pflanzenarten verschwunden. „10 bis 20 Prozent aller heimischen Arten sind ausgestorben“, sagte Artenschutz-Referent Thomas Gall. Weitere 40 Prozent seien in unterschiedlichem Maße gefährdet.

Die Landesregierung will dem massiven Insektensterben mit einem Bündel an Maßnahmen entgegentreten. Im kommenden Jahr stehen dafür im Norden inklusive Bundesgeld fünf Millionen Euro zusätzlich bereit. „Diese Mittel sollen dazu beitragen, dass es auch in Zukunft noch summt und brummt“, sagte Albrecht. Früher allgegenwärtige Arten seien heute teilweise nur noch Spezialisten geläufig. „Die Biodiversität ist ernsthaft bedroht.“

SH-Jahresbericht 2019 – Zur biologischen Vielfalt und zum Artenschutz – Titel

Seit 1979 erscheint in Schleswig-Holstein jährlich ein Jagdbericht. Darin werden die Jagdstrecken, grundlegende Daten über Landnutzung und Witterungsverläufe, sowie Angaben über Jägerschaft und Jagdbehörden zusammengestellt. Gleichzeitig werden auch spezielle Ergebnisse ökologischer Forschung und Bestandserfassungen von Arten dargestellt, die dem Jagdrecht unterliegen, jedoch nicht mehr bejagt werden. Umfangreiche Arbeiten über Bestandsveränderungen laufen seit langer Zeit im Lande auch an Arten, die dem Naturschutzrecht unterliegen.

Grundlage für die Erhaltung von Arten ist eine regelmäßige Erfassung der Bestände (Monitoring). Dieses gilt um so mehr für solche Arten, die jagdlich genutzt werden. Nur methodisch einwandfreie und langfristig angelegte Zählungen von Beständen ermöglichen es, die normalen biologischen Schwankungen von solchen Bestandsveränderungen zu unterscheiden, die gegebenenfalls langfristig zu einem Aussterben der Art führen. Aus diesem Grund sind Monitoring-Programme für den Artenschutz von zentraler Bedeutung. Hierzu gehören auch Jagdstreckenberichte, die bei vorsichtiger Interpretation Bestandsveränderungen aufzeigen können.

Bei einigen stark bedrohten, dem Jagdrecht unterstehenden Arten, wie beispielsweise Seeadler, Wiesenweihe, Birkhuhn und Fischotter gibt es seit Jahren gemeinsame Artenhilfsprogramme von Jagd und Naturschutz. Solche gemeinsamen Bemühungen gibt es auch für Arten, die dem Naturschutzrecht unterstehen, wie beispielsweise für Uhu, Kranich, Kegelrobbe und Fledermäuse.

Zum Artenschutz soll die Bildung neuer Wälder, die Wiedervernässung von Mooren und auch die Neubepflanzung der Straßenränder beitragen. Aber auch Gartenbesitzer können helfen. „Die Belebung von Privatgärten ist ein wichtiger Beitrag“, sagte Albrecht. Hilfreich sind weniger Steingärten, der Verzicht auf Pestizide und Torf sowie die Beschränkung des Einsatzes von Düngemitteln auf das tatsächlich Notwendige. Bei der Bepflanzung ist die Wahl heimischer Pflanzen ratsam.

Weiter hoch sind im Norden dagegen die Wildbestände. Im Bereich Rotwild gab es im Jagdjahr 2018/19 mit 1218 Abschüssen einen neuen Rekord (plus 16 Prozent im Vorjahresvergleich). Beim Damwild erzielten Jäger mit 11 749 erlegten Tieren ebenfalls einen Höchstwert. Bei Wildschweinen ging die Zahl der Abschüsse nach dem Rekord im Vorjahr dagegen um 17 Prozent auf 16 276 Tiere zurück. Sorgen bereitet Minister Albrecht die afrikanische Schweinepest. Angesichts der bis kurz vor die deutsche Grenze vorgerückten Tierseuche seien weiter erhebliche Anstrengungen nötig, um die Schwarzwilddichte im Land zu reduzieren, sagte er.

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