Wieder Temperaturrekorde
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) nennt 2019 „das drittwärmste Jahr seit dem Beginn von regelmäßigen Messungen 1881“. DWD-Sprecher Andreas Friedrich: „Das ist kein Zufall“. Dazu war es gleichzeitig sehr niederschlagsarm und sonnenscheinreich. Das meldete der DWD am 30.12.2019 nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2.000 Messstationen.
- 2019 begann mit einem niederschlagsreichen Januar. Wolken stauten sich an den Nordrändern der Berge und führten dort zu lange nicht erlebten Schneemassen.
- Der Februar zeigte sich dagegen als sonnenscheinreichster Monat seit Messbeginn und mit sehr hohen Temperaturen bereits richtig frühlingshaft.
- Im März fegte eine ganze Reihe von schweren Stürmen über das Land,
- bevor der April mit trockenem und häufig sehr warmem Wetter schon einen Vorgeschmack auf den Sommer brachte.
- Völlig anders der Mai: Nach 13 zu warmen Monaten hintereinander verlief er sehr kühl und nass.
- Doch folgte der wärmste und sonnigste Juni seit Messbeginn.
- Dies war der Auftakt eines weiteren erheblich zu trockenen und extrem heißen Sommers, der alle vorangegangenen noch an Hitze übertraf. Flüsse trockneten aus und auch die Wälder litten unter der großen Trockenheit.
- Im September begann eine Periode mit mehr Niederschlag, die mit kurzen Unterbrechungen bis Weihnachten anhielt und die Dürre allmählich beendete.
Im Juli extreme Hitzewelle mit mehr als 40 Grad an drei aufeinander folgenden Tagen
Der Temperaturdurchschnitt lag 2019 mit 10,2 °C um 2,0 ° über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 1,3 Grad. Damit gehört 2019 neben 2018 mit 10,5 °C und 2014 mit 10,3 °C zu den drei wärmsten Jahren seit dem Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen 1881. Großen Anteil daran hatten elf zu warme Monate, sowie die extreme Hitze Ende Juli, als die Temperatur an 23 Messstellen auf 40,0 °C oder darüber kletterte. Am höchsten stieg die Temperatur dabei am 25. Juli in Lingen im Emsland mit dem neuen deutschen Rekord von 42,6 °C. Den kältesten Wert meldete Deutschneudorf-Brüderwiese am 21. Januar mit -18,6 °C.
Erneut zu wenig Niederschlag
Mit rund 730 Litern pro Quadratmeter (l/m²) erreichte 2019 nur 93 Prozent des Solls von 789 l/m². Der wenigste Niederschlag fiel vom Thüringer Becken bis zur Leipziger Tieflands-bucht, wo lokal nur etwa 350 l/m² zustande kamen. Den meisten Regen und Schnee erhielt das Allgäu mit bis zu 2450 l/m². Die größte Tagessumme meldete Kreuth-Glashütte bei Bad Tölz am 28. Juli mit 138,9 l/m², die höchste Schneedecke abseits der Berggipfel Anger-Stoißberg bei Bad Reichenhall am 13. Januar mit 240 cm.
Sonnenschein deutlich im Plus
Mit etwa 1.800 Stunden übertraf der Sonnenschein sein Soll von 1.544 Stunden um 18 Prozent. Am längsten zeigte sich die Sonne am Hochrhein mit rund 2120 Stunden, am wenigsten im Norden und im Sauerland mit örtlich unter 1.500 Stunden.
Das Wetter2019 in den Bundesländern
(In Klammern die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein erreichte mit 10,2 °C (8,3 °C), gut 795 l/m² (788 l/m²) und war mit etwa 1.655 Stunden (1.567 Stunden) das zweitsonnenscheinärmste Bundesland. Hamburg kam auf 10,8 °C (8,8 °C), rund 750 l/m² (750 l/m²) und war mit abgerundet 1.645 Stunden (1.507 Stunden) das sonnenscheinärmste Bundesland. Kräftige Nordströmungen führten am 2. und 9. Januar an der Ostseeküste zu Sturmfluten, die große Schäden anrichteten. In List auf Sylt zählte man im März 12 Sturmtage. Am 15. Dezember tobte Tief „Wilfried“ mit einer Sturmflut in Nordfriesland und führte zu Schäden im Binnenland von Schleswig-Holstein.
Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen verzeichnete durchschnittlich 10,6 °C (8,6 °C), rund 700 l/m² (746 l/m²) und zählte mit gut 1685 Stunden (1456 Stunden) zu den sonnenscheinarmen Bundesländern. Bremen gehörte mit 11,0 °C (8,9 °C) zu den wärmeren und mit etwa 1.690 Stunden (1.474 Stunden) zu den sonnenarmen Bundesländern. Die Niederschlagsmenge betrug rund 690 l/m² (727 l/m²). Am 2. Januar geriet ein Schiff nordwestlich von Borkum in das Sturmfeld des Tiefs „Zeetje“ und verlor etwa 270 Container. Lingen im Emsland gilt seit dem 25. Juli 2019 mit 42,6 °C als die wärmste Stadt Deutschlands. Die Böen des Sturmtiefs „Ignaz“ führten am 17. September auf mehreren Bahnstrecken zu Schäden, so dass diese gesperrt wurden. So mussten 200 Reisende die Nacht zum 18. September in Zügen verbringen.
Mecklenburg-Vorpommern: Für Mecklenburg-Vorpommern notierten die Meteorologen 10,5 °C (8,2 °C), knapp 595 l/m² (595 l/m²) und gut 1795 Sonnenstunden (1648 Stunden). Ein Staubsturm blies am 23. April bei Wolgast in Vorpommern tonnenweise Sand von den trockenen Böden auf Straßen, Wiesen und Felder, so dass die Gegend aussah wie eine Wüste. Aufgrund der Trockenheit brach am 30. Juni bei Lübtheen, südwestlich von Schwerin, ein Feuer aus, das sich auf 1.200 ha und damit zum größten Waldbrand in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns ausbreitete. Mehr als zwei Wochen lang kämpften Feuerwehrleute dort gegen die Flammen.
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