20er-Jahre zur Dekade der Solarisierung machen
Deutschland droht schon in wenigen Jahren eine Stromlücke. Während Kern- und Kohlekraftwerke nach und nach vom Netz gehen, müssen fossile Energieträger in Mobilität und Wärme zunehmend durch strombasierte Alternativen ersetzt werden. Wie der Bundesverband Solarwirtschaft am 09.01.2020 mitteilt, appelliert gut ein Dutzend führender Bundes- und Dachverbände aus den Bereichen Mittelstand, Handwerk, Energie- und Immobilienwirtschaft sowie Verbraucher- und Umweltschutz in einem offenen Brief an die Mitglieder von Bundesregierung und Bundestag, noch in diesem Frühjahr „konkrete gesetzliche Schritte für einen beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien einzuleiten“ und die Abschaffung des Photovoltaik-Förderdeckels – wie vom Bundeskabinett im Klimapaket versprochen – nunmehr „umgehend und ohne weiteren Zeitverzug gesetzlich umzusetzen.“ Die Absender des offenen Briefes (https://bsw.li/39SvBg6) vertreten die Interessen von mehreren 100.000 Unternehmen und mehr als 10 Millionen Bürgern.
Andernfalls drohten bereits im Frühjahr ein erheblicher Einbruch der Solartechnik-Nachfrage, große Schäden in der Solarbranche und ein Verlust klimapolitischer Glaubwürdigkeit, heißt es in dem gemeinsamen Verbändeschreiben, das neben dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) u. a. der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft, der Verband kommunaler Unternehmen und der Verbraucherzentrale Bundesverband gezeichnet haben.
„Angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen bei der Umsetzung der Klimaziele wäre es keinesfalls nachvollziehbar, wenn neben den gravierenden Problemen der Windbranche nun auch noch die Solartechnik mit ihren über 30.000 Beschäftigten und höchsten Akzeptanzwerten in der Bevölkerung in vermeidbare Schwierigkeiten geraten würde“, so der Verbändeappell.
„Wir müssen die 20er Jahre zu einer Dekade der Solarisierung machen und das Ausbautempo in der Photovoltaik verdreifachen. Der notwendige Ersatz nuklearer und fossiler Kraftwerkskapazitäten bei gleichzeitig steigendem Strombedarf ist ohne einen deutlich stärkeren Ausbau Erneuerbarer Energien undenkbar“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW.
Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) hat erst diese Woche darauf hingewiesen, dass der zu schwache Ausbau der Erneuerbaren Energien bei gleichzeitig steigendem Stromverbrauch dazu führen werde, dass Deutschland das im Koalitionsvertrag verankerte 65-Prozent-Ökostromziel im Jahr 2030 sehr deutlich verfehlen werde. (www.solarify.eu berichtete)
Eine vor wenigen Wochen veröffentlichte Studie des Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmens EuPD Research erwartet in den nächsten zehn Jahren ebenfalls eine deutliche Zunahme des Nettostromverbrauches (um gut ein Fünftel auf 657 Terawattstunden). Um den wachsenden Strombedarf zu decken, müsse kurzfristig ein deutlich schnellerer Photovoltaikausbau realisiert werden. Ansonsten entstehe bereits im Jahr 2022 eine Erzeugungslücke, die auf 70 Terawattstunden im Jahr 2030 anwachse, so die EuPD-Studie (https://bsw.li/2CZQff2). Vermeiden lasse sich diese Lücke, indem der Photovoltaik-Zubau auf mindestens 10 Gigawatt im Jahr erhöht werde, so dass im Jahr 2030 rund 160 Gigawatt (GW) Photovoltaikkapazität installiert seien (aktuell sind rd. 50 GW installiert, 2019 kamen knapp 4 GW hinzu).
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