Analyse von Boston Consulting und Prognos: CO2-Lücke von 19 Millionen Tonnen
Selbst wenn sich die E-Mobilität durchsetzen sollte (was immer noch von vielen bezweifelt wird) werden einer Untersuchung von Boston Consulting und Prognos im Auftrag des Mineralölwirtschaftsverbandes MWV zufolge die angestrebten CO2-Verringerungen im Verkehr ohne neue Treibstoffarten nicht erreichbar sein. Selbst bei schneller Elektrifizierung des Pkw-Sektors und mehr Verkehrsverlagerung zur Schiene liegen die erwarteten CO2-Emissionen erheblich über dem deutschen Klimaziel für den Verkehrssektor – es bestehe eine CO2-Lücke von 19 Millionen Tonnen.
Dazu WMV-Hauptgeschäftsführer Prof. Christian Küchen am 20.01.2020 beim Fachkongress „Kraftstoffe der Zukunft“ in Berlin: „Das Ziel ist nur mit einem deutlich gesteigerten Anteil Erneuerbarer Kraftstoffe zu erreichen.“ Das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel lautet, die CO2-Emissionen aus dem Verkehr im Vergleich zu heute bis 2030 um mehr als 40 Prozent auf 95 Millionen Tonnen zu senken. Dies soll erreicht werden durch Effizienzsteigerung der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Verlagerung von Transporten auf die Bahn, einem massiv wachsenden Anteil von Elektrofahrzeugen und durch größere Anteile Erneuerbarer Kraftstoffe. Dazu zählen fortschrittliche Biokraftstoffe und klimaneutrale synthetische Kraftstoffe (E-Fuels).
Elektromobilität allein reicht nicht aus
„Aber auch in einem Szenario mit 10 Millionen E-Autos und 60 Prozent mehr Güterverkehr auf der Schiene bis 2030 ist nach der Analyse von BCG und Prognos eine CO2-Lücke von 19 Millionen Tonnen durch Erneuerbare Kraftstoffe zu schließen“, sagte Küchen. Dafür muss die Politik jetzt die Voraussetzungen schaffen.“ Ein geeigneter Weg dorthin sei die Umstellung der heutigen Energiesteuer für Benzin und Diesel auf eine CO2-Bepreisung. „Das würde Erneuerbare Kraftstoffe steuerfrei stellen und somit einen echten Anreiz für Investitionen in diese klimafreundlichen Kraftstoffe darstellen.“
Europäischer Green Deal bietet Chancen für CO2-Bepreisung
Die Chance dazu biete sich durch den von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angestoßenen European Green Deal, in dessen Rahmen auch die EU-Richtlinie zur Energiebesteuerung überarbeitet werden soll. Auf nationaler Ebene könne die Bundespolitik die Markteinführung für Erneuerbare Kraftstoffe über eine Ausschreibung von Produktionsmengen vorantreiben. Zur Finanzierung könnten die Einnahmen aus dem geplanten nationalen Emissionshandel ab 2021 beitragen. „Mithilfe dieser Maßnahmen sind die Klimaziele im Verkehr erreichbar.“
Sinkende Erzeugungskosten für synthetische Kraftstoffe
Küchen abschließend: „Klimaschutz ist auch im Verkehr nicht zum Nulltarif zu haben. Doch sinkende Erzeugungskosten für Erneuerbaren Strom in sonnen- und windreichen Regionen etwa in Nordafrika und dem Nahen Osten haben die Kostenerwartungen für E-Fuels bereits deutlich reduziert. Wir appellieren an die EU und die Bundesregierung, den Weg zum Erreichen der Klimaziele freizumachen.“
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