Mehrheit der Unternehmen strebt Klimaneutralität an

Energieeffizienz-Index der Wintererhebung 2019/20

Der Energieeffizienz-Index EEI ist zum Winter 2019 wieder leicht gestiegen. Insbesondere der Indexwert für die Energieproduktivität ist in den letzten 12 Monaten um 0,3 Punkte gestiegen. Die Investitionen der Unternehmen in Effizienzmaßnahmen und die künftige Bedeutung der Energieeffizienz sind hingegen leicht gesunken. Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz. Der EEI wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt.

Die Erwartungen der Industrie, was die Bedeutung von Energieeffizienz, die Investitionen in entsprechende Maßnahmen und die Energieproduktivität angehe, seien immer noch höher als die tatsächlichen Aktivitäten. „Die Unternehmen bereiten sich also für die Zukunft zwar auf weitere Anstrengungen vor“, so der Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion EEP, Professor Alexander Sauer, „aber langsam wird es knapp – wenn wir die Energiewende noch schaffen wollen.“

Bilanzielle Klimaneutralität

Knapp 6 von 10 Unternehmen strebten an, ihr Unternehmen in Zukunft bilanziell klimaneutral zu stellen. Die Hälfte davon habe bereits mit der Umsetzung begonnen. Anders als bei vielen anderen Maßnahmen, die im Energieeffizienz-Index abwechselnd abgefragt würden, treffe dies auf alle Unternehmensgrößen zu – von den Kleinst- bis zu den Großunternehmen, so Sauer weiter. Es seien eher technische als wirtschaftliche Hemmnisse, die Unternehmen daran hinderten, CO2-Neutralität anzustreben. Dies könne etwa bei Produktionsprozessen der Fall sein, die aktuell nur schwer bis überhaupt nicht CO2-neutral betrieben werden könnten, beispielsweise in der Zementproduktion.

Steigerung der Effizienz hat höchste Priorität

Welche Maßnahmen ergreifen die Unternehmen nun, um den CO2-Footprint ihres Unternehmens bzw. ihrer Produkte zu reduzieren? Am häufigsten seien hier Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz genannt. Die Eigenerzeugung und der Einkauf von erneuerbaren Energien folgten mit einigem Abstand. Efficiency First sei bereits 2015 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) für die deutsche Energiewende ausgerufen worden, nun scheine es aufgrund der Klimadiskussion bei den Unternehmen zu einer neuen Dynamik zu kommen. „Tatsächlich kann eine CO2-Neutralität nur mit gestiegenen Anstrengungen im Bereich der Energie-effizienz erreicht werden“, so Sauer.

Angesichts des künftigen CO2-Preises stehe der Industriesektor vor besonderen Herausforderungen. Es sei daher im Interesse der Unternehmen, die eigene CO2-Emissionsreduzierung bis zum Inkrafttreten des Preises 2021 rasch voranzutreiben. Mit der Erhöhung des CO2-Preises stünden KMU, die bislang nicht dem europäischen Emissionshandel unterlägen, vor besonderen Herausforderungen. Insbesondere gelte dies für Unternehmen mit hohem Energiebedarf, etwa Gießereien, Härtereien und Papierhersteller. Zudem steigerten die Dekarbonisierungspläne vieler Großunternehmen die Anforderungen an die Lieferkette. „Vor allem aus diesen Gründen sind aus unserer Sicht begleitende Unterstützungsmaßnahmen erforderlich, bspw. eine unbürokratische Erstattung von Dekarbonisierungsinvestitionen in Höhe der geleisteten CO2-Abgabe“, so der EEP-Leiter Sauer.

->Quelle:  UNI-Stuttgart.de/Mehrheit-der-Unternehmen-strebt-Klimaneutralitaet-an