Wuppertal Institut gibt Impulse zur Umsetzung des europäischen Green Deal
Der „Green Deal“ der EU-Kommission sieht vor, Europa bis 2050 treibhausgasneutral zu machen. Das stellt die energieintensiven Branchen wie die Grundstoffindustrie vor große Herausforderungen. Wie gelingt der Spagat zwischen den ambitionierten EU-Klimazielen und der energieintensiven Produktion von Stahl, Zement, Chemikalien, Glas und Papier? Pof. Manfred Fischedick und Prof. Stefan Lechtenböhmer vom Wuppertal Institut geben in ihrem neuen inBrief Empfehlungen für die zukünftige Ausgestaltung des politischen Rahmens.
Bis 2050 will die Europäische Union (EU) als erster Kontinent Treibhausgasneutralität erreichen. Um bis dahin klimaneutral zu werden, sieht der europäische Green Deal die Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes vor, das die EU unwiderruflich zu diesem Ziel verpflichtet. Zahlreiche Maßnahmen flankieren die mittel- und langfristigen Zielsetzungen – von einem Programm für den Aufbau von einer Million Ladesäulen für Elektroautos in ganz Europa bis hin zur Forschung für eine CO2-freie Stahlproduktion.
Energieintensive Industrie erfordert ganzheitlichen Transformationsprozess
Damit die europaweiten Ziele erreicht werden können, spiele die schnelle Verringerung der Treibhausgasemissionen der energieintensiven Industrie eine zentrale Rolle – vor allem in Stahlerzeugung, Grundstoffchemie, Aluminiumindustrie, Glas-, Papier- und Zementherstellung, die in Summe für deutlich mehr als die Hälfte der industriebedingten Emissionen verantwortlich seien. Der Green Deal sei hierfür noch nicht ausgereift: „Obwohl das Bewusstsein für eine strategischere Ausrichtung in der Industriepolitik stark gewachsen ist, greifen die bestehenden Ansätze und Überlegungen noch zu kurz. Die dringend erforderliche integrativere Verbindung zwischen der Industrie-, Energie- und Klimapolitik wurde bisher noch nicht hinreichend berücksichtigt“, kritisiert Prof. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.
Wie der Transformationsprozess auf den relevanten Ebenen gelingen kann, zeigt der neue In Brief „Integrierte Klima-Industriepolitik als Kernstück des europäischen Green Deal“. Darin schlagen die beiden Autoren Manfred Fischedick und Stefan Lechtenböhmer, Leiter der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme, vier zentrale Punkte vor:
- Etablierung klimaneutraler und zirkulärer Wertschöpfungsketten für Produkte der Grundstoffindustrie
- Verstärkte Anreize und adäquate Politikstrategien für nachhaltige Geschäftsfelder entlang der Wertschöpfungsketten
- Richtungssicherheit für umfangreiche Technologie- und Infrastrukturinvestitionen
- Integrierte Klima-, Energie und Industriepolitik als zentraler Baustein des europäischen Green Deal
Die Umsetzung der Ziele sei ohne Zweifel eine große Gestaltungsaufgabe für die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen in der Industrie. „Der Klimawandel ist neben der Digitalisierung aber auch der zentrale Innovationstreiber für die europäische Industrie und somit nicht nur eine zentrale Herausforderung, sondern vor allem auch eine Chance“, sagt Stefan Lechtenböhmer.
Die konsequente Fokussierung auf den von den Autoren vorgeschlagenen integrativen Ansatz mit seinen vier zentralen Säulen, könne die EU dabei unterstützen, in Europa eine treibhausgasneutrale Grundstoffindustrie aufzubauen. Zudem könne sie eine technologische Führungsrolle in zentralen Zukunftsfeldern übernehmen und sich auf den wachsenden Klimaschutzmärkten eine herausragende Position verschaffen, erklären die beiden Wissenschaftler.
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