Erste Wasserstoff-Kaverne in Deutschland

VNG rüstet unterirdischen Gasspeicher Bad Lauchstädt um

Wasserstoff ist ein immer wichtiger werdender Baustein für die Energiewende. Wenn Wasserstoff im großen Maßstab erzeugt werden soll, bedarf es großer Speicher. Die Umrüstung von Kavernen im Untergrund wäre eine Möglichkeit. Das beschreibt Frank Urbansky auf springerprofessional.de. Doch die Druckspeicherung eigne sich nur für kleine Anwendungen. Solle jedoch Wasserstoff im Rahmen der Energiewende eine zentrale Rolle einnehmen, brauche es riesige Speicher. In Frage kommen etwa Untergrunderdgasspeicher (UGS). Zwei davon, einer in den USA und einer in Großbritannien, wurden bereits auf Wasserstoff umgerüstet und sind in Betrieb. In Deutschland will nun der Gasgroßhändler VNG aus Leipzig einen seiner Untergrundspeicher umrüsten.

Am Standort Bad Dürrenberg im südlichen Sachsen-Anhalt werden dafür durch die Konzerntochter VNG Gasspeicher bisher als Erdgasspeicher genutzte Salzkavernen umgerüstet. Derzeit ist das Projekt als Teil von HYPOS (= HYDROGEN POWER STORAGE & SOLUTIONS EAST GERMANY) in der Planung. Abgeschlossen sein soll es bis 2025. Der neue Energiepark Bad Lauchstädt enthält neben dem Speicher einen Windpark mit 160 Meter hohen Windkraftanlagen und 40 MW Leistung. Deren Strom wird komplett für einen Großelektrolyseur genutzt, der an 3.000 bis 4.000 Stunden im Jahr Wasserstoff erzeugen soll. Der wiederum soll dann im UGS zwischengespeichert  werden.

Uli Wittstock vom mdr-Sachsen-Anhalt weist darauf hin, dass das Wasserstoff-Thema eigentlich bereits alt ist. So habe der US-Ökonom Jeremy Rifkin schon 2002 ein Buch unter dem Titel „Die H2 Revolution“ veröffentlicht. Jetzt erst gewinne das Thema Wasserstoff allmählich an wirtschaftlicher Bedeutung. Aber der Wasserstoff müsse klimaneutral hergestellt sein, also aus erneuerbaren Energien. Das solle im Großprojekt in Bad Lauchstädt getestet werden.

Großtechnisches Power-to-Gas-Projekt „Energiepark Bad Lauchstädt“

Ab 2020 soll im mitteldeutschen Chemiedreieck die Herstellung, der Transport, die Speicherung und der wirtschaftliche Einsatz von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab untersucht werden: Mittels einer Großelektrolyse-Anlage von bis zu 35 MW wird grüner Wasserstoff produziert. In einer eigens dafür ausgestatteten Salzkaverne in einer Tiefe von 700 bis 900 Metern, umschlossen von einer Salzschicht zwischengespeichert, kann der grüne Wasserstoff über eine umgewidmete Gaspipeline in das Wasserstoffnetz der in Mitteldeutschland ansässigen chemischen Industrie eingespeist und perspektivisch für urbane Mobilitätslösungen eingesetzt werden. Damit werden im Energiepark Bad Lauchstädt alle Aspekte zur intelligenten und volkswirtschaftlich optimalen Integration des Energieträgers grüner Wasserstoff – und damit einer großskaligen Demonstration der Sektorkopplung – abgedeckt.

Die erfolgreiche Kombination von Erzeugung, Transport, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff gilt als zentraler Baustein einer sicheren, nachhaltigen und wirtschaftlichen Energieversorgung für die Zukunft. Der Energiepark Bad Lauchstädt trägt dazu bei, diese Zukunftstechnologien zu erforschen und zur Marktreife zu bringen – für eine technologisch starke und zukunftsorientierte Wasserstoffregion in Mitteldeutschland und eine erfolgreiche Sektorkopplung in der gesamten Bundesrepublik.

Der unterirdische Wasserstoffspeicher hat beträchtliche Ausmaße: einen halben Kilometer lang, 100 Meter hoch. Hier können bis zu 3.800 Tonnen Wasserstoff gespeichert werden, was reicht, um 40.000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Oder anders gerechnet, der Speicher könnte mit einer Füllung fünf Jahre lang Bad Lauchstädt mit Strom versorgen. Allerdings nur theoretisch, denn praktisch ist der Wasserstoff vor allem zur Nutzung in den Chemieparks der Region gedacht. Weltweit ist das der erste Versuch, Wasserstoff in dieser Größenordnung aus Windstrom herzustellen, diesen zu speichern und dann weiter zu verarbeiten.

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