Der Text von Reiner Braun ist zuerst erschienen im Debattemagazin zur Transformation MOVUM
– mit freundlicher Genehmigung des Autors –
Ein Bericht des US-Kongresses stellte 2012 fest, dass das US-Militär der größte Einzelkonsument von Erdölprodukten in den USA und damit auch weltweit ist. Das US-Militär ist damit der größte Klimakiller der Welt. Das Pentagon verantwortet den Verbrauch von 350.000 Barrel Öl pro Tag. Die entsprechenden Treibhausemissionen sind größer als die von ganz Schweden. Der größte Teil davon entfällt auf den Flugbetrieb der US Air Force. Seit Beginn des sogenannten Krieges gegen den Terror im Jahr 2001 hat das Pentagon laut einer Studie des Watson Institute for International and Public Affairs 1,2 Milliarden Tonnen Treibhausgase verursacht.
Auch die weitaus weniger aktive Bundeswehr ist nicht gerade klimabewusst. Das deutsche Militär produziert jährlich 1,7 Millionen Tonnen CO2, das sind 0,2 Prozent des Gesamtausstoßes von Deutschland. Allein ein Leopard-2-Panzer verbraucht auf der Straße 340 Liter und im Manövereinsatz 530 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Ein Tornado-Kampfflugzeug schluckt zwischen 2.250 und 7.500 Litern Kerosin pro Stunde. Bürgerinitiativen gegen Fluglärm aus Rheinland- Pfalz und dem Saarland haben errechnet: Allein am 29 Juli dieses Jahres flogen Kampfjets der US-Armee und der Bundeswehr 15 Flugstunden. Sie verbrauchten 90.000 Liter Treibstoff und produzierten 248 Tonnen CO2 sowie 720 Kilogramm Stickoxide.
Gesundheitsbelastungen vertuscht
In den weltweiten Klimaverhandlungen und den Vereinbarungen von Kyoto und Paris zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes spielen diese Zahlen keine Rolle. Seit mehr als 20 Jahren ist das Militär auf Druck der USA, der anderen Nato-Staaten und Russlands von Berichtspflichten über den CO2-Ausstoß freigestellt. Nicht nur fürs Klima, sondern auch für die Gesundheit sind Militäroperationen gefährlicher als so ziemlich alle anderen Emissionsquellen wie Verkehr oder Kraftwerke. Denn dadurch entstehen Schadstoffe in der Atemluft, Boden und Grundwasser.
Militärflugzeuge werden mit Nato-Flugbenzin betrieben, das aufgrund spezieller Zusätze in hohem Maße krebsfördernd ist. Auch hier werden die Gesundheitsbelastungen vom Militär gezielt vertuscht. Die meisten Militärflugplätze sind durch den Einsatz von PFC-Chemikalien verseucht, die für Feuerwehr-Übungen mit Löschschaum eingesetzt wurden. PFC ist biologisch praktisch nicht abbaubar und versickert schließlich ins Grundwasser – mit Langzeitwirkung auf die menschliche Gesundheit. Um die militärisch kontaminierten Standorte zu sanieren, werden weltweit mindestens 500 Milliarden US-Dollar veranschlagt.
Militärausgaben verhindern Energiewende
Schlimmer sind nur noch die zerstörerischen Folgen von Atomwaffen. Als Langzeitwirkung der radioaktiv verseuchten Orte wie in Hiroshima und Nagasaki starben über die Jahrzehnte hinweg Hunderttausende nach qualvollen Erkrankungen. Die einmal erfolgte Freisetzung von Radioaktivität kann auf natürlichem Wege durch die Halbwertszeit radioaktiver Elemente teilweise erst nach Jahrzehnten Jahren wieder deutlich reduziert werden. Durch die zahlreichen Atomwaffentests in der Mitte des 20. Jahrhunderts ist beispielsweise die Tiefsee im Pazifik nicht nur durch Plastikteile, sondern auch durch Radioaktivität „vermüllt“.
Der Einsatz auch nur eines kleinen Bruchteils der heutigen atomaren Waffenarsenale, die offiziell der „Abschreckung“ dienen sollen, würde nach Meinung von Wissenschaftlern eine sofortige Klimakatastrophe, einen „atomaren Winter“, auslösen und zum Untergang der menschlichen Zivilisation führen. Der Planet wäre für Menschen und viele Tiere nicht mehr bewohnbar.
Neben den direkten Belastungen für Umwelt, Gesundheit und Klima durch das Militär entziehen die hohen Rüstungsausgaben viel Geld für Investitionen in den Umweltschutz, in Umweltsanierung und in die Energiewende. Ohne Abrüstung wird es auch kein internationales Klima der Kooperation geben, das die Voraussetzung für eine globale Umweltsicherung und für Klimaschutz ist.
Auch die Gewinnung und der Transport fossiler Rohstoffe erfordern eine imperiale Machtpolitik. Um die Rohstoffquellen und die Versorgung über Tankschiffe und Pipelines zu sichern, wird eine militärische Drohkulisse durch die USA, die Nato und zunehmend auch durch die EU eingesetzt – und letztendlich werden dafür auch Kriege geführt: Irak, Afghanistan, Syrien, Mali. Ersetzt man den Verbrauch fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien, die weitestgehend dezentral erzeugt werden, entfallen viele Gründe für militärische Aufrüstung und Kriegseinsätze.
Reiner Braun ist Co-Präsident des International Peace Bureau.
->Quelle: movum.info/629-militaer-toedlich-auch-fuer-umwelt-und-klima