„Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft Chance für alle Sektoren“
Zur EU-Industriestrategie und der darin unter anderem angekündigten europäischen Allianz für sauberen Wasserstoff erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Wasserstoff ist ein Allround-Talent, dessen Potenziale zur Senkung der Treibhausgase in allen Sektoren genutzt werden sollten.“ betonte einer Medienmitteilung folgend, die chemische Industrie befinden sich bei CO2-Neutralität und Kreislaufwirtschaft bereits mitten im Wandel. Damit energieintensive Branchen den Umbau kraftvoll vorantreiben könnten, benötigten sie die Unterstützung der Politik.
Andreae meinte, es sei „daher richtig, dass die Europäische Kommission in ihrer Industriestrategie auch den verstärkten Einsatz von Wasserstoff in der Industrie – zum Beispiel zur Dekarbonisierung der Stahlherstellung – in den Blick nimmt und eine europäische Allianz für sauberen Wasserstoff ankündigt, um Investoren mit staatlichen, institutionellen und industriellen Partnern zusammenzubringen. Die Energiewirtschaft engagiert sich bereits in vielen Power-to-Gas Projekten zur Erzeugung von erneuerbarem und dekarbonisiertem Wasserstoff und zahlreichen Forschungsprogrammen.“
Der Einsatz von grünem Wasserstoff könne einen großen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen von industriellen Prozessen leisten. Das Potenzial von Wasserstoff auf die Industrie zu beschränken, würde aus Sicht des BDEW allerdings zu kurz greifen. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sei eine Chance für alle Sektoren, um Treibhausgasemissionen zu senken – insbesondere auch für den Wärmesektor. Deshalb sei es wichtig, dass die Bundesregierung in der Nationalen Wasserstoffstrategie auch den Wärmemarkt als Anwendungsbereich für Wasserstoff anerkenne.
„Nur ein möglichst breiter Fokus garantiert eine umfassende Marktöffnung, stetig wachsende Beiträge zum Erreichen der Klimaschutzziele sowie die Zukunftsfähigkeit der Gasinfrastruktur. Dafür benötigt es die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen und den Aufbau eines Marktes. Auch auf europäischer Ebene sollte dieser Ansatz weiterverfolgt werden, etwa in der für Juni 2020 angekündigten „Smart Sector Integration“-Strategie der Europäische Kommission. Darin müssen die Weichen gestellt werden, damit erneuerbare und dekarbonisierte Gase wie Wasserstoff ihr Potenzial für eine effiziente, bezahlbare und klimaneutrale Energieversorgung ausspielen können. Dazu gehört unter anderem ein EU-weites, transparentes Nachweissystems als Basis für den europäischen Handel.“
„Unsere Branche setzt auf neue Technologien und entwickelt mit ihren Partnern im Industrienetzwerk die Innovationen, mit denen der Green Deal gelingen kann“, sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. Innovation müsse ein essenzielles Prinzip der Strategie sein: „Die chemisch-pharmazeutische Industrie spielt beim Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft eine einzigartige Rolle. Ob Wasserstoffwirtschaft, chemisches Recycling, Elektromobilität oder digitale Land- und Gesundheitswirtschaft. Unsere Branche setzt auf neue Technologien und entwickelt mit ihren Partnern im Industrienetzwerk die Innovationen, mit denen der Green Deal gelingen kann.“
Große Entrup betont, dass sich die chemische Industrie bei CO2-Neutralität und zirkulärem Wirtschaften bereits mitten im Wandel befinde. Damit energieintensive Branchen den Umbau kraftvoll vorantreiben können, benötigten sie die Unterstützung der Politik: „Die Chemie der Zukunft braucht enorme Mengen erneuerbaren Stroms zu günstigen Preisen und Freiräume für die Forschung. Nicht alle Regionen der Welt teilen die europäischen Ambitionen. Daher muss die Politik die kostenintensive Phase der Transformation mit Fokus auf Innovationen und Investitionen im erforderlichen Maße unterstützen. Ansonsten transformiert sich die Industrie wettbewerbsmäßig ins Aus.“
Auch kostenlose Zuteilungen von Emissionshandelszertifikaten und Strompreiskompensationen müssten beibehalten werden. Neue Handelsbarrieren wie CO2-Grenzsteuern seien hingegen kein sinnvoller Hebel, sondern schadeten eher einer nachhaltigen Entwicklung, unterstrich Große Entrup. Die Corona-Epidemie mache die Bedeutung einer starken forschenden Pharmaindustrie für die öffentliche Gesundheit in Europa überdeutlich. „Innovative Diagnostika, Impfungen und Therapien werden nur dann in Europa entwickelt werden, wenn die industriepolitischen Rahmenbedingungen der EU stimmen“, betonte Große Entrup. Wichtig sei, dass das Projekt Green Deal gemeinsam mit der Industrie umgesetzt werde, so Große Entrup. „Sonst besteht die Gefahr, dass die Antwort auf die ‚the man on the moon‘-Strategie der EU Kommission lautet ‚Houston, we have a problem‘. Das will keiner. Daher erfordern alle Maßnahmen ein engmaschiges Monitoring und sorgfältige Folgenabschätzungen, damit der Transformationsprozess zum gewünschten Erfolg führt.“
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