Fatih Birol: „Saubere Energie in den Mittelpunkt von Konjunkturplänen zur Bekämpfung der Coronavirus-Krise stellen“
So klar hat man das bisher von der lange Jahre auf fossilem Kurs segelnden Internationalen Energieagentur IEA noch nicht gehört: Die Auswirkungen des Coronavirus auf der ganzen Welt und die daraus resultierenden Turbulenzen auf den globalen Märkten beherrschen einerseits die globale Aufmerksamkeit, andererseits scheinen sie so manchen Lernprozess zu beschleunigen. Das gelte auch für die Bedrohung durch den Klimawandel, der es erforderlich mache, die globalen Emissionen in diesem Jahrzehnt deutlich zu reduzieren. In einer Medienmitteilung auf der IEA-Internetseite heißt es denn auch: „Wir sollten nicht zulassen, dass die heutige Krise unsere Bemühungen zur Bewältigung der unausweichlichen Herausforderung der Welt beeinträchtigt.“
Die Konjunkturpakete der Regierungen zur Eindämmung des wirtschaftlichen Schadens durch das Coronavirus böten „eine ausgezeichnete Gelegenheit, dafür zu sorgen, dass die wesentliche Aufgabe des Aufbaus einer sicheren und nachhaltigen Energiezukunft nicht inmitten der Hektik der unmittelbaren Prioritäten verloren geht“ – so IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol in einem Kommentar.
Groß in Solar und Wind investieren
Groß angelegte Investitionen zur Förderung der Entwicklung, Einführung und Integration von Technologien für saubere Energien – wie Solar- und Windenergie, Wasserstoff, Batterien und Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) – sollten ein zentraler Bestandteil der Pläne der Regierungen sein, da sie den doppelten Nutzen bringen werden, die Wirtschaft anzukurbeln und den Übergang zu sauberen Energien zu beschleunigen. Die Fortschritte, die dadurch bei der Umgestaltung der Energieinfrastruktur der Länder erzielt werden, werden nicht nur vorübergehend sein – sie können unsere Zukunft nachhaltig verändern.
Die Kosten für Schlüsseltechnologien im Bereich der Erneuerbaren Energien, wie Sonne und Wind, sind weitaus geringer als in früheren Perioden, als die Regierungen Konjunkturpakete auflegten. Und die Technologie für Sonne und Wind ist in einem viel besseren Zustand als in der Vergangenheit. Inzwischen sind für die Wasserstoff- und Kohlenstoffabscheidung größere Investitionen erforderlich, um sie zu vergrößern und die Kosten zu senken. Dabei könnte das derzeitige, bereits niedrige und weiter sinkende Zinsniveau helfen, das die Finanzierung von Großprojekten erschwinglicher macht. Die Regierungen können saubere Energie für private Investoren noch attraktiver machen, indem sie Garantien und Verträge zur Verringerung der finanziellen Risiken bereitstellen.
Diese Schritte sind äußerst wichtig, da die Kombination aus dem Coronavirus und den volatilen Marktbedingungen die Aufmerksamkeit von Politikern, Wirtschaftsführern und Investoren von der Umstellung auf saubere Energie ablenken wird.
Folgt: Situation Test für Engagement von Regierungen und Unternehmen