RWE: Erstes Energiewende-Rechenzentrum startet in Essen
Batterien sind für die Energiewende von zentraler Bedeutung, denn sie können die volatilen Erneuerbaren Energien abfedern helfen. Dafür wird bereits an vielen Lösungen in Anlagenbau und Netztechnik getüftelt. Hilfe kommt nun aus einer unerwarteten Ecke: von Rechenzentren. Sie speichern und verarbeiten riesige Datenmengen, gelten in puncto Strom allerdings bislang nur als große Verbraucher. Zur Absicherung halten sie jedoch rund um die Uhr Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) sowie Notstromaggregate bereit. Eingesetzt werden diese Anlagen aber selten. Allerdings können sie zur Netzstabilisierung eingesetzt werden – so am 02.04.2020 eine Medienmitteilung von RWE.
Dank der von RWE Supply & Trading und Riello Power Systems entwickelten Lösung „Master+“ können Rechenzentren nun einen wichtigen Beitrag zur Energiewende liefern: Ihre USV-Batterie-Systeme helfen, das Netz zu stabilisieren. „Master+“ verfügt über eine erhöhte Speicherkapazität und ein integriertes Batterie-Monitoring-System. Damit kann die Anlage bei Ungleichgewichten im Netz automatisch Strom aus dem Netz entnehmen oder Strom ins Netz liefern. Zudem hat RWE einen Service entwickelt, mit dem die Notstromaggregate durch wenige gezielte Einsätze das Stromnetz deutlich entlasten. Sowohl die USV-Batterien als auch das Notstromaggregat werden mit Unterstützung von RWE vermarktet. Die Kraftwerks-Simulator-Gesellschaft mbH (KSG) in Essen setzt nun als weltweit erster Kunde „Master+“ ein und stellt zudem ihr Notstromaggregat für Netzdienstleistungen zur Verfügung.
Die Zusammenarbeit mit RWE bietet viele Vorteile für KSG
Burkhard Holl, Bereichsleiter Technik und Betrieb, fasst den Nutzen für KSG zusammen: „Mit „Master+“ und der Vermarktung unseres Notstromaggregats können wir vom Energiemarkt profitieren. Wir verfügen über eine höhere Speicherkapazität und unser Batteriespeicher wird rund um die Uhr überwacht. Das bedeutet mehr Versorgungssicherheit, während wir gleichzeitig zusätzliche Erlöse erzielen– eine für uns sowohl gewinnbringende als auch ressourcenschonende Lösung.“
Ein weiterer Vorteil: das Notstromaggregat wird auch mit der RWE Fernsteuerung nicht wesentlich häufiger eingesetzt als sonst. „Vereinfacht ausgedrückt takten wir die ohnehin stattfindenden Testläufe der Notstromaggregate genau so, dass die Netze entlastet werden“, erläutert der zuständige Produktmanager Claudius Beermann von RWE. „So ersetzen wir verschleißfördernde Probebetriebe mit geringer Last durch gezielte Einsätze unter hoher Last.“
Ausbau des Rechenzentrums erfüllt Anforderungen europaweit geltender Normen
Der weitere Ausbau des KSG-Rechenzentrums erfolgt schrittweise: In der bereits umgesetzten ersten Ausbaustufe wurden zwei USV-Batterie-Lösungen mit jeweils 250 kW Leistung des Typs „Master+“ und ein Notstromaggregat mit 1.100 kW Leistung zur Sicherung der Notstromversorgung eingebaut. In nächsten Schritten soll die USV-Leistung auf 2 Megawatt gesteigert werden und ein zweiter Notstromdiesel hinzukommen. Die Zertifizierung des KSG-Rechenzentrums auf Basis des TSI.STANDARDs einschließlich der DIN EN 50600- spezifischen Erweiterungen wird von der TÜViT vorgenommen. Das Gesamtkonzept des Standortes befindet sich zurzeit in der Konformitätsprüfung zum Level 3. Dieser Level steht für ein hochverfügbares Rechenzentrum. Der Kriterienkatalog definiert auch Anforderungen für die Planung der Gewerke Baukonstruktion, Energieversorgung und Sicherheitssysteme und legt Kriterien für den Betrieb von Rechenzentren fest.
->Quelle: group.rwe/neue-loesung-zur-versorgungssicherheit-ihrer-kritischen-infrastruktur