Fraunhofer ISE: Wind erreicht allein 37,7% – 50 Hertz: durchschnittlich 85 Prozent Wind- und PV-Anteil im Netz (Februar)
Das Portal Energy Charts vom Fraunhofer ISE wertet fortlaufend die Nettostromerzeugung aus. Der Anteil der Erneuerbaren lag demnach im ersten Quartal 2020 bei 55 Prozent, wobei vor allem die Windenergie herausragte. Am 23. März konnte 50 Hertz in seinem Netzgebiet zur Mittagszeit zudem fast 8.500 Megawatt Solarstrom in seinem Netz integrieren, ohne Photovoltaik-Anlagen abregeln zu müssen. Das schreibt Sandra Enkhardt am 02.4. und 31.03.2020) auf pv magazine.
Die Zahlen von Energy Charts der Freiburger Wissenschaftler zeigen eine deutliche Verschiebung der Erzeugung von konventionellen zu erneuerbaren Energien in den ersten drei Monaten 2020. Allein die in Deutschland installierten Windkraftanlagen erreichten 37,7 Prozent an der Nettostromerzeugung, während die Stein- und Braunkohlekraftwerke zusammen nur 21,3 Prozent beitrugen.
Die volatile Einspeisung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen stellt Netzbetreiber vor Herausforderungen. Eine Zwischenbilanz von 50 Hertz, dessen Übertragungsnetz sich zwischen der Ostseeküste und dem Erzgebirge erstreckt, zeigt jedoch, sie sind dieser Aufgabe durchaus gewachsen. Aufgrund der günstigen Wetterbedingungen habe es seit Jahresbeginn eine sehr hohe Einspeisung von Windkraftanlagen gegeben. Der teilweise strahlende Sonnenschein in den vergangenen Wochen führte nun auch zu einer zunehmend steigenden Solarstromproduktion. Im Februar deckten nach Angaben von 50 Hertz Windkraft und Photovoltaik bilanziell im Monatsmittel bereits rund 85 Prozent des Stromverbrauchs im Netzgebiet. Am 23. März gab es zudem einen neuen Rekord bei der Photovoltaik: Zur Mittagszeit sei es 50 Hertz gelungen, knapp 8500 Megawatt Solarstrom ins Netz zu integrieren und zu den Verbrauchern zu liefern, ohne ein einziges Megawatt Photovoltaik-Leistung abregeln zu müssen. (pv-magazine.de/50-hertz-verzeichnet-durchschnittlich-85-prozent-anteil-von-photovoltaik-und-windkraft-im-netz-im-februar)
Nach Auswertung der vorläufigen Daten von Energy Charts hat sich Anteil der Erneuerbaren Energien an der Nettostromerzeugung im ersten Quartal 2020 auf 54,8 Prozent erhöht. „Die Windenergie hat die Stromerzeugung im ersten Quartal mit großem Abstand dominiert“, sagte Bruno Burger, Leiter von Energy Charts am Fraunhofer ISE, pv magazine. Allein die in Deutschland installierten Windkraftanlagen erzeugten 51,1 der 134,74 TWh Strom, die in den ersten drei Monaten aus der Steckdose kamen. Dies sind 8,3 TWh mehr als noch im ersten Quartal 2020. Auch die Photovoltaik-Anlagen steigerten ihre Produktion um 0,7 TWh und erreichten im ersten Quartal 7,3 TWh. Dies entspricht einem Anteil von 5,5 Prozent. Die Windkraft an Land und auf See kam auf einen Anteil von 37,7 Prozent an der Nettostromerzeugung. Noch vor der Photovoltaik lag die Biomasse mit einem Anteil von 8,2 Prozent. Die Wasserkraft steuerte 3,3 Prozent bei. Beide Technologien erzeugten jedoch etwas weniger Strom als noch im ersten Quartal 2019.
Kohlekraftwerke „große Verlierer“ – Fossile fast 25% minus
Doch die großen „Verlierer“ im ersten Quartal 2020 waren die Kohlekraftwerke in Deutschland. Ihre Erzeugung ging gegenüber dem ersten Quartal 2019 signifikant zurück. Die Braunkohlekraftwerke steuerten 19,1 TWh zur Nettostromerzeugung bei – 9,1 TWh weniger als noch im Vorjahresquartal. Die Steinkohlekraftwerke verzeichneten Energy Charts zufolge ein Minus von 7,2 TWh und trugen noch 9,7 TWh bei. Auch die Erzeugung der AKW war rückläufig. Einzig die Gaskraftwerke kamen stärker zum Einsatz unter den fossilen Kraftwerken. Mit 14,9 TWh lag ihr Beitrag zur Nettostromerzeugung leicht über den Werten des ersten Quartals 2019. Mit insgesamt 60,5 TWh lag die Erzeugung der Nicht-Erneuerbaren-Kraftwerke fast ein Viertel niedriger als noch im Vorjahreszeitraum.
Allerdings ging auch die Last im ersten Quartal 2020 gegenüber den Vorjahresquartalen leicht zurück. Im März waren schon erste Auswirkungen der AntiCorona-Maßnahmen in den Zahlen erkennbar; Burger dazu: „Der Stromverbrauch war etwas geringer als im Vorjahr, aber immer noch im Rahmen der Schwankungsbreite der vergangenen Jahre.“
Insgesamt schrumpfte auch der Stromexport. Er reduzierte sich um 7 auf 10,6 TWh im Vergleich zum Vorjahresquartal. Zudem ist der durchschnittliche Börsenstrompreis im ersten Quartal mit 26,06 €/MWh signifikant gefallen. Niedriger lag er nur im ersten Quartal 2016 im Rückblick der vergangenen Jahre. „Aufgrund der bis zur Corona-Krise noch hohen Preise für die CO2-Zertifikate und der niedrigen Börsenstrompreise kamen Braun- und Steinkohlekraftwerke oft nicht zum Einsatz“, sagt Burger zu den aktuellen Zahlen weiter. „Dadurch gingen auch die Stromexporte deutlich zurück.“
Die Brancheninitiative Zukunft Erdgas sieht eine Fortsetzung des im vergangenen Jahr eingeleiteten „Fuel Switchs“, der zu einem stärkeren Einsatz der Gaskraftwerke im Vergleich zu Kohlekraftwerken führt, in den Daten von Energy Charts. Allerdings haben sich die Gründe dafür im ersten Quartal 2020 geändert. „Der positive Trend, der 2019 startete, setzt sich zu Beginn des neuen Jahres fort: Emissionsarme Gaskraftwerke haben ihre Position als Partner der erneuerbaren Energien gefestigt“, erklärte Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas. „Jedoch ist die höhere Auslastung der Gaskraftwerke anders als 2019 nun vor allem auf die stark gesunkenen Erdgaspreise zurückzuführen. Moderne Gaskraftwerke können so günstiger produzieren als Kohlekraftwerke.“ 2019 lag der verstärkte Einsatz der Gaskraftwerke noch vornehmlich in den höheren CO2-Preisen begründet, die im Jahresverlauf um 11 Prozent gestiegen waren. Seit Januar 2020 sei der CO2-Preis im Europäischen Emissionshandel ETS jedoch von rund 25 Euro auf etwa 16 Euro die Tonne gefallen, so Kehler weiter.
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