Schweizer Stauseen für PV entdeckt

Eidgenössische Energieversorger bauen erste hochalpine Solar-Großanlagen

Schweizer Stauseen werden photovoltaisch: Mit mehr als 1.200 PV-Modulen realisiert das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich in rund 2.100 Metern Höhe auf der Staumauer des Albignasees im Bergell eine der ersten PV-Anlagen im hochalpinen Gebiet. Der Energieversorger Romande Energie realisiert auf dem Stausee Lac des Toules im Wallis die erste schwimmende PV-Anlage in den Alpen. Und an der Muttsee-Staumauer des Kraftwerks Limmern im Kanton Glarus will der Energiekonzern Axpo 6.000 Solarpanels montieren. Die Anlage soll im Herbst 2021 in Betrieb gehen und soll Strom für 600 Haushaltungen liefern.

Romande Energie realisiert erste schwimmende Photovoltaik-Anlage in den Alpen

Der Schweizer Energieversorger Romande Energie hat einer Medienmitteilung zufolge auf dem Stausee Lac des Toules (Bourg-St-Pierre/VS) in den Schweizer Alpen in 1810 Meter Höhe eine PV-Anlage mit 448 Kilowatt installiert. Obwohl die Anlage voraussichtlich extremeren Witterungsbedingungen ausgesetzt sein wird, als auf dem Foto ersichtlich (z.B. Windgeschwindigkeiten über 120 kmh), hofft man, dass sie bis zu 50 Prozent mehr Solarstrom liefert als vergleichbare Projekte im Flachland. Am 03.12.2019 ging nach fast zehn Monaten Bauzeit der erste schwimmende Solarpark in den Alpen ans Netz. Sechs Jahre Studien und mehr als zehn Monate Arbeit waren notwendig, um diese weltweit bahnbrechende Installation zu entwickeln. Das Kraftwerk soll die technische und finanzielle Machbarkeit eines größeren Projekts testen. Die Anlage besteht aus einem Teppich von 36 Schwimmern, die, mit Gewichten am Seeboden befestigt, mit dem Wasserspiegel auf- und absteigen. 2.240 m2 zweiseitige Sonnenkollektoren werden mehr als 800.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen, was dem Jahresverbrauch von fast 220 Haushalten entspricht.

Solarpanels auf der Staumauer

Eine Idee, die es schon länger gibt, wird konkret: Im Kanton Glarus will die größte Schweizer Produzentin von erneuerbarer Energie Axpo die erste, große Solaranlage an einer Staumauer in den Schweizer Bergen bauen. An der Muttsee-Staumauer des Kraftwerks Limmern sollen dafür 6.000 Solarpanels montiert werden. Sie sollen Strom für 600 Haushaltungen liefern. Für die Anlage wurde am 01.04.2020 die Baugenehmigung erteilt – sie soll im Herbst 2021 ans Netz gehen. Die Muttsee-Staumauer auf fast 2.500 Meter Höhe ist Teil des Pumpspeicherkraftwerks Limmern. Der Standort sei ideal, sagt Axpo-Sprecherin Monika Müller, denn die Staumauer habe die richtige Ausrichtung und über der Nebelgrenze gebe es mehr Sonneneinstrahlung als im Tal. Zudem sei der Wirkungsgrad der Panels bei tiefen Temperaturen besser und der Schnee reflektiere das Licht. Dies mache eine zusätzliche Stromproduktion möglich. Die Anlage am Muttsee ist laut Axpo die erste alpine Solar-Großanlage der Schweiz. Ähnliche Projekte hätten wegen zu teurer Infrastruktur nicht realisiert werden können. Die Axpo hofft, dass sie die Kosten angesichts der schon bestehenden Infrastruktur im Rahmen halten kann, sagt Monika Müller. Man rechnet mit 5,2 Millionen Euro – der größte Teil davon für Material für die Unterkonstruktion.

500 MWh Strom vom Albignasee

Im Mai 2018 startete das ewz mit einigen wenigen PV-Panels ein Pilotprojekt. Die Resultate waren positiv und die Produktion höher als erwartet. Nun wird die Staumauer des Albignasees im Engadin nördlich der Grenze zu Italien auf der nach Süden ausgerichteten Wasserseite mit PV-Modulen ausgestattet. Mit dem 570.000-Euro-Projekt leiste das ewz aktiv einen Beitrag zur Energiewende und zum Umwelt- und Klimaschutz, hieß es. Mit einer Gesamtleistung von 410 kWp könnten pro Jahr rund 500 Megawattstunden Naturstrom produziert werden. Das entspreche dem jährlichen Strombedarf von ca. 210 Stadtzürcher Haushalten*).

Im Vergleich zu Anlagen im Mittelland ermöglichen hochalpine PV-Anlagen bessere Ertragswerte. Grund dafür sind die intensivere Sonneneinstrahlung in diesen Höhenlagen sowie die reflektierende Schneedecke. Des Weiteren steigt die Effizienz von PV-Anlagen mit sinkenden Außen- und somit Modultemperaturen. Rund die Hälfte des PV-Stroms wird in der kalten Jahreszeit erzeugt. Die Anlage trägt somit zur Versorgungssicherheit im Winter bei. „Ich bin sehr stolz, dass die Idee und die Realisierung der Pilotanlage von unseren Bergeller Mitarbeitenden kam. Dieses Projekt zeigt einmal mehr die Innovationskraft von ewz und leistet aktiv einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz“, sagte ewz-Direktor ad interim Benedikt Loepfe. Am 07.04.2020 bewilligte die Bündner Gemeinde Bregaglia die Solar-Anlage. Baustart ist für den Juli 2020 geplant.

Synergien nutzen

Beim Bau und Betrieb der Anlage können verschiedene Synergien genutzt werden. Der Netzanschluss bei der Staumauer Albigna ist bereits vorhanden. Die Installationsarbeiten werden größtenteils durch ewz-Mitarbeitende aus dem Bergell ausgeführt, die schon das Pilotprojekt initiiert haben. Die ganzjährige Verfügbarkeit von eigenem Personal vereinfacht zudem allfällige Wartungsarbeiten.

*) Durchschnittlicher Jahresverbrauch der Zürcher Haushalte: Rund 2.400 kWh/a

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