Corona-Lehren für Klima und Biodiversität

Jetzt über das „Danach“ nachdenken

Prof. Reinhold Christian, Präsident des österreichischen Forum Wissenschaft & Umwelt und Vizepräsident des Wiener Umweltdachverbandes, lobte in Gastbeiträgen in österreichischen Publikationen (Wiener Zeitung und oekonews.at) die Reaktionen vielen Regierungen auf „überraschende, neuartige und weitreichende Problematik“ der Corona-Pandemie. Viele Staaten hätten „mit nicht erwartbaren Handlungen reagiert“, die Politik habe zu „raschem, gemeinsamem Handeln gefunden, eine hohe Entscheidungsbereitschaft gezeigt und außergewöhnliche Maßnahmen – auch die persönliche Freiheit und Bürgerrechte betreffend“ – ergriffen.

Christoph Rosol, Jürgen Renn und Robert Schlögl – Fotos © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Und die Bevölkerung habe sehr bereitwillig und mit Solidarität auf die einschneidenden Einschränkungen reagiert. Es sei damit zwar in vielen Ländern gelungen, das Virus relativ in Schach zu halten – jetzt müsse aber dringend über das „Danach“ nachgedacht werden. So wie das Christoph Rosol, Jürgen Renn und Robert Schlögl in ihrem Gastbeitrag („Der Schock hat System“) für die Süddeutsche Zeitung am 15.04.2020 getan haben. Auch die drei bundesdeutschen Wissenschaftler konstatierten, wie Christian, dass „zweifellos die Klimaerhitzung und der Verlust an Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu den wirklich größten Problemen unserer Zeit zählen“. Diese Bedrohung sei wissenschaftlich gut untermauert, und in Österreich sei bereits vor fast fünf Jahren im Rahmen eines interdisziplinären Projekts („Cost of Inaction – Assessing Costs of Climate Change for Austria“ – COIN) die Folgekosten der Klimaerhitzung untersucht worden. Bereits 2010 seien demnach jährlich Kosten etwa durch Hochwasser im Bereich von 850 Millionen bis 1,09 Milliarden Euro verursacht worden. Bis 2050 müsse man mit durchschnittlich jährlich € 4,2 bis € 5,2 Mrd. rechnen.

„Erstaunlich und deprimierend“ nennt Christian dann die Reaktion auf das bereits Beobachtbare einerseits und die Ergebnisse wissenschaftlicher Analysen der bedrohlichen Perspektiven andererseits. Das Problem sei zwar von den meisten erkannt, der dringende Handlungsbedarf aber nicht ernst (genug) genommen worden, „vor allem nicht von der (Wirtschafts-)Politik, die sich weiterhin ‚fossil‘ orientiert. Das ist auch für die Zeit nach Corona eine große Gefahr!“

Die Herausforderungen des Klimaschutzes seien zwar enorm – aber „die Erfahrung der Corona-Krise sollte uns allen Mut machen“: Die zur Rettung des Klimas und der Biodiversität nötigen Veränderungen und Maßnahmen würden zwar „ebenfalls alle Lebensbereiche betreffen, aber keineswegs so dramatische Einschnitte bringen wie die aktuellen Corona-Maßnahmen“ – die aber würden doch in so hohem Maß akzeptiert. Und: Christian erhofft sich „im Gegensatz zu Corona positive Effekte“. Noch dazu drohe der Klimawandel „bei weiteren Versäumnissen und Unterlassungen unkontrolliert fortzuschreiten“. Dabei sei eine naturverträgliche Energiewende hin zur Vollversorgung mit Erneuerbaren Energieträgern möglich. „Und sie kann unser aller Lebensqualität steigern: Wir können besser leben mit weniger Energie!“

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