Schweden dekarbonisiert

Stockholms letzter Kohlemeiler vom Netz

Die Stockholmer Exergi AB hat am 16.04.2020 ihr Kohlekraftwerk KVV6 in Värtaverket vom Netz genommen. Schweden ist damit das dritte EU-Land, das die Kohle endgültig aus seiner Stromproduktion gestrichen hat. Das letzte Kohlekraftwerk, seit 1989 in Betrieb, wurde zwei Jahre früher als geplant geschlossen. Das Unternehmen bezeichnete dies als einen „Meilenstein“ für saubere Energie in Schweden.

Kohlekraftwerk – Foto © Solarify

„Das kohlebefeuerte Heizkraftwerk KVV6 in Värtaverket war seit 1989 in Betrieb und lieferte seitdem Wärme und Strom an die Stockholmer. Jetzt ist es geschlossen,“ teilte das Unternehmen in einer Erklärung vom 16.04. mit. Der jetzt geschlossene Meiler Kraftvärmverk 6 ist einer von zweien in Värtaverket, die Stockholm in den letzten 40 Jahren mit Wärme versorgt haben. Einer von ihnen war bereits im Herbst heruntergefahren worden, aber der letzte Block wurde für den Fall eines kalten Winters in Reserve gehalten.

Neue Abgabevorschriften führten zu erhöhten Kosten

Im vergangenen Jahr wurden die Steuervorschriften für die Verwendung fossiler Brennstoffe in KWK-Anlagen geändert, was die Kosten der Anlage erhöhte. Die Schließung bedeutet, dass die geplante Nutzung von Kohle eingestellt wird und die CO2-Emissionen von Stockholm Exergi um etwa die Hälfte sinken werden. Stockholm Exergi gehört der Stadt Stockholm und dem Energiekonzern Fortum.

Nur wenige Tage, nachdem Österreich sein letztes Kohlekraftwerk vom Netz genommen hat (siehe: solarify.eu/oesterreichs-letztes-kohlekraftwerk-stellt-betrieb-ein), folgte nun Schweden mit der Schließung von Värtaverket der Stockholm Exergi AB, zwei Jahre früher als geplant. Stockholm Exergi: „Unser Ziel ist es, dass unsere gesamte Produktion aus erneuerbarer oder recycelter Energie stammt. Die Schließung von KVV6 bedeutet, dass die gesamte geplante Nutzung von Kohle eingestellt wird und somit die CO2-Emissionen von Stockholm Exergi um etwa die Hälfte reduziert werden.“

Anders Egelrud, CEO von Stockholm Exergi: „Unser Ziel ist es, dass unsere gesamte Produktion aus erneuerbarer oder recycelter Energie stammt. Diese Anlage versorgt die Stockholmer schon seit langem mit Wärme und Strom. Heute wissen wir, dass wir die Nutzung aller fossilen Brennstoffe einstellen müssen, deshalb muss die Kohle aus dem Verkehr gezogen werden, und zwar mehrere Jahre vor dem ursprünglichen Plan.“<

Die Leiterin der Kampagne „Europe Beyond Coal“, eine NGO, die die Kohleausstiegspläne in ganz  Europa beobachtet und dokumentiert, Kathrin Gutmann, sagte: „Da Schweden in der gleichen Woche wie Österreic)h kohlefrei wird, ist der Abwärtstrend der Kohle in Europa klar. Vor dem Hintergrund der ernsten gesundheitlichen Herausforderungen, vor denen wir derzeit stehen, ist der Verzicht auf Kohle im Tausch gegen erneuerbare Energien die richtige Entscheidung, die sich in Form von besserer Gesundheit, Klimaschutz und widerstandsfähigeren Volkswirtschaften auszahlen wird.

Österreich und Belgien ebenfalls ohne Kohlestrom

Laut „Europe Beyond Coal “ werden voraussichtlich sechs weitere Länder bis 2025 oder früher folgen, darunter Frankreich (2022), die Slowakei und Portugal (2023), Großbritannien (2024), Irland (2025) und Italien (2025). Fünf weitere werden bis 2030 oder früher Kohle abbauen, was das notwendige Enddatum für die Kohleerzeugung in Europa ist, damit der Kontinent mit dem Pariser Abkommen in Einklang steht. Dazu gehören Griechenland (2028), die Niederlande und Finnland (2029) sowie Ungarn und Dänemark (2030). In der Tschechischen Republik, Spanien und Nordmakedonien werde derzeit darüber diskutiert, wann die Kohle aus dem Markt genommen werden soll. Deutschland beabsichtige, bis 2038 aus der Kohle auszusteigen, was bedeuten würde, dass es die Pariser Vereinbarung nicht erfüllen würde.

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