EU-Industriestrategie unterschätzt die Rolle Erneuerbarer Energien als Schlüssel für eine klimaneutrale Industrie
„Eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, stabile Beschäftigungsverhältnisse und das Erreichen ambitionierter Klimaziele setzen voraus, dass Europa verstärkt in zukunftsfähige Technologien investiert und sich frühzeitig auf den Weg zur Klimaneutralität macht. Europa muss eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz und bei der Energiewende einnehmen, um alle Wirtschaftsbereiche ökologisch zu modernisieren und seine Technologieführerschaft auszubauen. Die Industriestrategie der EU-Kommission legt hierfür zwar einen groben Fahrplan vor, doch ein zentraler Wegweiser fehlt: die Rolle der Erneuerbaren Energien, die am effizientesten und kostengünstigsten zu einer dekarbonisierten Wirtschaft führen“, betont Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) anlässlich des bevorstehenden Tages der Arbeit am 1. Mai.
Eine verschleppte Energiewende wäre mit enormen finanziellen Kosten verbunden. So würde etwa die Stahlproduktion laut Agora Energiewende im Jahr 2030 bei einem CO2-Preis von 30 Euro rund 500 Millionen Euro mehr kosten als derzeit. „Heutige Investitionen haben jahrzehntelange Auswirkungen. Deshalb werden schon die Entscheidungen der nächsten fünf Jahre ausschlaggebend sein, wenn wir 2050 fossilfrei produzieren und gleichzeitig Wertschöpfungsketten und Innovationspotenzial ausweiten wollen“, betont Peter.
Der Einsatz von Wasserstoff in industriellen Prozessen sei dabei nur sinnvoll und nachhaltig, wenn er grün sei, also auf Basis Erneuerbarer Energien hergestellt werde. Deshalb brauche es parallel zur Wasserstoffstrategie einen ambitionierten und verlässlichen Ausbau der Erneuerbaren, der gerade in Deutschland nicht weiter durch Bremsen und Deckel gehemmt werden dürfe, mahnt Peter an.
Konkret fehle es der Industriestrategie bisher auch an konkreten Finanzierungsmechanismen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie einer Überarbeitung der Leitlinien für staatliche Beihilfen für KMU. „Die Energiewende war bisher gerade deshalb so erfolgreich, weil Bürgerinnen und Bürger aktiv einbezogen und eine dezentrale Energieversorgung ermöglicht wurde. Dem muss mit der Unterstützung einer wachsenden Zahl dezentraler und kleiner Unternehmen Rechnung getragen werden“, so Peter.
„Während die EU-Kommission ihre Ziele mit konkreten Instrumenten untermauern muss, ist es an der Bundesregierung, in dieser Hinsicht endlich eine aktivere Rolle einzunehmen und Planungssicherheit für unsere Industrie zu schaffen, indem sie auch abseits der EU-Industriestrategie Maßnahmen ergreift und so den Zukunftstechnologien und nachhaltiger lokaler Wertschöpfung den Weg frei macht. Erneuerbare Energien haben ein erhebliches Potenzial für Arbeitsplätze, die Entwicklung innovativer Technologien und neuer Exportmöglichkeiten für europäische Hersteller. Zahlreiche mit Erneuerbaren Energien verbundene Branchen entlang der Wertschöpfungskette profitieren. Das jetzt nicht im internationalen Wettbewerb zu nutzen, würde uns um eine riesige Chance und die Zukunftsfähigkeit des Kontinents bringen“, so Peter abschließend.
Hintergrund
Nach Analyse der International Renewable Energy Agency (IRENA) waren 2018 weltweit 11 Millionen, in der EU über 1,2 Millionen Menschen im Bereich der Erneuerbaren Energien beschäftigt. Eine beschleunigte Energiewende könnte die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien bis 2050 weltweit auf 42 Millionen nahezu vervierfachen.
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