2021 eine Milliarde Euro minus: Solardeckel zerstört Markt für Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher
Berechnungen der Bonner Markt- und Wirtschaftsforscher von EUPD Research sagen einen dramatischen Einbruch der Photovoltaik-Neuinstallationen nach Erreichen des 52 GW-Solardeckels voraus. Der damit verbundene Wegfall der Einspeisevergütungen verhindere den wirtschaftlichen Betrieb für neu installierte Photovoltaikanlagen. Während die Corona-Krise die Nachfrage bislang kaum beeinträchtigt habe, würden aufgrund des Solardeckels allein in 2021 Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher im Marktwert von einer Milliarde Euro nicht installiert, so die Analyse der Bonner Wirtschaftsforscher.
Die fundamentalen Einschränkungen durch die Corona-Krise seien bereits seit Wochen in verschiedensten Wirtschaftsdaten und Befragungsergebnissen deutlich sichtbar, heißt es weiter. Auf die PV-Nachfrage wirke sich die Pandemie bislang kaum aus. Im Marktsegment der Photovoltaik-Kleinanlagen bis 10 kWp (i.d.R. Eigenheime) sei die installierte Leistung im ersten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal sogar um gut ein Viertel gewachsen. Insgesamt habe der PV-Markt in den ersten Monaten dieses Jahres nahezu das Niveau des Vorjahreszeitraums erreicht.
Durch den nahenden Förderdeckel für neue Solardächer drohe dieser vergleichsweise positiven Entwicklung nun jedoch bereits in wenigen Wochen ein jäher Abbruch. Nach der aktuellen Analyse der Bonner Markt- und Wirtschaftsforscher von EUPD Research ist nach Erreichen der Förderbeschränkung im Sommer mit einem Einbruch der Photovoltaik-Nachfrage bei Eigenheimbesitzern in Höhe von 83 Prozent zu rechnen. Auch für den Absatz neuer Solarstromspeicher wird ein massiver Einbruch prognostiziert.
EUPD Research vergleicht zwei mögliche Entwicklungspfade für das Segment der PV-Kleinanlagen: ein Basis-Szenario mit den Auswirkungen der Corona-Krise sowie ein Szenario zum Solardeckel. Die Analyse der quartalsweisen Installationszahlen zeigt im Basis-Szenario einen dämpfenden Effekt der Corona-bedingten Wirtschaftskrise im zweiten und dritten Quartal 2020. Ab dem ersten Quartal 2021 wird hier mit einem Nachholeffekt gerechnet. Dementgegen verzeichnen die Neuinstallationen an solaren Kleinanlagen bei Fortbestand des Solardeckels zunächst einen deutlichen Vorzieheffekt, der mit Erreichen des Deckels im August 2020 dann abrupt endet. Vom dritten auf das vierte Quartal 2020 wird ein Markteinbruch um 83 Prozent prognostiziert.
Die Photovoltaik-Anlage sei gerade bei privaten Haushalten zumeist mit der Installation weiterer Komponenten wie Stromspeicher, aber auch einer Wallbox zum Laden für das Elektrofahrzeug verbunden. Mit Erreichen des Solardeckels und dem damit einhergehenden Aussetzen der Einspeisevergütung für Neuinstallationen sei ein wirtschaftlicher Betrieb der Photovoltaik-Anlagen kaum noch zu realisieren, so die Prognose von EUPD Research. Aus Sicht der privaten Haushalte werde es im Falle eines Fortbestands der Förderbeschränkung zu zwei Entwicklungen kommen: Einerseits werde aufgrund der mangelnden Wirtschaftlichkeit ein Großteil der Solaranlagen nicht mehr gebaut. Andererseits würden die noch realisierten Photovoltaik-Anlagen mit geringerer Leistung gebaut, da mit einer verminderten Stromerzeugung ein höherer Eigenverbrauch erreicht werden könne. Dies minimiere die Netzeinspeisung und damit den Verlust des Anlagenbetreibers. Für Heimspeicher als ergänzende Komponente zur Solaranlage bedeute diese Entwicklung einen noch stärkeren Absatzeinbruch als für die Photovoltaik.
Aufgrund der Tatsache, dass Heimspeicher in knapp 90 Prozent der Anwendungen gemeinsam mit einer Photovoltaik-Neuinstallation erfolgen, treffe der Markteinbruch für Solaranlagen die Heimspeicher besonders stark. Zudem wirke sich der Trend zu kleineren Photovoltaik-Anlagen überdies negativ auf die Nachfrage nach Heimspeichern aus. Während die Neuinstallationen an Photovoltaik-Kleinanlagen im Szenario mit Solardeckel gegenüber dem Basis Szenario um zwei Drittel zurückgingen, breche der Umsatz von Heimspeichern in Deutschland gar um 73 Prozent ein. Insgesamt zeigen die Berechnungen von EUPD Research für 2021 einen Rückgang der Investitionen in Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher beim Fortbestand des Solardeckels von einer Milliarde Euro. Umsatzeinbußen mindestens der gleichen Größenordnung seien im PV-Marktsegment großer Gewerbeanlagen zu erwarten. Investoren rechneten hier mit besonders spitzem Bleistift.
„Der Solardeckel bewirkt einen elementaren Markteinbruch für die Photovoltaik, womit auch Energiespeicherung und Elektromobilität als Zukunftsfelder der Energiewende gleichermaßen ausgebremst werden“, fasst Martin Ammon, Geschäftsführer von EUPD Research, die Untersuchungsergebnisse zusammen.
Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer von E3/DC, ergänzt die Analyse: „Der Deckel gefährdet notwendige Investitionen in Innovation und Technik für Speicher und Photovoltaik. Deutschland benötigt sichere Rahmenbedingungen für den Eigenverbrauch bei neuen PV-Anlagen und denen, die nach 20 Jahren aus der Vergütung fallen.“
Alexander Schütt, Geschäftsführer der BayWa r.e. Solar Energy Systems GmbH, betont: „Die Zahlen von EuPD Research sind eindeutig: Bleibt der Solardeckel bestehen, obwohl die Bundesregierung bereits im September 2019 im Klimapaket seine Abschaffung beschlossen hat, hätte dies nicht nur fatale Konsequenzen für die Energiewende. Zahlreiche mittelständische Handwerksbetriebe wären dadurch unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Der Deckel muss daher schnellstmöglich aufgehoben werden.“
„Wenn der 52-Gigawatt-Deckel nicht endlich aufgehoben wird, sendet das ein fatales Signal in den Markt. Es geht dabei nicht nur um die finanziellen Folgen, sondern vor allem um die psychologische Wirkung des Stopps der EEG-Vergütung. Der Solardeckel ist aber nicht die einzige Problematik: Durch bürokratischen Unsinn werden motivierte Verbraucher daran gehindert, die Energiewende aktiv mitzugestalten. Deutschland könnte schon viel weiter sein, wenn die Bundesregierung die Bevölkerung zur Energiewende ermuntern würde, anstatt sie zu entmutigen.“, erklärt Detlef Neuhaus, Geschäftsführer der SOLARWATT.
“Neben meiner Verantwortung für SHARP Energy Solutions möchte ich auch in meiner Rolle als BSW-Vorstandsmitglied eindringlich an die Bundesregierung appellieren, den 52GW Deckel, den wir voraussichtlich bereits im Sommer erreichen, sofort zu entfernen. Wir brauchen die Unterstützung und ein schnelles Handeln der Regierung und keine weitere Verzögerungen. Es ist eine wichtige Entscheidung, die sowohl die Industrie, die Mittelständler als auch die Gesellschaft betrifft. Die Regierung muss jetzt handeln.”, führt Peter Thiele, President SHARP Energy Solutions Europe, aus.
Diese aktuelle Marktanalyse von EUPD Research wird von führenden Vertretern der deutschen Solar- und Speicherbranche unterstützt: BayWa r.e., E3/DC, SHARP und SOLARWATT.