Klimaschutz im Flugverkehr auf der Kippe

IATA will CORSIA-Abkommen abschwächen

Unter dem internationalen Abkommen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes (CORSIA)  sollen die CO2-Emissionen des internationalen Flugverkehrs stabilisiert werden. Steigen die Emissionen, müssen Fluggesellschaften ab 2021 die Differenz zum Referenzwert durch den Aufkauf von Kompensationszertifikaten aus Klimaschutzprojekten ausgleichen. Die Luftverkehrsindustrie versucht nun, das Abkommen zu ändern. Berechnungen des Öko-Instituts zeigen, dass der Industrievorschlag die Verpflichtung zur Vermeidung oder Ausgleich von Treibhausgasemissionen bis 2035 um 25 bis 75 Prozent senken würde.

Flugzeugbetankung – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Schreckszenario unbegründet

Das Problem: Wie schon 2016 beschlossen, soll der Referenzwert auf Grundlage der durchschnittlichen Emissionen aus den Jahren 2019 und 2020 bestimmt werden. Die Luftfahrtindustrie möchte nun ausschließlich das Jahr 2019 als Entscheidungsgrundlage nehmen, denn die Covid-19-Pandemie lässt die Flugemissionen im Jahr 2020 auf ein historisches Tief sinken. Dies, so befürchtet die Luftfahrtindustrie, würde die Grenze besonders tief ansetzen und zukünftig viel mehr Emissionen kompensationspflichtig machen.

Doch die Schreckszenarien, die der Airline-Weltverband IATA aufruft, seien unbegründet, teilt das Öko-Institut mit. Die Emissionen des Sektors würden auch langfristig deutlich unter den ursprünglichen Annahmen liegen. Der niedrigere Referenzwert und die niedrigeren Emissionen glichen sich aus, es werde insgesamt nur zu minimalen Änderungen des Kompensationsbedarfs kommen.

Aktionismus ist unnötig

Das Öko-Institut hat den Vorschlag der IATA in einem Kurzpapier genauer unter die Lupe genommen. „Im Ergebnis würde der Vorschlag die Verpflichtungen der Fluggesellschaften um mehrere Jahre nach hinten verschieben und zu deutlich weniger Klimaschutz führen“, sagt Lambert Schneider, Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik am Öko-Institut.

EU-Beratungen laufen an

Der Vorschlag wird im Juni im Rat der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation diskutiert. Bis dahin muss die EU noch zu einer Position zu dem Vorschlag gelangen, die Beratungen dazu laufen gerade an. „Wir haben einfach nicht genug Zeit, um Klimaschutz im Flugverkehr um Jahre nach hinten zu verschieben. Um langfristig das Nullemissionsziel zu erreichen, müssen jetzt die richtigen Anreize für Innovationen und Investitionen geschaffen werden“, sagt Jakob Graichen, Co-Autor des Kurzpapiers. „Wir empfehlen, die bisherigen Regeln bis 2022 beizubehalten und dann noch einmal grundsätzlich die Ambition und Wirkung des Abkommens zu überprüfen“.

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