Global Footprint Network veröffentlicht: Earth Overshoot Day 2020 über drei Wochen später als 2019
COVID-19 hat den ökologischen Fußabdruck der Menschheit geschrumpft. Das zeigt, dass es möglich ist, den Ressourcenverbrauch innerhalb kurzer Zeit zu verändern. Echte Nachhaltigkeit, die das Wohlergehen aller auf dieser Erde auch langfristig ermöglicht, kann jedoch nur durch Planung („Design“) erreicht werden, nicht durch Katastrophen („Desaster“).
Jedes Jahr markiert der Earth Overshoot Day den Tag, an dem die Menschheit das volle biologische Ressourcenbudget des Jahres konsumiert hat. Die Menschheit verbraucht derzeit 60% mehr als das, was unser Planet erneuern kann – oder so viel, als ob wir auf 1,6 Erden leben würden. Vom Earth Overshoot Day bis zum Ende des Jahres vergrößert die Menschheit das ökologische Defizit. Die Größe des Defizits hat seit dem Beginn des weltweiten Overshoots Anfang der 70er-Jahre enorm zugenommen. Dies geht aus den Rechnungen der „National Footprint & Biocapacity Accounts“ hervor, die sich auf UN-Datensätze stützen (mit 15 000 Datenpunkten pro Land und Jahr). Da sich die UN-Daten nur bis 2016 erstrecken, wurden die globalen Ergebnisse für 2020 mit Hilfe von ergänzenden Daten abgeschätzt.
Das Datum spiegelt die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit vom 1. Januar bis zum Earth Overshoot Day um 9,3% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres wider. Das ist eine direkte Folge der weltweiten COVID-19-Quarantänen. Die Reduktion im Holzverbrauch und der CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe sind die beiden Hauptgründe für die Trendwende des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit.
Die plötzliche Verringerung des ökologischen Fußabdrucks von Jahr zu Jahr ist jedoch weit entfernt von den beabsichtigten Veränderungen, die erforderlich sind, um sowohl ökologisches Gleichgewicht herzustellen als auch das Wohl der Menschen zu erhöhen. Das sind die zwei untrennbaren Komponenten der Nachhaltigkeit. Wir vom Global Footprint Network stellen uns eine Welt vor, in der die Menschheit innerhalb des ökologischen Budgets unseres Planeten operiert. Das erreichen wir nur durch Design, und nicht durch Desaster. Das Letztere führt unumgänglich zu menschlichem Leiden.
„Wie viele bin ich von der menschlichen Hilfsbereitschaft während der Pandemie berührt. COVID-19 hat gezeigt, wie verflochten unsere Leben sind. Gleichzeitig bleiben viele tiefe Ungleichheiten bestehen, die zu enormen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Spannungen führen. Sie verstärken diese globale Katastrophe“, sagte Laurel Hanscom, CEO vom Global Footprint Network. „Wenn wir Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unserer Wiederaufbaubemühungen stellen, haben wir das Potenzial, Menschen untereinander, und mit der Erde, wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“
Um die Auswirkungen der Pandemie auf den ökologischen Fußabdruck und die Biokapazität zu bestimmen, wurde der Effekt auf die verschiedenen Elemente untersucht. Um den Effekt auf den Carbon-Footprint zu eruieren, wurde der Zeitraum vom 1. Januar bis zum Earth Overshoot Day in drei Segmente unterteilt: Januar – März, für den die Internationale Energieagentur (IEA) bereits eine Analyse der Energie- und Emissionsreduktionen veröffentlicht hat; April – Mai, der weitverbreitetsten Periode der Quarantäne; und Juni bis zum Earth Overshoot Day, mit allmählichen Lockerungen. Das Resultat ist eine Abnahme des Carbon-Footprints von 14,5 Prozent im Vergleich zu 2019.
Der Fußabdruck für Holz wird stark von Nachfrageprognosen beeinflusst, die wiederum den Holzschlag bestimmen. Er hat 9,9 Prozent abgenommen im Vergleich zu 2019. Obwohl während der Pandemie weiter gebaut wird, sieht die Forstindustrie für die wirtschaftlich geschwächte Zukunft eine geringere Nachfrage. Gleichzeitig hat die zusätzliche Entwaldung wegen der Migration von Städten zurück aufs Land in tropischen Regionen den Fußabdruck für Holz um 1,5 Prozent vergrößert. Damit ist die Nettoreduktion des Holzprodukt Footprints (9,9 – 1,5 =) 8,4 Prozent.
Das globale Nahrungsmittelsystem litt unter erheblichen Störungen in der Lebensmittelversorgung. Gründe sind die Verteilnetze oder die Einschränkungen für Fremdarbeiter in der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor, Landesgrenzen zu überschreiten. Vom Bauernhof bis auf den Tisch wurde der Zugang sowohl zum Markt als auch zu Nahrungsmitteln beeinträchtigt. Das führte zu Nahrungsmittelabfällen auf der Produktionsseite und einer enormen Zunahme an Unterernährung, besonders für wirtschaftlich schwächer gestellte Gruppen. Unter dem Strich scheint sich trotzdem der Food Footprint kaum verändert zu haben.
Was wir von COVID-19 lernen
In diesem Jahr bietet der Earth Overshoot Day eine noch nie dagewesene Gelegenheit, über die Zukunft nachzudenken, die wir schaffen wollen. Unsere Bemühungen mit COVID-19 haben gezeigt, dass es möglich ist, den Verbrauchstrend der ökologischen Ressourcen innerhalb kurzer Zeit zu verschieben. Aus dieser Gesundheitskrise und den Diskussionen um einen Wirtschaftsstimulus lernen wir auch neue Strategien für Ressourcensicherheit und menschlichen Wohlstand.
Unsere kollektive Erfahrung mit COVID-19 zeigt uns:
- Regierungen sind in der Lage, schnell zu handeln, sowohl in Bezug auf Vorschriften als auch auf Ausgaben, wenn es um Menschenleben geht.
- Wir alle sind eine gemeinsame Biologie auf einem einzigen Planeten. Wir sind stärker, wenn wir gemeinsam handeln:
- Unternehmen – darunter auch unser Partner Schneider Electric – und Einzelpersonen erkennen, dass klima- und ressourcengerechtes Handeln nicht nur besser für die Welt ist, sondern auch von direktem Vorteil für uns selbst.
- Notwendige Maßnahmen, die uns selbst, unsere Haushalte und unsere Gemeinschaften schützen, schützen auch alle anderen auf der Welt; Eigenschutz für Nachhaltigkeit macht auch die Welt stärker.
Dieses Jahr haben wir beim Kampf gegen ein Virus erlebt, was möglich ist, wenn die Menschheit zusammenkommt, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Welches gemeinsame Ziel könnte wichtiger sein, als unser langfristiger Erfolg auf unserem begrenzten Planeten?
Über den ökologischen Fußabdruck – Der ökologische Fußabdruck ist die umfassendste Bilanzierungsmetrik für biologische Ressourcen, die es gibt. Sie summiert alle Ansprüche der Menschen an biologisch produktive Flächen, die im Wettbewerb um diese Flächen stehen. Das beinhaltet: Nahrung, Holz, Fasern, Absorption von CO2 und den Platz für Straßen und Städte. Gegenwärtig machen die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe 60 Prozent des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit aus.
Zu Global Footprint Network – Global Footprint Network, der Organisator des Earth Overshoot Days, ist eine internationale Nachhaltigkeitsorganisation, die der Welt hilft, innerhalb der Möglichkeiten der Erde zu leben und auf den Klimawandel zu reagieren. Seit 2003 arbeiten wir mit mehr als 50 Ländern, 30 Städten und 70 globalen Partnern zusammen, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern, die zu wirkungsvollen politischen und Investitionsentscheidungen führen. Gemeinsam bauen wir eine Zukunft, in der wir alle innerhalb der Grenzen unseres einen Planeten gedeihen können.
->Quellen und zusätzliche Information
- Pressemitteilung in mehreren Sprachen: overshootday.org/newsroom/press-releases
- Berechnungsmmodus des Earth Overshoot Day 2020: overshootday.org/eod-2020-calculation (Englisch)
- Ökologische Fußabdruckdaten für mehr als 200 Länder und Regionen: footprintnetwork.org
- footprintnetwork.org/licenses/public-data-package-free
- www.footprintnetwork.org
- data.footprintnetwork.org/#/
- Erdüberlastungstag 2019: solarify.eu/so-frueh-wie-nie-erderschoepfungstag-am-29-juli