E-Fuels im Industriemaßstab

Norsk e-fuel plant erste kommerzielle Anlage für wasserstoffbasierten erneuerbaren Flugkraftstoff

Ein führendes Industriekonsortium aus Norwegen und Deutschland will mit vereinten Kräften erstmals klimaneutralen Transport durch die Bereitstellung von erneuerbaren Kraftstoffen (siehe: solarify.eu/alternative-kraftstoffe-synthetische-treibstoffe-desinger-fuels-e-fuels) ermöglichen. Das Joint Venture namens Norsk e-Fuel AS setzt sich einer Medienmitteilung von sunfire zufolge aus vier Partnern zusammen: der Sunfire GmbH, dem weltweit führenden Anbieter im Bereich von PtL-Technologie aus Dresden; Climeworks AG, den schweizerischen Pionieren im Bereich Direct-Air-Capture-Technologie; dem internationalen EPC-Unternehmen für Stahlhersteller Paul Wurth SA (SMS Group), und der Valinor AS, die Cleantech Investmentgesellschaft, die außerdem Muttergesellschaft des größten privaten Windkraft-Entwicklers (Norsk Vind) in Norwegen ist.

Echt grünes Auto auf Hannover Messe 2014 - Foto © Solarify

Echt grünes Auto auf Hannover Messe – Foto © Solarify

Aus CO2, Wasser und mithilfe von 100 % Ökostrom sollen synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, im industriellen Maßstab hergestellt werden. Die erste Anlage soll mit ausreichend Produktionskapazitäten zur Reduzierung der CO2-Emissionen von Norwegens fünf wichtigsten Inlandsflugrouten um 50 % in Herøya, dem größten Industriestandort Norwegens zwischen Kristiansand und Oslo, entstehen. Das weltweit erste kommerzielle Projekt seiner Art wird die Umwandlung von Norwegens umfangreichen erneuerbaren Stromressourcen in erneuerbare Kraftstoffe ermöglichen, so die einer Medienmitteilung von Norsk e-Fuel.

„Wir sind stolz darauf, die besten Akteure der Branche, einschließlich unserer norwegischen Geschäftspartner, an unserer Seite zu haben, um dieses wegweisende Projekt umzusetzen“, sagte Karl Hauptmeier, Geschäftsführer von Norsk e-Fuel. „Gemeinsam kombinieren wir die notwendige Unternehmensstärke mit den modernsten und effizientesten Technologien, um die umfangreichen norwegischen Ressourcen an Wind- und Wasserkraft in erneuerbare Kraftstoffe umzuwandeln.“ Und Sunfire-CEO Carl Berninghausen im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Wir verlassen die Pilotphase und gehen jetzt zum ersten Mal in die Kommerzialisierung. Wir müssen zeigen, dass es funktioniert und auch wirtschaftlich ist. Dann werden andere unserem Beispiel folgen“. Die erste Anlage mit einer Produktionskapazität von 10 Millionen Litern pro Jahr wird 2023 in Betrieb gehen. Anschließend wird die Hochskalierung der Produktion auf 100 Millionen Liter erneuerbaren Treibstoffs bis 2026 forciert. Diese industrielle Großanlage wird eine Reduzierung der CO2-Emissionen, zum Beispiel die der Luftfahrtindustrie, um 250 000 Tonnen pro Jahr ermöglichen. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme beider Anlagen wird der Bauplan der Großanlage genutzt, um damit die landesweite Markteinführung voranzutreiben.

Vor allem der europäische Verkehrssektor ist gegenwärtig noch stark auf die Nutzung von fossilen Brennstoffen angewiesen. Insbesondere für schwer zu elektrifizierende Sektoren, wie etwa die Luftfahrtindustrie, verspricht dieses neue Projekt einen ganzheitlichen Wandel hin zu klimaneutralem Transport.

In einem einstufigen Co-Elektrolyseprozess ermöglichen die innovativen Technologien von Sunfire und Climeworks die Umwandlung von Ökostrom, Wasser und CO2 aus der Umgebungsluft sowie unvermeidbaren CO2-Quellen zu Synthesegas (einer Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid). Durch anschließendes Synthetisieren und Raffinieren entstehen erneuerbare Kraftstoffe, wie z.B. Kerosin, die direkt als zertifizierte Endprodukte in der bestehenden Infrastruktur eingesetzt werden können.

„Das Potenzial dieses Projektes ist überragend. Norsk e-Fuel ermöglicht die Bereitstellung von erneuerbaren Kraftstoffen in einem nie dagewesenen Umfang. Das ist entscheidend, wenn wir den globalen Transport wirklich nachhaltig gestalten wollen. Wir freuen uns, gemeinsam mit unseren Partnern unsere Technologie und unser Know-how im Bereich der CO2-Abscheidung einbringen zu können, um zur Erzeugung von erneuerbaren Rohölprodukten beizutragen“, erklärt Christoph Gebald, Mitbegründer und Co-CEO von Climeworks.

„Um dies noch einmal zu verdeutlichen: Eine einzige Anlage im industriellen Maßstab wird bereits genug erneuerbaren Kraftstoff als Beimischung für den gesamten Flugbetrieb auf den fünf wichtigsten Inlandsflugrouten in Norwegen (Oslo-Trondheim, Oslo-Bergen, Oslo-Stavanger, Oslo-Tromsø und Oslo-Bodø) liefern. Dies würde die derzeitigen Flugemissionen zwischen den Städten um etwa 50 % senken“, erklärt Lars Helge Helvig, Gründer von Valinor und Vorsitzender von Norsk Vind.

Der perfekte Produktionsstandort im Industriepark Herøya – so die Medienmitteilung – wurde bereits bestätigt und das Engineering ist in vollem Gange. Zusätzlich zu den bestehenden und entscheidenden Infrastrukturen bietet der Standort ausreichend Raum für den geplanten Ausbau. Weitere Standorte für das folgende landesweite Roll-out sind bereits identifiziert. Norsk e-Fuel wird nicht nur eine große Zahl von Arbeitsplätzen auf lokaler und nationaler Ebene schaffen, sondern außerdem einen neuen, zukunftsweisenden Wirtschaftssektor für Norwegen initiieren und mit aufbauen.

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