EU-Regulierungsbehörde zertifiziert weltweit erstes Elektroflugzeug

„Aufregender Durchbruch“

Die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit hat am 10.06.2020 die Zertifizierung eines Elektroflugzeugs, der Pipistrel Velis Electro, angekündigt, die weltweit erste Musterzulassung eines vollelektrischen Flugzeugs und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu klimaverträglicher Luftfahrt.

„Dies ist ein aufregender Durchbruch“, sagte EASA-Exekutivdirektor Patrick Ky laut einer EASA-Medienmitteilung. „Dies ist das erste Elektroflugzeug, das die EASA zugelassen hat, aber es wird sicherlich nicht das letzte sein, da die Luftfahrtindustrie neue Technologien zur Reduzierung von Lärm und Emissionen und zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Luftfahrt verfolgt.

Die Pipistrel Velis Electro ist das erste Elektroflugzeug, das eine weltweite Zulassung erhalten hat – Foto © Pipistrel-Aircraft

Die Pipistrel Velis Electro, ein zweisitziges Flugzeug mit einer Flugdauer von bis zu 80 Minuten, das von einem Luft- und Raumfahrtunternehmen mit Sitz in Slowenien gebaut wurde, wird mit einem von zwei Batteriepaketen gespeisten Elektromotor angetrieben, und kann bis zu 600 kg tragen. Die Aufladezeit variiert zwischen 40 und 70 Minuten, was sie für ihre vorgesehene Funktion als Trainingsflugzeug gut geeignet macht.

„Dies ist der erste Schritt hin zur kommerziellen Nutzung von Elektroflugzeugen, die notwendig ist, um einen emissionsfreien Flugbetrieb zu ermöglichen. Es ist wesentlich leiser als andere Flugzeuge und produziert überhaupt keine Verbrennungsgase“, sagte Ivo Boscarol, CEO von Pipistrel Aircraft. „Es bestätigt und stimmt optimistisch, auch andere Konstrukteure von Elektroflugzeugen, dass die Musterzulassung von Elektromotoren und Flugzeugen möglich ist“, sagte er und fügte hinzu, dass der Motor auch anderen Flugzeugbauern zur Verfügung steht, da er getrennt vom Flugzeug zertifiziert wurde.

Sam Morgan berichtet am 15.06.2020 auf EURACTIV.com, Frankreichs Regierung habe eben der E-Luftfahrt mit der Vorstellung seines 15 Milliarden Euro schweren Hilfspakets für die Luft- und Raumfahrt inklusive eines für die Entwicklung neuer Betankungsmöglichkeiten für Flugzeuge vorgesehenen 1,5 Milliarden Euro schweren Forschungs- und Entwicklungsfonds einen wichtigen Impuls gegeben. Dem Plan zufolge soll der französische Luft- und Raumfahrtsektor – zu dem auch Airbus gehört – bis 2035 ein emissionsfreies Verkehrsflugzeug in Betrieb nehmen, das mit Wasserstoff oder anderen nachhaltigen Kraftstoffen betrieben wird. Außerdem wird das Ziel gesetzt, ein Regionalflugzeug zu entwickeln, das mit Elektro-Hybrid-Triebwerken angetrieben werden könnte und besser für die kürzeren Distanzen auf Kurzstrecken geeignet wäre.

Airbus hat allerdings inzwischen ein für 2021 geplantes langfristiges Projekt zur Erprobung eines Elektro-Hybrid-Jets mit dem Hinweis auf den durch die Coronavirus-Krise verursachten wirtschaftlichen Einbruch auf Eis gelegt. Airbus und sein Partner in diesem Projekt, der Triebwerkshersteller Rolls-Royce, kündigten gleichzeitig große Arbeitsplatzverluste an.

Der Druck zur nachhaltigen Bereinigung des Luftfahrtsektors wächst dennoch. Ende Mai absolvierte eine neunsitzige, rein batteriebetriebene Cessna einen 30-minütigen Flug über dem Bundesstaat Washington. In China soll zum ersten Mal eine fliegende Taxidrohne vorgeführt worden sein. Sie kann angeblich zwei Passagiere befördern und eine Geschwindigkeit von rund 100 km/h erreichen, ebenfalls mit Batterieantrieb. In Europa stößt sie auf erhebliche regulatorische Hindernisse, da sie wahrscheinlich wie ein normales Flugzeug behandelt wird, was ihren Einsatz in städtischen Gebieten potenziell problematisch macht.

Auch die europäischen Verkehrsminister haben die Luftfahrt im Visier. Eben unterzeichneten sechs von ihnen einen gemeinsamen Brief, in dem sie die Europäische Kommission aufforderten, einen Rahmen für nachhaltige Kraftstoffe zu schaffen, die mit erneuerbaren Energien hergestellt werden können. Der Produktionspreis solcher Kraftstoffe ist derzeit (noch) zu hoch, als dass die Fluggesellschaften sie in Betracht ziehen könnten, so dass wahrscheinlich Subventionen nötig wären, um sie in Gang zu bringen. Deutschland, Frankreich und Spanien, drei der größten Luftfahrtakteure der EU, hatten unterschrieben.

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