RNE-Stellungnahme zur Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung: Verdopplung der deutschen Ziele empfohlen
Um die Pariser Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, sei es notwendig, dass die Energiewende in allen Sektoren zum Erfolg geführt werde, so der Rat: „Die bisher verfolgte Strategie setzte zunächst zu Recht den Schwerpunkt auf grüne Elektrifizierung, dabei vor allem auf Strom aus Wind, Sonne, Biomasse, Wasserkraft und natürliche Wärmeressourcen. Damit fossile Energie aus Kohle, Öl und Gas bis spätestens 2050 nahezu vollständig durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden kann, braucht es jedoch Wasserstoff als Partner der erneuerbaren Energien, um Sektor-Kopplung, Speicherung und damit Versorgungssicherheit bei tragfähigen Preisen darstellen zu können. Eine rein auf Elektrifizierung ausgerichtete Energiewende hält der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) für nicht darstellbar. Elektronen und Moleküle sind folglich eine notwendige Synthese für eine erfolgversprechende Energiewende in Wirtschaft und Gesellschaft.“
Der RNE begrüßt deshalb grundsätzlich die am 10.6.2020 von der Bundesregierung verabschiedete Nationale Wasserstoffstrategie und unterstützt ausdrücklich, dass der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft einen starken Impuls im Konjunkturprogramm erfährt.
Er empfiehlt jedoch, im anstehenden Umsetzungsprozess die vorgeschlagenen Maßnahmen zu konkretisieren sowie schnell und partnerschaftlich in politisches Handeln umzusetzen. Es ist aus der Sicht des Nachhaltigkeitsrates an der Zeit, groß zu denken und zügig zu handeln. Dabei ist sich der Rat bewusst, dass ein Teil der Fragestellungen wie der Aufbau internationaler Kooperationen oder die Reduktion von CO2-Emissionen und das bedarfsgerechte Verfügbarmachen von Wasserstoff noch im Detail zu diskutieren und zu bewältigen sind.
Der RNE plädiert dafür, konsequenter, schneller und internationaler als bisher vorzugehen. In enger Zusammenarbeit mit Umwelt-, Verbraucherschutz- und Industrieverbänden sowie Verbänden der Entwicklungszusammenarbeit gilt es, Zusammenhänge zu vermitteln und darau aufbauend Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewinnen. Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft erfordert den massiven Ausbau erneuerbarer Energien national und international, die Schaffung der notwendigen Infrastrukturen sowie den Import großer Mengen von Wasserstoff. Daneben sollten auch weiterhin umfassende Effizienz- und Suffizienzmaßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs verfolgt werden.
Ein europäisch abgestimmtes Vorgehen beim Aufbau eines grünen Wasserstoffmarktes wertet der Rat als große Chance, um neue Wertschöpfungsketten zu etablieren und den raschen Hochlauf neuer Technologien zu unterstützen. Der RNE drängt deshalb auf eine europäische Lösung und auf internationale Partnerschaften. Gerade mit den sonnenreichen Ländern Europas, Afrikas und darüber hinaus gilt es, Win-Win-Lösungen zu schaffen. Bei Partnerschaften mit Entwicklungsländern müssen dabei deren nationale Entwicklungsziele im Vordergrund stehen
Der RNE schlägt vor, in Ergänzung der Strategie einen Wasserstoffpakt zwischen Bundesregierung und den vorrangig beteiligten und betroffenen Industrien zu schließen, aufbauend auf dem oben dargestellten Dialog der Verbände und nach Beratung im Nationalen Wasserstoffrat. Ziel einer solchen kooperativen und partnerschaftlichen Vorgehensweise ist es, einen in wechselseitiger Verantwortung und Verpflichtung abgestimmten und verlässlichen Rahmen für einen zügigen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu schaffen. Der von der Bundesregierung avisierte Ausbau der Elektrolyseleistung von bis zu 5 Gigawatt in Deutschland bis 2030 sollte auf 10 Gigawatt erhöht und bedarfsorientiert ohne Deckelung darüber hinaus entwickelt werden.
Im Einzelnen gibt der Nachhaltigkeitsrat folgende Empfehlungen:
- Übergangszeiten inhaltlich definieren und „Lock-in“-Effekte vermeiden
- Den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen
- Grünen Wasserstoff mittel- bis langfristig marktfähig machen
- Chancen von Wasserstoff effizient nutzen, industriellen Hochlauf zügig sichern
- Forschung und Entwicklung von Wasserstofftechnologien fördern
- Nachhaltigkeitsstandards für die Markteinführung von Wasserstoff zeitnah definieren
- Investitionsfördernde Maßnahmen umfänglich und zügig umsetzen
- Strategische Partnerschaften in Europa und international aufbauen und stärken
->Folgt: Wasserstoff muss Teil einer erfolgreichen Energiewende werden