Erneuerbare Energien auf Rekordhoch

5,8 Prozent: Ökostrom-Rekord im ersten Halbjahr – Kohlestrom fast halbiert

Das überdurchschnittlich warme Wetter mit viel Wind und Sonne hat die Ökostrom-Produktion in der ersten Jahreshälfte 2020 auf ein Rekordhoch ansteigen lassen – auf bisher noch nie dagewesene 50,3 Prozent Anteil. Gleichzeitig hat die Corona-Krise die Stromnachfrage abgesenkt. Die Klimaschutz-Bilanz sieht gut aus, sagte Agora-Energiewende-Chef Patrick Graichen der Deutschen Presseagentur (hier: FR und Zeit): „Das Klimaschutzziel 2020 von 40 Prozent Emissionsminderung gegenüber 1990 werden wir aller Voraussicht nach erreichen“.

Strom aus Erneuerbaren Energieträgern deckte nach Angaben der Experten von Agora Energiewende mehr als die Hälfte des Verbrauchs. Der Energieversorger E.on rechnete vor: Von Januar bis Juni seien rund 126.000 Gigawattstunden Grünstrom ins Netz eingespeist worden – sieben Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das sei rechnerisch genug für den Strombedarf aller Haushalte in Deutschland und den Niederlanden zusammen für das ganze Jahr. Windkraftanlagen an Land und auf See erzeugen laut E.on mit rund 73.000 GWh den meisten Ökostrom. Aus Solaranlagen stammten demnach rund 25.000 GWh. Biomasseanlagen folgten mit rund 20.000 GWh, die Wasserkraft erzeugte 7.000 GWh).

Die Kohleverstromung sank im ersten Halbjahr um 40 Prozent. Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke kamen nur noch auf weniger als 20 Prozent der gesamten Stromerzeugung. Gründe dafür waren auch der niedrige Gaspreis und der stabile CO2-Preis in der EU, der die Kohlestrom-Produktion verteuert. Insgesamt seien mehr als 30 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden. Allerdings sei für zwei Drittel davon die Pandemie und ihre Folgen verantwortlich. Deshalb forderte Graichen, für dauerhaften Klimaschutz seien viel mehr Erneuerbare Energien, dauerhaft hohe CO2-Preise und ein rascher Umstieg auf Elektromobilität im Verkehrssektor nötig.

Fraunhofer ISE: Ökostromanteil sechsmal höher als 2002 – 55,8 Prozent

Nettostromerzeugung Q1 und Q2 2020 nach Quellen – Grafik © Fraunhofer ISE

 

kamen im vergangenen Jahr 46 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms aus Erneuerbaren Energien. 2015 waren es demnach 33 Prozent, 2010 weniger als 20 Prozent. 2002, zu Beginn der Zählung von Prof. Bruno Burger, lag der Ökostromanteil bei weniger als neun Prozent. Die Gesamtstromproduktion ist dabei mit mehr als 500 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr relativ konstant geblieben.

Insgesamt hat das Fh ISE leicht höhere Werte: Mit einem Anteil von 55,8 Prozent an der Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromerzeugung – also dem Strommix, der aus der Steckdose kommt – stellten die Erneuerbaren Energien einen neuen Rekordwert auf. Im Februar lag ihr Anteil sogar bei 61,8 Prozent. Solar- und Windenergieanlagen speisten gemeinsam 102,9 Terawattstunden (TWh) in das öffentliche Netz ein, gegenüber 92,3 TWh im ersten Halbjahr 2019. Die Stromproduktion aus Kohle ging dagegen stark zurück: der Anteil der Braunkohle sank auf 13,7 Prozent, Steinkohle kam nur noch auf 6 Prozent. Die Windenergie war mit einem Anteil von 30,6 Prozent erneut stärkste Energiequelle.

Folgen der Corona- Pandemie spürbar

Ab dem zweiten Quartal 2020 machte sich die gesunkene Stromnachfrage aufgrund der durch die Corona-Pandemie rückläufigen Industrieproduktion bemerkbar. Die Last ging zurück auf 35,3 TWh im Juni (Juni 2019: 37,6 TWh), die Stromproduktion sank von 47,9 TWh im Januar auf 36,0 TWh im Juni. Insgesamt lag die Last im ersten Halbjahr bei 234,2 TWh, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 245,7 TWh im ersten Halbjahr 2019. Die Stromproduktion ging gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um 21,7 TWh zurück auf 243,8 TWh. Ein Teil dieses Rückgangs ist auf die von 20,1 TWh auf 7,5 TWh gesunkenen Exporte zurückzuführen.

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