Offshore-Windenergie wird signifikanten Beitrag zu „Green Recovery“ leisten

Trotz Ausbaulücke – Offshore-Windenergiebranche in Deutschland mit positiven Zukunftsaussichten

Besonders vor dem Hintergrund des geringen Zubaus begrüßt der Bundesverband WindEnergie, dass durch die Verankerung der 20 GW Offshore-Windenergie bis 2030 und 40 GW bis 2040 nun langfristige Planungssicherheit geschaffen werde. Mit den erhöhten Ausbauzielen stärke die Offshore-Windenergie den Klimaschutz und schaffe wirtschaftliche Entwicklung“, kommentieren die Branchenorganisationen BWE, BWO, VDMA, WAB und die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE die am 17.07.2020 von der Deutschen WindGuard veröffentlichten Offshore-Ausbauzahlen.

Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland – erstes Halbjahr 2020 – Titel © BWE, BWO, VDMA, wab, Stiftung offshore Windenergie

Wie bereits Anfang des Jahres prognostiziert, seien im ersten Halbjahr 2020 lediglich 32 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 219 MW an das deutsche Netz angeschlossen worden. Dieser Wert entspreche rund 11 Prozent der installierten Leistung von 2 GW, die die heimische Wertschöpfungskette im Jahr 2015 realisieren habe können. Damit lieferten in Deutschland nach aktuellem Stand 1.501 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 7.760 MW zuverlässig Offshore-Windstrom. Das Ausbauziel der Bundesregierung für 2020 sei bereits im 1. Halbjahr erreicht worden.

„Nicht zuletzt aufgrund der langen Vorlaufzeit von Offshore-Windparks haben wir lange davor gewarnt, dass uns eine Ausbaulücke bevorsteht. Nun stecken wir mitten drin. Die Herausforderung besteht jetzt darin, diese Ausbaulücke so klein wie möglich zu halten und den Heimatmarkt für Offshore-Windenergie wieder nachhaltig und dauerhaft zu stärken. Neben der gesetzlichen Verankerung der Langfristziele gehört dazu auch die schnellstmögliche Ausschreibung der verfügbaren Flächen sowie die Wahl eines volkswirtschaftlich effizienten Vergütungssystems für zukünftige Offshore-Wind-projekte“, so die Branchenorganisationen. Die Grundlage dafür solle zügig nach der Sommerpause und im Dialog mit der Branche geschaffen werden.

Differenzverträge sind volkswirtschaftlich effizient

Wie auch der Bundesrat, spricht sich die Branche dafür aus, die Einführung von Differenzverträgen ernsthaft zu prüfen und unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder zu diskutieren. Dieses Modell gibt es bereits in anderen europäischen Ländern – beispielsweise in Großbritannien, Frankreich, Italien und Dänemark. Es würde also auch grenzübergreifende Ausschreibungen vereinfachen.

„Die in der Änderung des WindSeeG vorgesehene zweite Gebotskomponente erhöht hingegen die Investitionskosten und somit auch die Stromgestehungskosten“, so die Branchenorganisationen. Für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Corona-Krise sind international wettbewerbsfähige Strompreise jedoch von großer Bedeutung. Ansonsten droht ein weiterer Verlust wichtiger Arbeitsplätze sowie „Carbon Leakage“ durch Abwanderung deutscher Industrieunternehmen ins Ausland.

Anders als die zweite Gebotskomponente könnten Differenzverträge die Realisierung von Offshore-Windprojekten sichern und so zur Erreichung der nationalen sowie europäischen CO2-Minderungsziele beitragen. „Dabei gilt es zu prüfen, ob eine Verbindung mit Power Purchase Agreements (PPA) oder sonstigen Vermarktungsformen und damit eine Weitergabe der grünen Eigenschaft möglich ist. Derart ausgestaltete Differenzverträge sorgen für einen kosteneffizienteren Ausbau der Offshore-Windenergie, verhindern in Verbindung mit wettbewerblichen Ausschreibungen eine Überförderung und gewährleisten langfristig niedrige und stabile Stromkosten“, argumentieren die Branchenorganisationen. Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung gehen davon aus, dass die Stromgestehungskosten durch Differenzverträge um etwa 30 Prozent gegenüber den aktuell vorgelegten Vorschlägen des BMWi gesenkt werden können.

Offshore-Windenergie hervorragend zur Produktion von grünem Wasserstoff geeignet

Die Verbände begrüßen den in der nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) angelegten Hochlauf im Heimatmarkt und unterstreichen, dass der Offshore-Windenergie hierbei eine Schlüsselrolle zukomme. „Mit ihren hohen Volllaststunden ist Offshore-Windenergie hervorragend zur Produktion von grünem Wasserstoff geeignet“, heißt es. Da eine direkte Elektrifizierung nicht in allen Sektoren technisch oder wirtschaftlich realisierbar sei, seien synthetische Energieträger auf Basis erneuerbarer Energien ein unverzichtbares Element zur Erreichung der Klimaziele.

„Mit der NWS eröffnet sich die Chance, etwa 3 GW Offshore-Windenergie zur Produktion von grünem Wasserstoff zu nutzen. Hierfür müssen möglichst zügig zusätzliche Flächen voruntersucht und ausgeschrieben werden“, so der Pressetext weiter . Das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) habe im Vorentwurf des Flächenentwicklungsplans die ersten beiden Flächen für Power-to-X in Nord- und Ostsee benannt. Der Beginn des Vergabeverfahrens für diese Flächen sollte 2021 sein. Auch hier müsse ein Anreizsystem mit effizienten Abgabe- und Umlagemechanismen entwickelt werden, um einen schnellen Markthochlauf von grünem Wasserstoff in Deutschland herbeizuführen.

Voraussetzungen für grenzüberschreitende Offshore-Projekte schaffen

Im Programm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft werde Offshore-Windenergie ebenfalls als wichtige Säule der „Green Recovery“ und der Energiewende anerkannt. Da Deutschland seit Jahresbeginn zusätzlich den Vorsitz der Nordseekooperation innehabe, biete das kommende halbe Jahr gute Voraussetzungen, um den Grundstein für grenzüberschreitende Offshore-Windprojekte zu legen.

„Die internationale Vernetzung von Offshore-Windparks ist eine strategische Aufgabe, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Initiative zur maritimen Raumplanung ist hier aus unserer Sicht ein entscheidender erster Schritt“, so die Branchenorganisationen. Es brauche jetzt eine zügige Festlegung, welche Flächen für grenzüberschreitende Projekte geeignet seien, um darauf aufbauend den Investitionsrahmen zu klären.

Offshore-Windenergie wird signifikanten Beitrag zu „Green Recovery“ leisten

„In der Nord- und Ostsee sind die Potenziale noch nicht ausgereizt. Dazu zählen auch verfügbare Flächen und freie Netzkapazitäten in Höhe von 1.860 MW, die kurzfristig vergeben werden könnten. Wenn die Weichen jetzt richtig gestellt werden, werden diese nicht nur einen signifikanten Beitrag zur nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Krise leisten, sondern darüber hinaus auch in hohem Maße zur Erreichung der Klimaziele und zur Versorgungssicherheit während der Energiewende beitragen“, kündigen die Branchenverbände an.

Über die jährlichen Zahlen „Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland“

In der Analyse der Deutschen WindGuard werden seit 2012 die Ausbauzahlen für die Windenergie auf See gesondert von jenen der Windenergie an Land erhoben. Die Auftraggeber sind der Bundesverband WindEnergie (BWE), der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V., die Stiftung Offshore-Windenergie, der VDMA Power Systems und der WAB e.V.

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