10.000. DBU-Projekt vereint Artenschutz und Energiewende
Seit beinahe 30 Jahren fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) innovative und umweltentlastende Modellprojekte. Im Juni hat die Förderung einen weiteren Meilenstein erreicht: 10.000 geförderte Projekte: Nummer 10.000 ist das Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende (EULE) – ein Projekt der regionalwerke, Bodenkirchen, in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising sowie Prof. Schaller UmweltConsult, München.
Energie ernten und gleichzeitig die Artenvielfalt fördern, das war die Ausgangsidee von Projektleiter Andreas Engl. Für den Umwelt- und Energiemanager ist ein Solarfeld in der Landschaft ein vom Menschen geprägtes Ökosystem, dessen lebende Komponenten Mensch, Pflanze und Tier von den Faktoren Boden, Wasser und Luft gleichermaßen versorgt werden müssen und wechselseitig miteinander agieren. So entstehe ein Ökosystem mit einer dem Standort entsprechenden Artenvielfalt. Sein eigenes Solarfeld diente Engl als Versuchsobjekt, als er es mit Streuobstwiesen, Hecken, Feuchtgebieten, Nistkästen und Trockenmauern einrahmte, um eine möglichst hohe Strukturvielfalt zu erzielen. Er stellte fest, dass eine sinnvolle Doppelnutzung der Fläche entstehe, sowohl für die Artenvielfalt als auch für die Energieproduktion. „In einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland ist das besonders wichtig, wenn wir die Natur erhalten und gleichzeitig die Energiewende schaffen wollen“, fasst Engl, der auch die Fotos gemacht hat, zusammen.
„Um dem Klimawandel begegnen zu können und die nachhaltige Versorgung mit Erneuerbarer Energie in Deutschland und der ganzen Welt zu erreichen, brauchen wir möglichst bald zahlreiche solcher dezentralen Solar- oder Windparks“, unterstreicht auch Volker Wachendörfer vom DBU-Referat für Naturschutz. „Die Vorteile der Erneuerbaren Energien für Mensch und Natur kommen dabei nur selten zur Sprache. Das führt in manchen Fällen zu recht einseitigen Protesten, wenn es um das Planen von Solarparks oder Windrädern geht. Dabei kann man Naturschutz und Erneuerbare Energien miteinander verbinden.“
Hier setzt das Projekt an. „Wir wollen erstmals die Auswirkungen von Erneuerbare-Energien-Anlagen für Mensch und Natur bewerten und gleichzeitig Maßnahmen zum Verbessern erarbeiten. Das Ziel ist die Aufwertung der entsprechenden Flächen und eine doppelte Flächennutzung: zur Energieproduktion und als Biotop für die stark bedrohte Artenvielfalt in Deutschland. Dadurch erhalten die Verbraucherinnen und Verbraucher erstmals einen Einblick in die Energieproduktion und können sie zudem nach ihren Wünschen ökologischer gestalten, für eine Energiewende im Einklang mit der Natur“, so Engl. Im Fokus der Bewertungen stehen dabei bestimmte Tier- und Pflanzenarten sowie Biotoptypen, deren Vorkommen verlässlich Aufschluss über die Qualität ihrer Umgebung liefert. „Wer also grünen Strom bezieht, der kann gleichzeitig die Natur schützen. Das ist der große Vorteil gegenüber den regulären Kraftwerken. Für die Gesellschaft entsteht ein Mehrwert, den wir mit dem Einsatz digitaler Technologien erfassen, dokumentieren und vermitteln wollen“, erläutert Engl den Projektansatz.
Getestet wird in Bayern. Zunächst soll sich der Einsatz des Systems auf das Bewerten von Solarfeldern beschränken. Kunden der regionalwerke würden dann pro Kilowattstunde einen Aufpreis von einem Cent zahlen, Geld, mit dem der zertifizierte Anlagenbetreiber umweltfreundliche Maßnahmen umsetzen könne. Anschließend soll dieses System auch den Stadtwerken zur Vermarktung angeboten werden. Später lässt sich das Prinzip auch auf andere Erneuerbare Energien wie Windkraft, Wasserkraft oder Biomasse ausweiten. Die DBU fördert das Projekt fachlich und finanziell mit 125.000 Euro.
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