Jahresbericht 2019: DBU-Projekte zeigen kluges Wassermanagement im ländlichen Raum
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) rät zu einem Paradigmenwechsel beim Wassermanagement im ländlichen Raum. „Die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre macht es erforderlich, das Wasser in der Landschaft zu halten und Fließgewässern ausreichend Raum zu geben“, sagte Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär bei der Jahrespressekonferenz, die erstmalig per Videokonferenz stattfand. In Zeiten von Hitze, Dürre und Starkregen, die der Klimawandel verursache, seien Anpassungen nötig.
„Zielführend sind regionale Konzepte, die gemeinsam mit den betroffenen Akteuren aus Behörden, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz erarbeitet werden. Unterstützung bieten digitale Systeme, die beispielsweise die Wasserverteilung in der Landschaft virtuell darstellen“, so Bonde. Auch die Wirkung der Energiewende auf den Wasserhaushalt müsse zukünftig berücksichtigt werden. Einer Studie zufolge werde sich der Wasserbedarf im Energiesektor bis 2050 in Deutschland um die Hälfte verringern.
Wasser fließe über Gräben, Drainagen und Begradigungen zu schnell ab„Um Moore, Auen und Feuchtgebiete nutzbar zu machen, wurden in der Vergangenheit – und auch heute noch – Flächen über Gräben und Drainagen entwässert sowie Flüsse und Bäche begradigt“, gab Maximilian Hempel, DBU-Abteilungsleiter Umweltforschung und Naturschutz, zu bedenken. Folglich würde dort das Wasser schneller abfließen, und es blieben nur wenige Reserven in der Landschaft. „Regnet es längere Zeit nicht, wie in den Sommermonaten der letzten Jahre, trocknen die Flächen immer mehr aus und der Grundwasserspiegel sinkt“, so Hempel.
Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (Leipzig) habe im Verlauf der letzten zwei Jahre immer wieder Phasen extremer bis außergewöhnlicher Dürre des Gesamtbodens für viele Regionen Deutschlands angezeigt. Die landwirtschaftlichen Schäden beliefen sich 2018 in der Europäischen Union auf 8,7 Milliarden Euro.
Digitale Ampelkarte regelt Wasserentnahme zum Schutz des GrundwassersHempel: „Trinkwasserversorgung, Ökosysteme, aber auch Land-, Forst- und Wasserwirtschaft leiden darunter. Deshalb fördern wir zahlreiche Projekte in ganz Deutschland, die die Akteure zusammenbringen und Lösungen für die Regionen erarbeiten.“
Ein im jetzt veröffentlichten DBU-Jahresbericht 2019 beispielhaft dargestelltes Vorhaben drehe sich um eines der größten nutzbaren Grundwasservorkommen Nordrhein-Westfalens, den Halterner Sanden (Dorsten-Haltern). Die konkurrierenden Nutzungen würden das Grundwasser teilweise so stark beanspruchen, dass oberirdische Gewässer wie der Hammbach zeitweise trockenfallen. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte das Unternehmen Lippe Wassertechnik (Essen) zusammen mit Partnern ein Maßnahmenkonzept, das unter anderem das Schließen von Entwässerungsgräben sowie eine Ampelkarte als Entscheidungshilfe für die Wasserentnahme enthalte.
„Besonders zielführend war hier eine enge Abstimmung zwischen Landwirten, Naturschützern und Wasserversorgern“, so Hempel. Vereinbart habe man etwa eine effizientere Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und ein Anpassen der angebauten Kulturen sowie das Renaturieren von Feuchtgebieten, um Wasser in der Landschaft zu halten.
Mit frei pendelnden Fließgewässern Hochwassergefahr vermeiden
„Ein weiteres beispielhaftes Projekt befasst sich damit, Fließgewässern einen freien Pendelraum für ihre natürliche, eigendynamische Laufentwicklung zurückzugeben“, so Hempel weiter. Begradigen und Eindeichen führe zu einem Verlust der Artenvielfalt, der Wasserqualität und verstärke die Hochwassergefahr. Das zum Karlsruher Institut für Technologie gehörige Aueninstitut (Rastatt) habe mit digitalen Planungsinstrumenten Konzepte für die Blies im Saarland, die Ammer in Bayern und die Mulde in Sachsen entwickelt. Damit würden die Ökosystemleistungen der Flusslandschaften gestärkt und die Kosten für das Gewässermanagement verringert.
Studie: Durch Energiewende halbiere sich der Wasserbedarf bis 2050
„Während es sich auf der einen Seite lohnt, den Blick auf regionale Gegebenheiten zu richten und Nutzungsinteressen zusammenzubringen, müssen wir auf der anderen Seite sozusagen über den Gewässerrand hinaus auf andere Sektoren schauen“, empfiehlt Hempel.
So habe eine jetzt veröffentlichte Studie des Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrums (CUTEC) ergeben, dass die Energiewende mit Ausbau der erneuerbaren Energien einen positiven Einfluss auf den Wassersektor habe. Der Wasserbedarf werde sich nach den untersuchten Szenarien bis zum Jahr 2050 in Deutschland insgesamt schätzungsweise um die Hälfte verringern, insbesondere durch die verringerte Kühlwassernutzung. So könne ein schnellerer Umbau der Energiewirtschaft nicht nur dem Klima zugute kommen, sondern auch der Wasserverfügbarkeit im ländlichen Raum.
->Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt/dbu.de/anhaltende-duerre-erfordert-paradigmenwechsel