Oberleitungs-Lkw im Schwarzwald

18 Kilometer Teststrecke

Im  Frühjahr 2021 sollen im Murgtal im Schwarzwald 18 Kilometer einer Teststrecke für Oberleitungs-Lkw in Betrieb gehen. Laut einer gemeinsamen Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums mit dem Ministerium für Verkehr Baden-Württembergs will das Land dort die Praxistauglichkeit von O-Lkw, Lärmschutz, Luftschadstoffe und Aspekte autonomen Fahrens sowie den Vergleich mit der Bahn untersuchen.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMU, Rita Schwarzelühr-Sutter, hat sich am 31.08.2020 mit Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann über den Fortschritt der Arbeiten informiert. Das BMU fördert das Projekt eWayBW mit 26,8 Millionen Euro. Schwarzelühr-Sutter: „Oberleitungs-LkW sind sauber und effizient und machen den Güterverkehr klimafreundlicher. Die leisen Laster legen viele Kilometer mit geringem Energieaufwand zurück und stoßen keine Abgase oder Treibhausgasemissionen aus. Das haben uns Studien bestätigt. Nun wollen wir herausfinden, was der Oberleitungs-Lkw in der Praxis leistet. Für den Klimaschutz ist die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene die erste Wahl. Aber wo der Güterverkehr auf Straßen unumgänglich ist, können Oberleitungs-Lkw eine sinnvolle Alternative werden.“

Hermann verweist auf frühere Besuche der Strecke: „Seit meinem letzten Besuch vor einem Monat hat sich einiges getan, wir liegen voll im Zeitplan. Um den steigenden Güterverkehr auf der Straße bewältigen zu können, brauchen wir innovative, nachhaltige und klimafreundliche Konzepte. Mit eWayBW soll die Umsetzung der Oberleitungstechnologie in der Praxis erforscht und weiterentwickelt werden. Denn nur mit funktionierenden Alternativen zum Diesel-Lkw können wir die Klimaschutzziele im Verkehr erreichen. Wir sind dem Bund dankbar für die Initiierung des Forschungsprogramms und die Unterstützung des Projektes.“

Neben der Praxistauglichkeit von Oberleitungs-Lkw untersucht das interdisziplinäre Forscherteam auch deren Auswirkungen auf Straßenplanung und Straßenbetrieb. Noch befindet sich die 18 Kilometer lange Teststrecke im baden-württembergischen Murgtal im Bau. Ab Frühjahr 2021 rollen drei Jahre lang Hybrid-Oberleitungs-Lkw über die Bundesstraße zwischen Kuppenheim und Gernsbach. Während der Testphase nutzen drei Papierhersteller aus der Region die Testfahrten, um jährlich über 500.000 Tonnen Papier und Pappe zu transportieren. Täglich sind 128 Lkw-Fahrten geplant, das entspricht etwa 10 Prozent der aktuellen gemittelten Lkw-Belastung der Strecke.

Siemens Mobility und die Daimler AG gehören zu den Projektpartnern – für Siemens sagte Gerhard Greiter, CEO der Region Nordosteuropa: „Der eWayBW kommt sehr gut voran. Gemeinsam mit allen Partnern werden wir zeigen, wie moderner Klimaschutz ganz ohne lokale Schadstoffemission funktioniert. Wir haben mit dem eWayBW eine zukunftsfähige Basislösung, die sich flexibel mit alternativen Antrieben kombinieren lässt. Ob Diesel, Batterie oder Brennstoffzelle – alle Technologien lassen sich integrieren“.

Für die Daimler AG sagte Dr. Manfred Schuckert, Leiter Emissionen und Sicherheit, Daimler Nutzfahrzeuge im Bereich External Affairs, freut sich auf den Konzeptvergleich mit eWayBW, der Daimlers rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeuge dem Oberleitungs-Lkw gegenüberstellt: „Nach wie vor gilt für uns als globaler Hersteller, dass wir an Zukunftslösungen arbeiten, die weltweit eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Umsetzung haben. Diese sehen wir auch angesichts der rapiden technologischen Fortschritte bei der Batterie und der wasserstoffbasierten Brennstoffzelle – hier liegt daher unser klarer Fokus auf dem Weg zu einem CO2-neutralen Transport.“

Auf einer ausgewählten öffentlichen Teststrecke auf der B 462 zwischen Kuppenheim und Gernsbach-Obertsrot werden zwei Abschnitte mit Oberleitungen elektrifiziert. In einer dreijährigen Pilotphase wird der Betrieb von Hybrid-Oberleitungs-Lkw untersucht. Eine wissenschaftliche Forschung begleitet das Projekt. Die Pilotstrecke auf der B 462 hat eine Gesamtlänge von etwa 18 Kilometern und verläuft zwischen den Städten Kuppenheim und Gernsbach-Obertsrot. Zwei Abschnitte mit einer Gesamtlänge von knapp vier Kilometern sollen elektrifiziert werden.

Eine durchgängige Elektrifizierung der Strecke ist nicht notwendig. Es werden lediglich einzelne Abschnitte an der Straße mit Oberleitungen ausgestattet, um einen großen Teil der Lkw-Transporte mit Elektrobetrieb abzuwickeln. Da die Lkw zudem über Batterien verfügen, die während des Kontakts mit den Oberleitungen aufgeladen werden, können Abschnitte auch ohne Oberleitungen überbrückt werden.

Das Bundesumweltministerium fördert seit vielen Jahren die Weiterentwicklung der Oberleitungstechnologie zur Elektrifizierung des Schwerlastgüterverkehrs. Bis 2024 werden insgesamt drei Teilstrecken gefördert:

  1. Neben dem Projekt eWayBW auf einer Bundesstraße in Baden-Württemberg laufen die Projekte
  2. ELISA und
  3. FESH auf Autobahnen in Hessen und Schleswig-Holstein.

Dort sind bereits seit 2019 Oberleitungs-Lkw im realen Transportbetrieb im Einsatz. Das BMU unterstützt alle drei Projekte beim Aufbau der Infrastruktur, beim Betrieb der Teststrecken sowie bei der begleitenden Forschung mit insgesamt rund 72,8 Mio. Euro. Das Land Baden-Württemberg beteiligt sich mit 1,2 Mio. Euro am landeseigenen Projekt.

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