„Coal & Boat“-Demo auf der Spree vor Berlins größtem Kohlekraftwerk
Am 29.08.2020 demonstrierten hundertfünfzig Aktivisten in 45 Booten für eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis spätestens 2035 vor dem Berliner Kohlekraftwerk Reuter West (Vattenfall) in Berlin Spandau. Unter dem Motto „Stoppt Kohle, Gas und Müll – Erneuerbar geht anders!“ protestierten sie an Land und auf dem Wasser für konsequenten Klimaschutz und den Ausstieg aus fossilen Energien. An der „Coal & Boat“-Demo nahmen ca. 45 Boote teil. Auf dem Wasser und an Land begleiteten etwa 150 Menschen die Demonstration. Aufgerufen hatte ein Bündnis aus Berliner Umweltverbänden namens kohleausstieg-berlin, Fridays for Future und weiteren Organisationen.
Vattenfall versuche sich ein „grünes Image“ zu geben, doch das täusche, so Eric Häublein vom Bündnis Kohleausstieg Berlin, das drei Tage zuvor ein Forderungspapier an den Berliner Senat zur nachhaltigen Wärmeversorgung übergeben hatte. Obwohl eine moderne und klimaneutrale Wärmeversorgung in Berlin bis 2035 realistisch sei, dürften noch bis 2050 fossile Energieträger verbrannt werden; das liege maßgeblich am schwedischen Kohlekonzern, der jetzt voll auf Erdgas setze. Doch dafür brauche es endlich Vorgaben aus der Berliner Politik. Dazu zähle ein Grenzwert für die Fernwärme, das Verbot, fossile Heizkessel einzubauen und eine massive Reduzierung des Wärmeverbrauchs. „Eine regenerative Wärmewende in Berlin kann nur von der Politik eingeleitet werden“, so Häublein.
Annka Esser, Aktivistin von Fridays for Future Berlin, ergänzt: „Dass Berlin allerspätestens bis 2035 klimaneutral sein muss, ist für uns nicht verhandelbar. Denn das Überschreiten der in Paris vereinbarten 1,5-Grad-Grenze bedeutet die Gefährdung der Lebensgrundlage von Milliarden Menschen. Es kann nicht sein, dass in Berlin bis 2030 Kohle verfeuert und im gleichen Jahr ein neues Gaskraftwerk ans Netz gehen soll! Wer jetzt noch auf fossile Energien setzt, macht sich schuldig an einer globalen Krise. Der Berliner Senat ist jetzt in der Pflicht Gesetze zu beschließen, durch die Fossile verdrängt werden und sich Erneuerbare Energien durchsetzen. Wir akzeptieren keine Ausreden mehr, jedes Zehntel Grad Erdaufheizung ist zu viel!“
Das Heizkraftwerk Reuter West ist ein kohlebetriebenes Heizkraftwerk (HKW) im Berliner Ortsteil Siemensstadt und wurde als Grundlast-Kraftwerk erbaut. Die beiden 300-MW-Blöcke gingen 1987 und 1988/89 in Betrieb. Das HKW Reuter West ist das leistungsstärkste Kraftwerk des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall in Berlin. Es kann fast eine halbe Million Haushalte mit Fernwärme und eine Million Haushalte mit Strom versorgen. Betrieben wird das Kraftwerk von der zum deutschen Teilkonzern gehörenden Tochtergesellschaft Vattenfall Europe Wärme. Es stößt im Jahr 2,6 Millionen Tonnen CO2, 1,8 t Stickoxide und 24 kg Quecksilber aus.
Im Trägerkreis der diesjährigen Demo sind unter anderem das Bündnis Kohleausstieg Berlin, Fridays for Future Berlin & Potsdam, BUND Berlin, BUNDjugend Berlin, BürgerBegehren Klimaschutz, Greenpeace Regio Ost, NaturFreunde Berlin, ROBIN WOOD, PowerShift, Klimaneustart Berlin, Urgewald, Grüne Liga, attac Berlin, Fossil Free Berlin, KLUG (Klimaschutz und Gesundheit), oceanhouse und Surfrider Foundation. In Berlin fand die „Coal & Boat“ bereits drei Jahre statt.
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