Bilanz nach 5 Jahren SDGs

Robeco-Strategist mit fünf Erkenntnissen

Am 25.09.015 – vor genau 5 Jahren – wurden beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen in New York die 17 „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ (Sustainable Development Goals – SDGs) von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Welche Erkenntnisse haben wir in der Zwischenzeit gewonnen? Eine ganze Menge. Doch ist noch viel zu tun, sagt Jan Anton van Zanten, SDG Strategist bei Robeco. Solarify dokumentiert seine Einsichten.

Auf der einen Seite haben sie das Verständnis von nachhaltiger Entwicklung konkretisiert. So haben sie den Übergang von einer mangelhaft definierten Idee mit unterschiedlichen Interpretationen zu einer Blaupause für eine bessere Welt ermöglicht – mittels 17 spezifischer Ziele, 169 Unterziele und 232 anerkannter und messbarer Indikatoren.

1929 wurden die Fundamente von Robeco gelegt: Wenige Wochen nach dem Börsenkrach an der Wall Street gründeten sieben Geschäftsleute aus Rotterdam eine Gesellschaft, um die Ersparnisse anderer Personen anzulegen und gemeinsam zu verwalten. Sie nannten sich Rotterdamsch Beleggings Consortium, später als Robeco bekannt. Die sieben glaubten damals, die Aktienkurse hätten bereits einen Tiefpunkt erreicht. Wegen der Großen Depression verloren sie aber in den ersten beiden Jahren die Hälfte ihres Vermögens. Sie gaben aber nicht auf und legten das Fundament für das heutige Robeco.

Auf der anderen Seite stellen sie eine globale Agenda dar, die für reiche und arme Länder gleichermaßen gilt. Ihr Vorläufer, die Millennium Development Goals, galten vorwiegend für die Schwellenländer und waren im Hinblick auf die von ihnen adressierten Nachhaltigkeitsaspekte weit enger definiert. Zudem fordern die SDGs jeden in der Gesellschaft auf, dazu beizutragen: von Regierungen über Unternehmen, Wohltätigkeitsorganisationen und Wissenschaftler bis hin zu Einzelpersonen.

„Zusammengenommen führen diese Charakteristika dazu, dass die SDGs einen Leitstern in punkto Nachhaltigkeit darstellen”, sagt Van Zanten. „Die SDGs sollen das Leben jedes Einzelnen verbessern, ganz gleich, ob er in Swasiland oder in der Schweiz lebt. Und sie sind vollkommen sinnvoll. Wenn wir ihr ihren Zielsetzungen folgen, werden wir sowohl das allgemeine Wohlergehen erhöhen als auch wahrscheinlich Vermögenszuwachs und damit Erträge für die Anleger erzielen. Die SDGs sind auf ein unglaubliches Interesse gestoßen. Jetzt, fünf Jahre später, treten wir in die Umsetzungsphase der SDG-Agenda ein. Wir müssen sicherstellen, dass wir diese Dynamik in effektive Wirkung übertragen.“

Welche Erkenntnisse haben nun Anleger gesammelt? Diese Frage stellt sich fünf Jahre nach der Veröffentlichung der Ziele. Van Zanten, der eine Doktorarbeit über die Rolle von Unternehmen bei der Erreichung der SDGs schreibt, hat fünf zentrale Erkenntnisse festgehalten.

Erkenntnis 1: Die SDGs sind gut fürs Geschäft

„Die 17 SDGs stellen eine beträchtliche Chance zur Investition in die nachhaltige Zukunft der Menschen und der Erde dar. Die Möglichkeiten reichen von Investitionen in Infrastruktur, Wohnraum, Nahrungsmittel und Medizin bis hin zu erneuerbaren Energien, dem Angebot von Finanzdienstleistungen und Versicherungen für bislang Unterversorgte und Möglichkeiten zur Abfallverringerung. Laut einer Schätzung könnten mit den SDGs Marktchancen in einem Volumen von bis zu 12 Billionen US-Dollar pro Jahr einhergehen. Die SDGs ermöglichen auch die Identifikation und anschließende Verringerung von Risiken. Der Trend zum Übergang zu einer CO2-ärmeren Wirtschaft beispielsweise kann für ein Unternehmen das reale Risiko bergen, dass es sein Geschäft aufgrund sich ändernder Verbrauchernachfrage oder Regulierung nicht länger betreiben kann.”

Erkenntnis 2: Es hat gewisse Fortschritte gegeben, aber bei weitem nicht genug

„Die SDGs haben bereits zu gewissen Fortschritten geführt. Seit 2015 ist die Zahl der Frauen, die in Parlamente gewählt wurden, von 19 % auf 24 % gestiegen (SDG 5: Gleichstellung der Geschlechter). 17,5 % des gesamten Energieverbrauchs werden mittlerweile aus erneuerbaren Quellen gedeckt (SDG 7: bezahlbare und saubere Energie). Und der Anteil des Ozeans, der rechtlichem Schutz unterliegt, hat sich auf 17 % mehr als verdoppelt (SDG 14: Meereslebewesen). Doch gleichzeitig bestehen leider alarmierende Herausforderungen: die Biodiversität geht so schnell zurück wie noch nie, die Welt erwärmt sich weiter, die Ungleichheit vergrößert sich und der Hunger breitet sich aus. Unterdessen stellt die Covid-19-Pandemie eine beispiellose Herausforderung für das Gesundheitssystem mit gravierenden wirtschaftlichen Konsequenzen dar. Es besteht noch eine enorme Finanzierungslücke in Höhe von 2,5 bis 3 Billionen US-Dollar an Investitionen, die jedes Jahr erforderlich sind, um die Ziele bis 2030 zu erreichen.“

Erkenntnis 3: Die 17 SDGs sind nicht homogen, sondern miteinander verknüpft

„Die 17 SDGs stellen keine isolierten Felder dar, sondern sind miteinander verknüpft. So ermöglicht die Beseitigung von Armut (SDG 1) den Menschen, den Hunger zu besiegen (SDG 2) und damit ihre Gesundheit zu verbessern (SDG 3). Es gibt allerdings auch nachteilige Überschneidungen. So führt der Ausbau der Infrastruktur (SDG 9) typischerweise zu vermehrten Treibhausgasemissionen, was es schwerer macht, das Problem des Klimawandels zu bewältigen (SDG 13). Auf die Landwirtschaft entfallen 70 % der Wasserentnahmen, was zwar die Erreichung von SDG 2 (Beseitigung des Hungers) unterstützt, sich aber negativ auf SDG 6 (sauberes Wasser und Kanalisation) auswirkt. Gleichzeitig bedroht der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden Landlebewesen (SDG 15). Die SDGs lassen sich nur erreichen, wenn wir diese Wechselwirkungen steuern: negative Wechselwirkungen sind zu vermeiden oder abzumildern, während positive Wechselwirkungen Chancen zur Erreichung mehrerer Ziele gleichzeitig mit sich bringen und damit in einer größeren Bandbreite mehr bewirken.“

Erkenntnis 4: Die SDGs benötigen Investoren

„Wir bei Robeco glauben, dass Anleger etwas bewirken können. Eine Möglichkeit besteht darin, Unternehmen Kapital bereitzustellen, die zur Erreichung der Ziele beitragen können. Das kann bedeuten, Aktien oder Anleihen von Firmen zu kaufen, die zu einem oder mehreren der SDGs beitragen, und Unternehmen zu meiden, die nicht im Einklang damit stehen. Wir schaffen außerdem innovative Anlagevehikel, die Kapital in entsprechende Lösungen lenken – beispielsweise unsere Smart Energy-, Healthy Living-, Sustainable Water-, Green Bonds- und SDG-Strategien. Eine weitere Möglichkeit für Investoren, etwas zu bewirken, stellt Active Ownership dar. Indem wir unsere Positionen als aktive Eigentümer nutzen, können wir mittels Abstimmungsverhalten und Dialog mit den Unternehmen Änderungen bewirken. Beispielsweise hat das Engagement von Robeco beim Energieunternehmen Enel zur Einstellung eines Windkraftspezialisten als Direktor mit Klimakompetenz geführt. Durch Ernennung eines Direktors mit klimabezogener Erfahrung wird das Ziel verfolgt, Enel dabei zu unterstützen, von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen überzugehen und bis 2050 CO2-neutral zu werden.“

Erkenntnis 5: Es ist eine Zeit, von Inputs zu „Impacts“ überzugehen

„Bei einer Investition steht die Bereitstellung von Geld für ein Unternehmen im Fokus. Was dieses Geld im Hinblick auf die SDGs bewirkt, erfordert jedoch eine breitere Perspektive“: Während Robeco den Wert seiner Investments, die sich positiv und negativ auf die SDGs auswirken, quantifizieren kann (und das auch tut), achtet man außerdem darauf, welche Folgen die Anlagen im Hinblick auf die Verbesserung des Lebens der Menschen und größere Nachhaltigkeit in Bezug auf die Umwelt haben. Zum Beispiel hat Robeco ermittelt, dass für jede Investition von 1 Million € in die Strategie RobecoSAM Sustainable Water 47 Millionen sauberen Wassers bereitgestellt werden, was dem Wasserverbrauch von 430 europäischen Haushalten entspricht. „Solche Einblicke erleichtern die Identifikation von Unternehmen, die die größten Beiträge zu den SDGs zu den geringsten Kosten leisten.“

Die Ärmel hochkrempeln

„Auch wenn bereits viel erreicht wurde, ist nach wie vor viel zu tun“, sagt Van Zanten. „Mit Blick in die Zukunft steht eine Erkenntnis fest: Nachhaltigkeit ist der einzige Weg nach vorn. Die Covid-19-Krise veranschaulicht, was geschieht, wenn wir nicht auf die Warnungen von Wissenschaftlern hören. Wir müssen lernen, diese Risiken zu steuern. Gleichzeitig sind wir stets auf der Suche nach künftigen Anlagechancen. Die SDGs liefern eine globale Blaupause, um genau das zu erreichen. Sie definieren langfristige Geschäftschancen in einer Welt, die weniger geschäftliche Risiken beinhalten würde, wenn wir diese Herausforderung annehmen.“

„Lassen Sie uns daher alle weiter und stärker zur Erreichung der SDGs beitragen. Jetzt, da die SDGs fünf Jahre alt sind, hat ein „Jahrzehnt des Handelns“ begonnen, mit dem die Erreichung dieser Ziele in den nächsten zehn Jahren gewährleistet werden soll. Also krempeln wir die Ärmel hoch und nutzen diese Erkenntnisse, um das Wirklichkeit werden zu lassen!“

->Quelle: robeco.com/funf-jahre-sdg-funf-erkenntnisse