Neue Zahlen von Energy-Charts des Fraunhofer ISE
Die vor kurzem (23.09.2020) relaunchte Datenplattform Energy-Charts des Fraunhofer ISE hat die Zahlen zur Nettostromerzeugung in den ersten drei Quartalen 2020 ausgewertet. Es zeigt sich dabei, dass die Photovoltaik-Anlagen in den ersten neuen Monaten 46,5 Terawattstunden produziert haben. Dies ist genau der gleiche Beitrag wie im kompletten Jahr 2019, schreibt Sandra Enkhardt am 02.10.2010 im Portal pv magazine.
Die Windkraft-Anlagen haben rund ein Viertel des Stroms erzeugt, der in diesem Jahr bislang aus der Steckdose kam. Auch die Photovoltaik-Anlagen legten im Vergleich zum Vorjahr nochmal deutlich zu – nach drei Quartalen kommt die Photovoltaik auf einen Anteil von fast 13 Prozent.
Der Anteil der erneuerbaren Energien in den ersten drei Quartalen des Jahres lag mit rund 190 TWh bei etwa 52,7 Prozent an der Nettostromerzeugung. Allein die in Deutschland installierten Windkraftanlagen erzeugten demnach 94,6 TWh, wie aus der Analyse von Energy Charts vom Fraunhofer ISE hervorgeht. Die Photovoltaik-Anlagen kamen auf 46,5 Terawattstunden in den ersten neun Monaten. Damit erreicht die Windkraft etwa ein Viertel und die Photovoltaik 13 Prozent an der Nettostromerzeugung, die den Strommix widerspiegelt, der aus der Steckdose kommt. Die Photovoltaik lag damit nur knapp hinter den Braunkohlekraftwerken, die 54,9 TWh in den ersten drei Quartalen erzeugten und vor den AKW, die auf 45,2 Terawattstunden kamen, und den Gaskraftwerken mit 43,8 TWh. Die Steinkohle-Kraftwerke trugen in den ersten drei Quartalen gerade einmal 22,5 TWh zur Nettostromerzeugung bei.
Die Photovoltaik-Anlagen haben in diesem Jahr nach neun Monaten bereits so viel Solarstrom erzeugt wie im vergangenen Jahr insgesamt. Damals kamen sie mit 46,5 Terawattstunden auf einen Anteil von 9 Prozent. Insgesamt vier TWh mehr sind es im direkten Vergleich für die ersten neun Monate. Auch wenn das vierte Quartal sicher nicht das stärkste für die Photovoltaik – aus Sicht der Erzeugung ist – wird sich der Anteil in diesem Jahr wohl erhöhen, da auch die Gesamterzeugung aufgrund der durch die Corona-Krise gesunkenen Nachfrage niedriger als im vergangenen Jahr ausfallen wird. Nach neun Monaten liegt die Nettostromerzeugung bei rund 360 TWh. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt gut 515 TWh.
„Die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle ging stark zurück. Gas, Wind und Solar verzeichnen Zugewinne“, twitterte so auch Prof. Bruno Burger, Leiter von Energy Charts am Fraunhofer ISE. In Zahlen ausgedrückt legten die Gaskraftwerke im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,1 Prozent zu, die Photovoltaik um 9,4 Prozent und die Windkraft um 6,9 Prozent. Die Stein- und Braunkohlekraftwerke mussten Einbußen von 36,3 respektive 28 Prozent hinnehmen. Auch der Nettostromerzeugung der Kernenergie war um 11,9 Prozent rückläufig. Im kompletten vergangenen Jahr erreichten die Erneuerbaren noch einen Anteil von 46 Prozent an der Nettostromerzeugung. Insgesamt erreichten sie knapp 240 TWh.
Neue Datenplattform Energy-Charts ist online
Die am 23.09.2020 online gegangene erneuerte Plattform energy-charts.de des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE ist die umfangreichste Datenbank zur Stromerzeugung in Deutschland. Sie bereitet seit 2014 Daten zur Stromerzeugung aus verschiedenen neutralen Quellen auf und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Projekt „InGraVi“, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell gefördert wird, wurde die Seite nun weiterentwickelt, um Zusammenhänge zwischen verschiedenen Datenkategorien besser darzustellen. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Die Energiewende ist eine Generationenaufgabe, die zügig umgesetzt werden muss. Zur Versachlichung der Diskussion tragen digitale Plattformen wie die Energy-Charts bei. Wie wirkt etwa die CO2-Bepreisung? Das wird mit dem Relaunch transparenter: Die Webseite setzt jetzt neue Daten wie Börsenstrompreise und CO2-Preis so miteinander ins Verhältnis, dass klar wird, ab welchem Kostenniveau sich die Kohleverstromung für Kraftwerksbetreiber nicht mehr rechnet.“ Auch das Design der Seite wurde komplett überarbeitet und für die mobile Nutzung optimiert. Heute ging die neue Version online.
Neue Datenkategorien
Bei den Leistungsdaten können sich Nutzer neuerdings neben der Last auch die Residuallast anzeigen lassen, die als Differenz zwischen der Last und der Abdeckung durch erneuerbare Energien übrig bleibt und von den konventionellen Energien gedeckt werden muss. Der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung lässt sich nun auch im Viertelstunden-Takt aufgelöst anzeigen. Auf Wunsch vieler Nutzer wurden die Stromerzeugung und der -verbrauch durch Pumpspeicherkraftwerke integriert. Für die bessere Lesbarkeit lassen sich die Zahlenwerte direkt in der Grafik einblenden.
Neu ist die responsive Deutschland-Karte, die neben Infrastrukturdaten wie den Kraftwerken und den Gebieten der Übertragungsnetzbetreiber auch aktuelle Wetterdaten von den Stationen des Deutschen Wetterdienstes anzeigt. Der Nutzer kann sich eine eigene „Heatmap“ erstellen, bei der die Werte für z.B. Solarstrahlung, Windgeschwindigkeit, Niederschlag, heiße Tage oder Eistage durch verschiedene Farbabstufungen dargestellt werden.
Effektiver Hebel CO2-Preis
Ein wichtiger Hebel für die Dekarbonisierung des Energiesystems ist der vom jeweiligen Verursacher für die Emission einer Tonne CO2 zu bezahlende Preis (CO2-Preis). In der Kategorie „Preise“ werden deshalb nun auch die aktuellen Preise der CO2-Emissionszertifikate ausgewiesen, die bei der deutschen und der EU-Auktion ermittelt wurden. Diese können mit dem aktuellen Börsenstrompreis verglichen werden. „So sieht man auf einem Blick, ob die Kohleverstromung für Kraftwerksbetreiber noch wirtschaftlich ist oder ob die Kraftwerke Verluste machen“, erklärt Prof. Burger, der die Energy-Charts am Fraunhofer ISE ins Leben gerufen hat. So fallen bei Braunkohlekraftwerken pro MWh erzeugten Stroms durchschnittlich etwa 1,1 Tonnen CO2 an. Bei einem Zertifikatspreis um die 25 Euro ist der Betrieb also erst ab einem Börsenstrompreis von 27,5 Euro/MWh wirtschaftlich.
Verbesserte Nutzerfreundlichkeit
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekt „InGraVi“ ist die Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit durch ein komplettes Redesign der Seite. „Wir haben durch ein responsives Design die mobile Bedienbarkeit verbessert, da viele Nutzer die Energy-Charts mittlerweile auf Smartphones oder Tablets öffnen. Zudem wollen wir mit einer moderneren Oberfläche die Seite auch optisch auf den aktuellen Stand bringen“, erklärt Prof. Bruno Burger. Auch für die Nutzung in Vorträgen oder Vorlesungen wurde die Seite optimiert.
In den nächsten Schritten sollen u.a. Daten des europäischen Satelliten Sentinel 5P eingebunden werden, der Stickoxide, Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Methan, Feinstaub etc. misst. Diese Schadstoff-Werte werden mit weiteren Datenkategorien verknüpft, wie zum Beispiel den Kraftwerksstandorten und den Windrichtungen, um den Einfluss einzelner Kraftwerke auf die Luftqualität aufzuzeigen.
Quellen und mehr: