Solartraktor verschont Umwelt von Lärm- und Abgasbelastung
Emissionsarme Antriebe in der Landwirtschaft sind heutzutage ungefähr so selten, wie die Blaue Mauritius. Fossile Brennstoffe dominieren das Geschäft, die Agrarindustrie gilt als Energieschleuder. Traktoren und Erntemaschinen werden immer riesiger, je effizienter und schneller die Ernte eingebracht wird, desto besser. Der Kraftstoffverbrauch ist da zweitranging. Umso erstaunlicher ist deshalb die preisgekrönte Erfindung des Soester Landwirts Heinz Wegmann, der einen solarbetrieben Traktor entwickelt hat, wie Joschua Katz am 12.10.2020 auf energiezukunft berichtete.
Sonnenkraft statt Diesel
Auf dem rund dreizehn Quadratmeter großen Dach des Wegmann’schen Solartraktors befinden sich acht Solarmodule, die ausreichend Strom für den 15-Kilowatt starken Elektromotor liefern, berichtet das Nachrichtenportal top agrar online. Bei Sonnenschein treiben ihn acht PV-Module an. Und falls die Sonne mal nicht scheint, kann jederzeit der eingebaute Batteriespeicher aushelfen.
Und die Praxis hat gezeigt: Nur selten musste Wegmann die Batterien seines Solartraktors überhaupt aufladen. Meistens hat der durch die Sonnenkraft erzeugte Strom allein ausgereicht, um den Traktor anzutreiben. Dadurch konnte der landwirtschaftliche Unternehmer aus Soest bereits im ersten Nutzungsjahr rund 10 Prozent Diesel einsparen. In den kommenden Jahren soll dieser Wert sogar noch verbessert werden.
Rennen kann Wegmann mit seinem kleinen E-Traktor natürlich nicht gewinnen. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von etwa fünfzehn Kilometern pro Stunde geht es eher im gemütlichen Tempo voran. Damit der Landwirt mit seinem ausladenden Dach auf dem Heimweg nicht irgendwo aneckt und die Solarmodule beschädigt werden, kann der Diplom-Ingenieur die seitlichen Solarflächen auf das Mittelteil umklappen.
Eingesetzt wird der Solartraktor mit einer handelsüblichen drei Metern breiten Standard-Hackmaschine. Der aus dem nordrhein-westfälischen Soest stammende Erfinder kann damit Mais oder Zuckerrüben einbringen, aber auch einen Striegel zur mechanischen Unkrautbekämpfung verwenden.
Weitere Vorteile des Solartraktors
Abgesehen davon, dass für die Anwohner die sonst übliche Lärm- und Abgasbelastung entfällt, ist die kompakte Bauweise des kleinen Solartraktors ein weiterer Vorteil. Dadurch sitzt der Landwirt nur rund 1,5 Meter von seiner Hackmaschine entfernt – und kann besonders präzise und effizient arbeiten. Dadurch wird ein erheblicher Mehraufwand vermieden, da sich die sonst nötige Handarbeit deutlich verringert. Aufgrund des geringeren Gewichts des Traktors wird außerdem der Boden weniger stark verdichtet, wie es bei herkömmlichen Maschinen der Fall ist.
Für seine fortschrittliche Erfindung erhielt Wegmann kürzlich auch einen mit 3.000 Euro dotierten Sonderpreis beim EnergieInnovationsPreis 2020 der EnergieAgentur.NRW. „Die Jury lobte Heinz Wegmanns Erfindergeist und sein herausragendes Engagement für den Klimaschutz.“ Zukünftig plant der Landwirt und Diplom-Ingenieur die Serienfertigung seines Solartraktors.
Eine weitere Innovation im Bereich der emissionsarmen Landwirtschaft wurde bereits im Sommer in Dänemark vorgestellt: Der Roboter „Farmdroid“ kann selbstfahrend Rüben, Raps oder Rote Bete säen und hacken – und wird ebenfalls mit Solarstrom betrieben. Die aufmontierten Solarmodule erreichen dabei eine Leistung von 1,6 Kilowatt, die Fläche ist mit 6,5 Quadratmetern kleiner als beim Solartraktor. Auch beim Farmdroid-Roboter kommt ein Energiespeicher zum Einsatz, der rein theoretisch eine Antriebsreserve von maximal sechs Stunden liefert. jk
->Quelle: energiezukunft.eu/mit-sonnenkraft-den-acker-pfluegen