Umdenken auf Wasserstoff?
Das in Wilhelmshaven geplante LNG-Terminal wird nicht gebaut. Einer zufolge stellt deren 100prozentige Tochter LTeW (LNG Terminalgesellschaft Wilhelmshaven) die Planungen mit der Begründung „auf den Prüfstand“, die Buchungsabsichten der Interessenten reichten für eine Fortsetzung nicht aus. Die Gesellschaft überlege nun neue Optionen, etwa Wasserstoff, für den Standort Wilhelmshaven als Importhafen für umweltfreundliches Gas. DUH: „Gute Entscheidung für den Klimaschutz.
Aus der Uniper-Medienmitteilung: „Das Verfahren zur Feststellung des Interesses der Marktteilnehmer ist am Freitag vergangener Woche [30.10.2020] abgeschlossen worden. Zahlreiche Unternehmen hatten teilgenommen und ihr allgemeines Interesse erklärt, aber zu wenige hatten verbindliche Buchungen vorgenommen. Die Projektgesellschaft überlegt nun mehrere neue Optionen, wie der Standort Wilhelmshaven als Importhafen für umweltfreundliches Gas genutzt werden kann. Diese neue Konzeptphase sieht sowohl die Anpassung bisheriger als auch die Ergänzung neuer Elemente im Vergleich zum bisher geplanten Anlagendesign vor. Langfristig ist auch der direkte Import von Wasserstoff eine mögliche Option.“
Schon am 20.07.2020 hatte Solarify (Siehe: solarify.eu/lng-terminal-in-wilhelmshaven-strittig) darauf hingewiesen, dass der Energiekonzern Uniper das geplante LNG-Terminal in Wilhelmshaven nicht am bisher geplanten Standort errichten kann. Das geht aus einer Antwort der niedersächsischen Landesregierung auf eine kleine Anfrage grüner Landtagsabgeordneten hervor. Grund ist ein Biotop, das sich unter Wasser am ursprünglich geplanten Bauplatz im Jade-Fahrwasser befindet. Da das Biotop geschützt ist, muss Uniper die Planungen vollständig ändern.
DUH: Erfolg für den Klimaschutz
Die deutsche Umwelthilfe hatte sich früh gegen das Wilhelmshavener Terminal ausgesprochen: „Mit dem Terminal sollte erstmals die Möglichkeit geschaffen werden, extrem klimaschädliches Fracking-Gas als Flüssigerdgas (liquefied natural gas, LNG) nach Deutschland zu transportieren. Das Projekt hatte die Unterstützung von Bundesregierung und Landesregierung von Niedersachsen.“ Uniper wolle jedoch am Standort Wilhelmshaven festhalten und nun etwa eine Import-Infrastruktur für Wasserstoff prüfen.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner nannte den Beschluss „eine gute Entscheidung für den Klimaschutz. Heute noch dreistellige Millionenbeträge in eine fossile Infrastruktur zu stecken, ist nicht nur klimapolitisch unsinnig, sondern macht auch ökonomisch überhaupt keinen Sinn. Einen Schlussstrich unter diese Planungen zu ziehen, ist deshalb von Uniper folgerichtig. Mit der Abkehr vom geplanten LNG-Terminal hat Uniper nun die Chance, umzusteuern und stärker in erneuerbare Energien zu investieren. Wegen der geplanten Nähe zu sensiblen Naturräumen wie dem Nationalpark Wattenmeer ist der geplante Standort in Wilhelmshaven jedoch weiterhin ungeeignet für eine industrielle Infrastruktur.“
Die DUH hatte sich zusammen mit 38 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen am so genannten „Interessenbekundungsverfahren“ beteiligt und in einem „Letter of Disinterest“ ihr ausdrückliches und verbindliches Desinteresse an den Kapazitäten erklärt. Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH: „Die Entscheidung von Uniper hat Strahlkraft: Es gibt kein Geschäftsmodell für LNG-Terminals und einen Import von Fracking-Gas. Unternehmen, die heute noch auf fossile Projekte setzen, riskieren das Vermögen ihrer Investoren. Daraus müssen nun auch die Betreiber der geplanten LNG-Terminals in Brunsbüttel und Stade Konsequenzen ziehen: Wir fordern sie auf, dem Vorbild von Uniper zu folgen und diese klimaschädlichen Projekte ebenfalls unverzüglich abzusagen.“
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