AGEB: Verschiebung zugunsten der Erneuerbaren und des Erdgases in Q1 – Q3
Der Energieverbrauch in Deutschland wird in diesem Jahr voraussichtlich um knapp 7 Prozent unter das Niveau des Vorjahresfallen und eine Höhe von 11.920 Petajoule (PJ) oder 406,6 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) oder 3.311 TWh erreichen, schätzt die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen auf Grundlage der aktuellen Berechnungen für den Verbrauch in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres.
Infolge des Verbrauchsrückgangs sowie weiteren Verschiebungen im Energiemix zugunsten der Erneuerbaren und des Erdgases rechnet die AG Energiebilanzen für 2020 mit einem Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von knapp 72 Mio. t. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um mehr als 10 Prozent. Sollte der Verlauf der Corona-Pandemie noch weitere Maßnahmen erzwingen, ist mit einem stärkeren Rückgang beim Energieverbrauch sowie beim CO2-Ausstoß zu rechnen.
Nach Ablauf der ersten neun Monate lag der gesamte Energieverbrauch in Deutschland mit 8.469 PJ (2.352,5 TWh) beziehungsweise 289,1 Mio. t SKE (80,3 TWh) um 8,7 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Nach einem starken Einbruch des Energieverbrauchs im 2. Quartal konnte sich die Verbrauchsentwicklung im 3. Quartal etwas erholen; die dafür verantwortliche, leicht verbesserte wirtschaftliche Entwicklung schwächte sich zuletzt jedoch wieder spürbar ab. Für die deutlich rückläufige Verbrauchsentwicklung sind vor allem die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie verantwortlich. Hinzu kamen langfristige Trends, wie die weitere Zunahme der Energieeffizienz sowie die im Jahresdurchschnitt bisher etwas höheren Temperaturen.
Der Verbrauch von Mineralöl sank in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 insgesamt um 8,7 Prozent. Vor allem bei den Kraftstoffen kam es zu kräftigen Absatz- und Verbrauchsrückgängen. Ottokraftstoffe lagen mit 10,5 Prozent im Minus, beim Dieselkraftstoff lag der Rückgang bei 7,5 Prozent. Der Absatz von Flugkraftstoff verzeichnete beinahe eine Halbierung. Beim leichten Heizöl kam es dagegen zu Absatzsteigerungen in der Größenordnung von knapp 8 Prozent; viele Verbraucher nutzten die niedrigen Preise, um ihre Vorräte aufzufüllen. Die Lieferungen von Rohbenzin an die Chemische Industrie nahmen um 7,5 Prozent zu.
Der Erdgasverbrauch verringerte sich in den ersten neun Monaten insgesamt um 3,0 Prozent. Verbrauchsmindernd wirkten die im Vergleich zum Vorjahr mildere Witterung, vor allem in den heizintensiven Monaten Januar und Februar, sowie der konjunktur- und lockdown- bedingte Verbrauchsrückgang in verschiedenen Industriezweigen und im Gewerbe. Verbrauchssteigerungen im Kraftwerksbereich konnten die rückläufigen Entwicklungen in den anderen Verbrauchssektoren nicht ausgleichen.
Der Verbrauch an Steinkohle lag nach drei Quartalen um 25,7 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Beim Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung betrug der Rückgang sogar mehr als 34 Prozent. Diese Entwicklung ist vornehmlich auf die deutlich höhere Stromeinspeisung aus Wind- und PV-Anlagen sowie den stärkeren Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung zurückzuführen. Der Einsatz von Koks und Kohle in der Stahlindustrie reduzierte sich konjunkturbedingt um knapp 18 Prozent.
Der Verbrauch von Braunkohle lag nach den ersten neun Monaten um 27 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Diese Entwicklung ist neben dem pandemiebedingten Verbrauchsrückgang im Wesentlichen auf die Überführung weiter Kraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft, die höhere Stromeinspeisung aus Wind- und PV-Anlagen sowie durch niedrige Erdgaspreise bedingte Verschiebungen der Wettbewerbssituation auf dem nationalen und europäischen Strommarkt zurückzuführen.
Bei der Kernenergie kam es infolge der planmäßigen Abschaltung des Kraftwerks Philippsburg zum Jahresende 2019 zu einem Rückgang der Stromproduktion um 12 Prozent.
Die Erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch in den ersten neun Monaten um insgesamt 3 Prozent. Der Zuwachs beruht überwiegend auf der witterungsbedingt höheren Stromerzeugung aus Wind- und PV-Anlagen.
Auswirkungen auf die Höhe des nationalen Energieverbrauchs hat auch der Saldo beim Stromaustausch mit den Nachbarländern. Niedrige Stromverbräuche in den Nachbarländern sowie gesunkene Erdgaspreise führten zu deutlichen Verschiebungen in der europäischen Stromerzeugungsstruktur. Deutschlands negativer Stromaustauschsaldo mit seinen Nachbarstaaten fiel daher in den ersten neun Monaten wesentlich geringer aus als im Vorjahreszeitraum. Einerseits stiegen die Strommengen, die aus dem Ausland nach Deutschland flossen, andererseits gingen die Stromflüsse aus Deutschland in die Nachbarländer stark zurück.
->Quelle:
- ag-energiebilanzen.de/ageb_pressedienst_05_2020.pdf
- 1 TWh ? 3,6 PJ