Hoffnung

Die Abwahl des Twitter-Präsidenten lässt nicht nur Politiker rund um den Globus aufatmen (außer ein paar rechtsradikalen Populisten von Brasilien bis Ungarn), sondern auch Wissenschaftler, allen voran Umwelt- und Klimaforscher. Deren Mittel waren in der vergangenen Legislaturperiode immer weiter zusammengestrichen worden – zuletzt hievte das presidentielle Auslaufmodell einen umstrittenen Kohlelobbyisten an die Spitze der EPA (United States Environmental Protection Agency). Mit einer bombastischen Rede hatte der hoch verschuldete Milliardär (auf den, wie man inzwischen weiß, mindestens 30 Prozesse warten könnten – u.a. wg. Betrugs, Steuerhinterziehung, Geldwäsche und sexuellen Missbrauchs) am 29.06.2017 die US-Energie-Weltherrschaft angekündigt – und einen Klima-Albtraum: Im US-Energieministerium rief er unter Beifall beim sogenannten Energie-Entfesselungs-Event seine „ganz persönliche Energiewende“ aus, die „in den kommenden acht Jahren“ (!) vonstatten gehen werde. „Wir haben für mehr als 250 Jahre saubere, schöne Kohle“, „Erdgas für fast 100 Jahre, die USA seien ein „Top-Produzent von Erdöl“ und stünden an der Spitze einer neuen „Energierevolution“. Er drohte weltweite „Energie-Vorherrschaft“ an, mit „Millionen und Abermillionen von Jobs“ sowie „Billionen von Dollar an Wohlstand“. Man werde „den Markt beherrschen“ – und: „Wir werden unsere Energie in die ganze Welt exportieren, um den ganzen Globus herum.“ Damals wollte er das Arctic National Wildlife Refuge im US-Bundesstaat Alaska für Öl- und Gasfirmen öffnen. Wie immer wurden Arbeitsplätze und Naturschutz gegeneinander ausgespielt („Tausende neue Jobs“). Die North-Dakota-Ölfelder („möglichst schnell und dreckig“) verschmutzen seitdem in den letzten Rückzugsgebieten der Ureinwohner Luft und Wasser. US-Innenminister David Bernhardt genehmigte im Januar den (inzwischen vorerst gerichtlich gestoppten) Bau der Ölpipeline Keystone XL. Sein Präsident kündigte gleichzeitig an, die US-Regierung werde Umweltgesetze außer Kraft setzen, um schneller Großbauprojekte wie Pipelines, Flughäfen oder Autobahnen durchzuwinken – ungeachtet der Folgen für die Umwelt. Mehr als 100 Umweltschutzmaßnahmen Obamas wurden bereits wieder gestrichen: Darunter die Grenzwerte für Methan, die Auflagen für Kohlekraftwerke, das Gesetz zum Schutz bedrohter Arten und Obamas eingeführte „Clean-Water-Rule“ zur Sicherung von sauberem Trinkwasser. Die Wissenschaft wurde hohnlachend missachtet, an den Waldbränden in Kalifornien waren die Förster schuld, der Klimawandel eine chinesische Erfindung (ebenso wie der Coronavirus) – und der Pariser Klimapakt nichts als eine Verschwörung zur Schwächung der US-Wirtschaft (auch die WHO). Am Tag nach dem Wahltag (04.11.2020) wurde der Austritt aus COP21 rechtskräftig. Inzwischen hat ein Exodus von Wissenschaftlern eingesetzt: Viele renommierte EPA-Mitarbeiter haben wegen der Wissenschaftsfeindlichkeit der Regierung ihre Posten verlassen. Jetzt ist dieser Präsident Geschichte und sollte nunmehr möglichst selten genannt werden. -gh-