Atomenergie contra Photovoltaik contra Windenergie
„Der Klimawandel verlangt es. Die Menschheit muss schnell von fossilen auf Erneuerbare Energieträger umsteigen. Doch auf welche?“ fragt Alexander Rauscher, Physiker und Imaging-Scientist an der University of British Columbia in Kanada, zu Beginn eines Artikels im Wiener Standard vom 21.11.2020. Rauschers erste Antwort: „Die Kernspaltung wird oft als nahezu emissionsfreie Energiequelle ins Spiel gebracht.“ Denn: Laut Weltklimarat (IPCC) produziere Kernenergie 60-mal weniger CO2-Emissionen als Kohle. Außerdem gelte sie statistisch betrachtet als ziemlich sicher.
Nachdem eine Terawattstunde Kernenergie bisher lediglich 0,07 Todesfälle verursacht, die gleiche Menge Energie aus Braunkohle aber aufgrund der Luftverschmutzung 500mal so viele Leben gekostet habe, fragt Rauscher: „Ist die Atomenergie deshalb eine Alternative – trotz allem?“ Und er macht eine plausible Rechnung auf, an deren Ende ein klares NEIN steht..
Die insgesamt bisher gebauten Atomreaktoren liefern laut IAEA elf Prozent des Weltstrombedarfs decken. Also bräuchte die Menschheit allein für die Hälfte ihres Bedarfs heute mehr als 2.000 Reaktoren. Weil sich bis 2050 der globale Strombedarf voraussichtlich verdoppeln wird, würden bis dahin (um den Bedarf nur zur Hälfte zu decken) rund 4.000 Reaktoren gebraucht. „Um also eine erhebliche Reduktion des CO2-Ausstoßes zu erzielen, müssten über die nächsten 30 Jahre jeden Monat zehn neue Reaktoren ans Netz gehen; die aber müssten politisch durchgesetzt, genehmigt, finanziert, geplant und gebaut werden.“ Mit allen Kosten und Planungsrisiken: „Hinkley Point C in Großbritannien etwa hätte vor zwei Jahren ans Netz gehen sollen, wird aber erst frühestens ab 2025 seine 26 Terawattstunden pro Jahr liefern. Die Kosten sind von den ursprünglich veranschlagten 4,7 Milliarden Euro auf (derzeit) 26,6 Milliarden Euro gestiegen. Allein für Stilllegung und Rückbau gegen Ende des Jahrhunderts sind nochmals zehn Milliarden Euro veranschlagt.“ Noch dazu gebe es noch immer keine einzige Endlagerstätte für Atommüll.
Atomkraft hat keine Zukunft – genug EE-Potenzial
Rauscher schlussfolgert aus seiner Rechnung: „Es ist daher ausgeschlossen, dass die Menschheit in den nächsten dreißig Jahren zehnmal so viele Kernreaktoren wie in den letzten 60 Jahren baut. Selbst wenn man die ethischen Bedenken und das Risiko von Reaktorkatastrophen ignoriert, hat Kernenergie keine Zukunft, und ihr Anteil an der Stromproduktion würde sich zwischen fünf und 15 Prozent bewegen.“
Es gebe überall „Potenzial für wirksame Maßnahmen, etwa durch Förderung der Elektromobilität und Gebäudesanierung, begleitet von einem Ausbau von Wind- oder Sonnenenergie.“ Und zwar auch bei der in nördlichen Breiten im Vergleich zu Südeuropa und Nordafrika geringeren Effizienz. Noch dazu produziere ein PV-Park „in unseren Breiten die für ihren Bau benötigte Energie in nur zwei Jahren. Danach liefert sie Strom für weitere 30.“ Noch sauberer als Solar- ist laut Rauscher die Windenergie: „Die weltweit installierte Leistung von Windturbinen beträgt etwa 600 Gigawatt und nimmt um zwölf Prozent pro Jahr zu. Wind erzeugt bereits halb so viel Strom wie die Kernenergie und wird sie bis 2027 eingeholt haben.“
Der volatile Strom aus Sonne und Wind muss allerdings mittels Speicherung ausgeglichen werden. Die Store-Studie der Europäischen Kommission habe ergeben, dass ein europaweites Stromnetz diese Schwankungen nur teilweise abfangen könnte, es aber zusätzlicher lokaler Energiespeicher in Form von Batterien oder Pump- und Wärmespeichern bedarf. Gute Pufferspeicher wären Batterien von Elektroautos, anfangs in den Autos und danach weitere zehn Jahre als stationäre Speicher…
->Quelle und vollständiger Artikel: derstandard.at/luft-nach-oben-bei-sauberen-energieformen