Millardenstrafen drohen – auch 2021
Die strengen EU-Klimavorgaben bringen VW in Schwierigkeiten: Die Volkswagen AG wird die europäischen CO2-Grenzen mit ihrer Autoflotte überschreiten – in diesem und wohl auch im nächsten Jahr. Es werden voraussichtlich nicht genügend Elektroautos verkauft, um die CO2-Werte größerer Wagen mit Verbrennerantrieb auszugleichen und die Brüsseler Klimavorgaben für 2020 zu schaffen. Happige Strafen der EU können die Folge sein. Vorstandschef Herbert Diess beteuerte der Wirtschaftswoche gegenüber, man arbeite „jetzt unter Hochdruck daran, so nah wie möglich an die Ziele heranzukommen“.
Von den CO2-Grenzwerten „ein Gramm oder so“ entfernt
Diess hatte bereits früher angedeutet, dass die Abgasvorgaben aus Brüssel knapp gerissen werden: Von den Grenzwerten sei man „ein Gramm oder so“ entfernt, sagte er Anfang November. „Wir haben noch nicht aufgegeben, aber es wird sehr eng, die Flottenziele zu erreichen.“ Zwar hat VW vor kurzem neue Elektroautos wie den ID.3 gestartet, weitere Modelle sind zu Kosten zwischen 40 und 50.000 Euro in Vorbereitung. Bisher gelingt es mit den relativ geringen Stückzahlen aber nicht, die teils hohen CO2-Werte größerer Wagen wie SUVs oder Limousinen auszugleichen.
Schon 2020 dürfen Autohersteller in der EU im Schnitt maximal 95 Gramm Kohlendioxid je gefahrenem Kilometer im Schnitt ihrer neu verkauften Fahrzeuge ausstoßen. In einer Einführungsphase dürfen noch die emissionsreichsten fünf Prozent herausgerechnet werden, diese Übergangsregelung entfällt 2021. In der EU-Kommission gibt es Überlegungen, die Regeln in den kommenden Jahren weiter zu verschärfen – nicht nur für das Treibhausgas CO2, sondern auch für gesundheitsschädliche Stickoxide, um die es im Dieselskandal ging. Diess sagte der „Wirtschaftswoche“, man habe bei VW „relativ spät damit begonnen“, die eigene Flotte umzustellen. Bis 2025 steckt der Konzern nun insgesamt 35 Milliarden Euro allein in die E-Mobilität.
Diess: „Nächstes Jahr wird das einfacher werden, und ab 2022 sollten wir keine Probleme mehr haben, die Flottenziele zu erreichen.“ VW habe „relativ spät damit begonnen“, die Flotte auf emissionsärmere Fahrzeuge umzustellen, räumte Diess ein, obwohl die Branche gewusst habe, dass die Flottenziele kommen würden. „Vor 2025 werden wir nicht wesentlich schneller sein können, weil es nicht genügend Batterien gibt“, sagte er. „Zwischen 2025 und 2030 dagegen könnten wir noch zulegen.“
Noch offen ist die Höhe der Strafen – möglich sind aber nach zahlreichen Medienberichten Milliarden-Summen. Die EU kassiert je verkauftem Auto 95 Euro pro Gramm zu viel ausgestoßenen Kohledioxids. Wie viele Autos das sein werden, steht aber noch nicht fest – entsprechend unklar ist, wie weit der CO2-Grenzwert überschritten wird. n-tv: „Legt man für eine Modellrechnung zehn Millionen verkaufte Autos und im Flottendurchschnitt nur ein Gramm CO2 zu viel zugrunde, nähert sich die Strafzahlung schon der Milliardengrenze“. Ein VW-Sprecher sagte dagegen gegenüber n-tv, man rechne lediglich mit einer Millionenstrafe.
Korrektur an VW-Klimastrategie notwendig?
Der VW-Boss hatte zuvor erklärt, er unterstütze den Gesamtkurs der EU-Kommission in Sachen weiterer CO2-Grenzwert-Senkungen – allerdings drohten damit erhebliche Umbaukosten: „Wenn Brüssel von uns eine noch schnellere Gangart fordert, dann muss man sagen: Vor 2025 werden wir nicht wesentlich schneller sein können, weil es nicht genügend Batterien gibt. Zwischen 2025 und 2030 dagegen könnten wir noch zulegen.“ VW prüft denn auch inzwischen eine Korrektur der eigenen Klimastrategie bis 2030. Noch ist nämlich unklar, ob es für den Fall einer weiteren Verschärfung der EU-Ziele hinreichende Kapazitäten für einen schnelleren Hochlauf der E-Flotte gibt.
->Quellen: